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Chinas Freund in Arabien

Frank Sieren13. Februar 2015

Saudi-Arabiens neuer König Salman hat versprochen, der außenpolitischen Linie seines Vorgängers treu zu bleiben. Für China ist das eine gute Nachricht, meint DW-Kolumnist Frank Sieren.

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Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao in Saudi Arabien
Bild: REUTERS

Nach dem Tod von Saudi-Arabiens König Abdullah hat dessen Nachfolger Salman ibn Abd al-Aziz Al Saud in seinen ersten Tagen im Amt nicht gerade eine gute Figur gemacht. Seine Fernsehansprache zum Amtsantritt las er mit dünner Stimme ab. Das erinnerte das Volk daran, dass Salman – ähnlich wie schon Abdullah vor ihm – bereits seit vielen Jahren nicht mehr bei bester Gesundheit ist. Sogar Demenz wird dem 79-jährigen nachgesagt. Skurril wirkte in der vergangenen Woche auch, wie er sich von den Bürgern Riads gratulieren ließ. Statt, wie in der saudischen Tradition üblich, seinen Gästen im Palast persönlich die Hand zu schütteln, übernahmen diesen Job Salman-Pappfiguren, hinter denen Doubles standen und Gratulanten ihren Arm durch ein Loch entgegenstreckten. Das mag ein bisschen verschroben wirken. Doch solange Salman nur einfache Bürger und nicht auch seine Staatsgäste in Riad so grüßt, dürfte man sich im Ausland keine allzu großen Sorgen wegen des Machtwechsels im Königshaus machen.

Eines der ersten Versprechen Salmans war es schließlich, an der bisherigen Linie Abdullahs keine bemerkenswerten Änderungen vorzunehmen. Das wird man auch in Peking gern gehört haben. Die Beziehungen beider Länder waren zuletzt enger als je zuvor. Und das lag vor allem an dem Engagement Abdullahs, der im Jahr 2006 als erster saudischer König überhaupt die Volksrepublik besuchte, um Schlüsselpartner für sein wichtigstes außenpolitisches Vorhaben seiner Regierungszeit an Land zu ziehen. Das auf den Namen „Blick nach Osten“ getaufte Projekt hatte zum Ziel, asiatische Länder zum wichtigsten Abnehmer des saudischen Öls zu machen. Bis dahin waren die Saudis eng mit den Amerikanern verbunden, ein politisch nicht ganz einfacher Partner.

Peking auf Öl-Importe angewiesen

Peking, dessen energiehungrige Wirtschaft auf Öl-Importe angewiesen ist, kam dieser Plan damals gerade recht. Und Abdullah hatte stets ein geschicktes Händchen dafür, die Beziehungen zu seinen bald wichtigsten Kunden zu pflegen. Nach einem verheerenden Erdbeben in Chinas Sichuan Provinz zögerte Abdullah nicht lange und schickte mehr finanzielle Hilfe als jeder andere Staat. Ein Jahr später vereinbarten Chinas damaliger Präsident Hu Jintao und Abdullah dann eine breitere Zusammenarbeit in regionalen Fragen im Nahen Osten. Stehen die Chinesen seitdem in der Region vor Problemen, seine Ölfelder sicher zu betreiben – wie aktuell etwa im Irak, wo die Terroristen der IS es Peking schwer machen – ist Riad stets der erste Ansprechpartner, der um Rat gefragt wird. Und dass die Zusammenarbeit auch unter Salman gut funktionieren wird, zeichnete sich schon ab, als der – damals noch in seiner Funktion als Kronprinz – vor gut einem Jahr in Peking mit Chinas Präsident Xi Jinping zusammenkam.

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DW-Kolumnist Frank SierenBild: Frank Sieren

Beide Seiten vereinbarten neue Kooperationen in der Raumfahrt. Außerdem lud Xi Salman ein, an dem neuen Seidenstraßenprojekt teilzunehmen, einem globalen Handelsnetz unter der Kontrolle Pekings. Der wichtigste Faktor, der Peking und Riad zusammenschweißt, bleibt aber das Öl. Seitdem die USA dank Fracking-Technologien zunehmend zum Erdöl-Selbstversorger werden und sich aus dem Nahen Osten zurückziehen, ist nun die Volksrepublik der mit Abstand wichtigste Abnehmer der saudischen Vorkommen. Durchschnittlich 993.000 Barrel pro Tag kaufte Peking den Saudis im vergangenen Jahr ab. Allerdings: Ein so treuer Kunde, wie es die USA für Saudi-Arabien in den letzten Jahrzehnten stets waren, ist China nicht. Die Regierung in Peking hat klar gemacht, dass sie den Öl-Hunger des Landes über Lieferanten in aller Welt stillen will, und dabei weniger als die USA auf politische Kalküle Rücksicht nehmen muss. Es gilt: Wer den besten Preis macht, kriegt den Zuschlag. Und zuletzt war das nicht Saudi-Arabien sondern das von westlichen Sanktionen geplagte Russland.

DW-Kolumnist Frank Sieren lebt seit 20 Jahren in Peking.