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China und Afrika - Zwei, die sich gefunden haben

Frank Sieren
Frank Sieren
4. Dezember 2015

China hat bessere Beziehungen zu Afrika als der Westen. Denn statt mit rein technischer und finanzieller Unterstützung, wie der Westen, hilft China mit langfristigen Investments, meint DW-Kolumnist Frank Sieren.

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Xi Jinping mit Robert Mugabe in Harare - Foto: A. Ufumeli (dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/A. Ufumeli

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping nimmt sich erstaunlich viel Zeit für verschiedene Stationen in Afrika. Am Dienstag besuchte Xi zum ersten Mal in seiner Amtszeit Simbabwe. Gemeinsam mit Simbabwes Präsident Robert Mugabe unterschrieb Xi Verträge, in der sich beide Länder über neue Infrastrukturprojekte einigten. Der 91-jährige Mugabe wird vom Westen wegen Menschenrechtsverletzungen geächtet.

Schon jetzt kommen die Investitionen für Simbabwe vor allem aus China. Der Handel zwischen beiden Ländern wuchs im vergangenen Jahr um rund 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,24 Milliarden Dollar.

Frank Sieren - Foto: Marc Tirl (dpa)
DW-Kolumnist Frank SierenBild: picture-alliance/dpa/M. Tirl

Am Mittwoch ging es weiter nach Pretoria. Auch in Südafrika soll die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China ausgebaut werden. Beide Länder wollen 6,1 Milliarden Euro für neue Kooperationen in die Hand nehmen. Unter anderem übernimmt Peking eine Kreditzusage der China Development Bank von 500 Millionen Dollar (472 Millionen Euro) für Südafrikas staatlichen Energieversorger Eskom. Südafrikas Volkswirtschaft ist gemessen am Bruttoinlandsprodukt die zweitgrößte des Kontinents, nach der Nigerias. Doch Südafrikas Volkswirtschaft ist so marode, dass das Handelsvolumen zwischen Peking und Pretoria gerade noch auf rund 19 Milliarden Dollar jährlich kommt.

Investitionen trotz Flaute

Auch Chinas Wirtschaft kämpft derzeit mit einer Flaute. Doch Xi hat schon vor dem China-Afrika-Gipfel, der an diesem Wochenende in Johannesburg stattfindet, deutlich signalisiert, dass sich die Verbündeten Chinas in Afrika keine Sorgen machen müssen. Zuletzt waren die Direktinvestitionen der Chinesen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres aufgrund der Konjunkturflaute in China um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen.

Doch die Chinesen wissen, dass Afrika der Kontinent ist, der schneller wächst als der Westen. Schon 2025 wird wohl ein Fünftel der Weltbevölkerung in Afrika leben. Das bedeutet nicht nur, dass immer mehr Menschen dort aus der Armut aufsteigen, sondern auch, dass zwei Drittel der geschätzten 300 Millionen Haushalte in Afrika verfügbares Einkommen haben werden. Für die Chinesen, die den schwarzen Kontinent immer als eine Chance gesehen haben, kommen diese Prognosen wie gerufen.

Chinesische Produkte sind jetzt schon beliebt in Afrika. China hat zudem in den vergangenen Jahren in immer mehr in Infrastrukturprojekte auf dem schwarzen Kontinent investiert. Ähnlich wie in der Volksrepublik will China damit die Küstenregionen mit dem afrikanischen Hinterland durch Schienen, Straßen und Brücken verbinden. Damit soll auch die Überkapazität in Chinas Bau- und Industriesektor abgebaut werden. Auch der Ausbau der "Maritimen Seidenstraße", die von den Küsten Südchinas über das Südchinesische Meer und den Indischen Ozean bis nach Afrika führt, verfolgt dieses Ziel.

Für deutsche und europäische Unternehmen, die schon gehofft hatten, für das schwächelnde China einspringen und in Afrika endlich etwas Boden gut machen zu können, sind das schlechte Nachrichten.

Afrikaner haben die Wahl

Die Regierungschefs Afrikas können sich aussuchen, mit wem sie kooperieren wollen. Sie können mit dem Westen zusammenarbeiten, der seine Gelder und Technologien meist an Bedingungen für Verbesserungen der Menschenrechte oder Demokratie knüpft. Oder sie können das Geld aus Peking nehmen, das nicht nur ohne Bedingungen, sondern auch noch in höheren Summen in Afrika investiert wird. Wie die Wahl ausfällt, lässt sich leicht erraten. Ob wir im Westen das für richtig und langfristig nachhaltig halten, spielt nun keine so große Rolle mehr wie früher. Die beiden souveränen Partner treffen ihre Entscheidung und müssen nicht im Westen nachfragen.

Pekings Interessen sind selbstverständlich nicht nur wirtschaftlicher Natur. Xi versprach der Afrikanischen Union 100 Millionen Dollar zum Aufbau einer neuen militärischen Krisentruppe. Und mit dem Dschibuti in Ostafrika ist Peking dabei, über den Bau des ersten Militärstützpunkts Chinas im Ausland zu verhandeln. Dort haben schon Franzosen, Japaner und Amerikaner eine Militärbasis. Mit diesem Sicherheitsversprechen rücken China und Afrika nun auch militärisch enger zusammen.

Unser Kolumnist Frank Sieren lebt seit über 20 Jahren in Peking.