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Sierens China: Nicht ohne die Taliban

Frank Sieren13. Januar 2016

China, Afghanistan, Pakistan und die USA beraten darüber, wie sie mit den Taliban verhandeln können, um den Terror aus Afghanistan einzudämmen. Chinas Rolle dabei wird immer wichtiger, meint DW-Kolumnist Frank Sieren.

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Pakistan Friedensgespräche Afghanistan - Taliban in Islamabad
Pakistan, Afghanistan, die USA und China am Verhandlungstisch in IslamabadBild: picture-alliance/dpa/APP

Stabilität durch Schlichtung, ohne die Kräfteverhältnisse zu verschieben - so lautet Chinas Position für den Friedensprozess in Afghanistan. Zwar hat auch China handfeste Interessen in Afghanistan. Peking will vor allem verhindern, dass der islamistische Terrorismus von ihrem östlichen Nachbarn nach China überschwappt. Denn Peking geht davon aus, dass die jüngsten Attacken von Terroristen in der Region Xinjiang aus dem östlichen Afghanistan heraus geplant wurden. Und Peking braucht dringend ein stabiles Afghanistan, um seine ehrgeizigen Pläne der neuen Seidenstraße umsetzen zu können.

Dennoch ist China als Vermittler besser geeignet als die USA, die versucht haben, die Kräfteverhältnisse im Afghanistan-Konflikt auf den Kopf zu stellen und damit gescheitert sind. So wie Washington einsehen musste, dass es in Syrien nicht ohne Russland geht, musste die amerikanische Regierung sich inzwischen ebenfalls eingestehen, dass es in Afghanistan nicht ohne China geht.

Immerhin ein gemeinsames Ziel

Anfang der Woche traf sich der chinesische Sonderbeauftragte für Afghanistan, Deng Xijun, mit dem afghanischen Außenminister, Hekmat Karzai, dem Außensekretär Pakistans, Aizaz Chaudhry, und dem US-Repräsentanten für Afghanistan und Pakistan, Richard Olson, in Islamabad. Immerhin verfolgen alle vier Länder inzwischen ein Ziel: Sie wollen die Taliban an den Verhandlungstisch bringen, damit direkte Gespräche mit der afghanischen Regierung stattfinden können.

Die Amerikaner hat dies die größte Überwindung gekostet - waren sie doch 2001 in Afghanistan einmarschiert, um die Taliban zu vernichten. Peking hingegen hat währenddessen den Kontakt mit den Taliban nicht abreißen lassen, auch wenn die Taliban in Peking als schwieriger Dialogpartner eingeschätzt werden. Und es ist seit dem Ende der NATO-Mission Ende 2014 nicht einfacher geworden: Die Gewaltbereitschaft der radikalislamischen Taliban hat eher zugenommen, seit dem Tod ihres Anführers Mullah Mohammed Omar, auf den die Amerikaner ein Kopfgeld von zehn Millionen US-Dollar ausgesetzt hatten. Nun sind die Taliban zerstrittener denn je.

Frank Sieren *PROVISORISCH*
DW-Kolumnist Frank SierenBild: picture-alliance/dpa/M. Tirl

Gastgeberland Pakistan wird von der afghanischen Regierung und Washington unterstellt, dass sie die Taliban finanziell und materiell unterstützen und ihnen Zuflucht gewähren. Der Hauptsitz der Talibanführung soll sich in Pakistan befinden. Sataj Aziz, der außenpolitische Berater der pakistanischen Regierung, verteidigte sich zu Beginn der Gespräche, dass Pakistans Einfluss auf die Taliban überschätzt werde.

Alle Hoffnungen ruhen auf China

Umso mehr wird nun auf Chinas Rolle bei den Verhandlungen gesetzt. Denn Peking will nicht nur die Infrastruktur in Afghanistan ausbauen, sondern auch in Pakistan. Dort soll ein China-Pakistan-Wirtschaftskorridor mit neuen Straßen, Kraftwerken und Industrieparks entstehen. 46 Milliarden US-Dollar will China dafür ausgeben. Geld, das nun solange nicht weiter fließt, solange die Region nicht stabil genug ist. Für Peking stellt sich vor allem die Frage, ob Pakistan einflussreich genug ist, die Lage zu stabilisieren und ob es überhaupt ein Interesse an Stabilität in Afghanistan hat. Pekings wichtigster Erfolg bisher: Zwei Vertreter der Taliban aus dem Golfstaat Katar erklärten sich jüngst bereit, sich mit chinesischen und pakistanischen Vertretern in Islamabad zu treffen. Das war ein wichtiger Schritt, hat aber noch nicht dazu geführt, dass die Taliban mit am Tisch sitzen.

Ein ermutigendes Zeichen gibt es allerdings: Pakistan, Afghanistan, China und die USA wollen sich schon am 18. Januar wieder zu gemeinsamen Gesprächen treffen.

Unser Kolumnist Frank Sieren lebt seit über 20 Jahren in Peking.