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Mehr Dialog als Streitereien

Frank Sieren, Peking25. Februar 2016

China und die USA streiten sich um die Vorherrschaft in Asien. Doch Peking und Washington stehen nicht nur in Konkurrenz, sondern profitieren auch voneinander, meint DW-Kolumnist Frank Sieren.

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John Kerry und Wang Yi bei Pressekonferenz Washington
Bild: picture-alliance/dpa/S.Corum

Zwischen China und den USA ist das Verhältnis ähnlich wie in einem Löwenrudel. Es gibt einen alt eingesessenen Alpha-Löwen, der das Sagen hat. Aber es gibt immer auch einen jüngeren, stärker werdenden zweiten Löwen, der die Löwengruppe mit beschützt und gegen Gefahren verteidigt. Gleichzeitig jedoch testet der jüngere Löwe immer wieder seine Stärke gegenüber dem älteren. Dass China nun im Territorialstreit im Südchinesischen Meer seine Krallen ausfährt und nicht zimperlich ist, zeugt von dem neuen Selbstbewusstsein, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft mittlerweile hat.

Während des Besuchs des chinesischen Außenministers Wang Yi bei US-Außenminister John Kerry in Washington tauchten am Dienstag dieser Woche Bilder auf, wonach Peking Kampfjets auf die umstrittenen Inseln verlegt haben soll. Schon vergangene Woche zeigten Satellitenbilder, dass China auf einer der umstrittenen Inseln Flugabwehrraketen stationiert hat. Die Bilder zeigten zwei Luftabwehr-Raketenbatterien auf Woody Island mit einer Reichweite von rund 200 Kilometern. Ausgerechnet zur gleichen Zeit, als US-Präsident Barack Obama mehrere südostasiatische Staaten zu einer Konferenz in Kalifornien empfing, um darüber zu sprechen, wie sich der Konflikt entspannen ließe.

Große Differenzen im Inselstreit

Das Südchinesische Meer liegt zwischen Brunei, China, Vietnam, Malaysia, Indonesien, Singapur und den Philippinen. Ein Drittel des weltweiten Schiffsverkehrs wird dort abgewickelt. In der Region werden große Öl- und Gasvorkommen vermutet. China beansprucht 90 Prozent des 3,5 Millionen Quadratmeter großen Gebietes für sich, darunter Inseln und Riffe, die teils mehr als 800 Kilometer von der chinesischen aber nur etwa 220 Kilometer von der philippinischen Küste entfernt liegen.

Frank Sieren, Foto: privat
DW-Korrespondent Frank SierenBild: picture-alliance/dpa/M. Tirl

Der Konflikt müsste friedlich und nach internationalem Recht beigelegt werden, erklärte Obama staatsmännisch mit Blick auf die Territorialstreitigkeiten. Dabei darf man nicht vergessen: Auch Obama hat in den vergangenen Monaten immer wieder mit Überflügen von B52-Bombern und Schiffspatrouillen in der Region provoziert. Zudem machte Chinas Außenminister Wang Yi bei seinem derzeitigen Besuch in den USA noch mal klar, dass die Streitigkeiten eine Angelegenheit zwischen den benachbarten Inseln im Südchinesischen Meer ist, und die USA sich dabei heraushalten sollte.

USA und China: auch gemeinsame Interessen

Auch wenn die Streitigkeiten um die Inseln im Südchinesischen Meer nun in die nächste Runde gehen, China und USA können auch anders: Beide Nationen stehen nicht nur in Konkurrenz, sondern profitieren auch voneinander. Allein im vergangenen Jahr betrug der Handelswert der Waren zwischen beiden Ländern 558,4 Milliarden US-Dollar und die Chinesen sind mittlerweile der größte Handelspartner der Amerikaner.

Auch die gegenseitigen Investitionen liegen über 150 Milliarden Dollar. Und die Zahl der Touristen zwischen China und den USA stieg jüngst auf rund fünf Millionen. Und schließlich ist China der größte Gläubiger der Amerikaner. Je mehr man voneinander abhängig ist, desto mehr muss man miteinander reden. Deshalb haben sich der chinesische Außenminister Wang Yi und sein amerikanischer Amtskollege John Kerry allein in den vergangenen 30 Tagen schon drei Mal zu Gesprächen getroffen.

Unser Korrespondent Frank Sieren lebt seit über 20 Jahren in Peking.