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Politik

"Konflikt am Golf nicht eskalieren lassen"

7. Juni 2017

Deutschlands Außenminister sorgt sich wegen der Krise um Katar. Sein saudischer Kollege erneuert in Berlin die Vorwürfe, dass das Emirat Terror unterstütze und erteilt dem "Bruderstaat" Ratschläge.

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Deutschland Berlin - Außenminister Sigmar Gabriel trifft auf Ahmed Al-Jubeir
Bild: picture-alliance/dpa/R. Hirschberger

Sigmar Gabriel ist die Sorge buchstäblich ins Gesicht geschrieben: Fast schon beschwörend redet der deutsche Außenminister am Mittwoch in Berlin auf seinen saudischen Kollegen Adel bin Ahmed Al-Jubeir ein. Der Konflikt um das Emirat Katar treibe auch die Deutschen um: "Und wir fragen uns: Lässt sich dieser Konflikt wieder eindämmen?"

Währenddessen steht der junge saudische Außenminister seelenruhig neben seinem deutschen Gastgeber und betont erst einmal seine guten persönlichen Beziehungen nach Deutschland: "Ich habe sieben Jahre in Bonn gelebt." Zum schweren Konflikt Saudi-Arabiens und mehrerer arabischer Ländern mit Katar sagt Al-Jubeir dann: "Katar ist unser Bruderstaat. Aber auch unter Brüdern muss man laut sagen, wenn etwas schief läuft. Dann erteilt man Ratschläge, und die sind dann auch im Interesse Katars."

Kaum Aussicht auf Versöhnung

Ratschläge erteilen: Nach Versöhnung hört sich das nicht an. Neben Saudi-Arabien haben auch die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Ägypten und der Jemen Anfang dieser Woche alle diplomatischen Kontakte zu Katar abgebrochen und das Golf-Emirat weitgehend isoliert. Sie werfen der Regierung in Doha vor, Terrororganisationen wie die Muslimbruderschaft und die Hamas zu unterstützen. Und sie stoßen sich an den guten katarischen Kontakten zum schiitischen Iran.

Bestärkt wurden die sunnitischen Ländern durch den Besuch von US-Präsident Donald Trump vor zweieinhalb Wochen in Saudi-Arabien, bei dem Trump die arabischen Länder aufgefordert hatte, gegen den schiitischen Iran und gegen von ihm unterstützte  Terrorgruppen vorzugehen.

Al-Jubeir: Treffen mit Trump war "historisch".

Das Treffen Trumps mit den Führern mehrerer arabischer Staaten nennt AL-Jubeir jetzt in Berlin gleich mehrfach "historisch". Es ist förmlich spürbar, wie aufgewertet sich die Saudis durch die klare Stellungnahme des US-Präsidenten für ihre Position fühlen. Seinem deutschen Gastgeber habe er die Gründe für die Schritte gegen Katar "erläutert". Und Nein:  Eine Vermittlerrolle Deutschlands in diesem Konflikt sei von arabischer Seite nicht erbeten worden. Immerhin: Al-Jubeir teilt mit, der Herrscher von Kuwait sei beauftragt worden, in dem Streit zu vermitteln.

Katar Doha Qatar Airlines  beim Start
Auswirkungen der Krise: Qatar-Airlines hat den Flugverkehr mit den arabischen Nachbarn vorerst eingestellt. Bild: picture-alliance/dpa

Gabriel: Anti-Terror-Allianz ist der richtige Weg

Auch Gabriel bemüht sich um Verständigung:  Der Terror müsse in all seinen Ausprägungen bekämpft werden, vor allem in der internationalen Anti-Terror-Allianz gegen den "Islamischen Staat" (IS). In ihr kämpfen viele Länder, die USA, die Europäer, aber auch arabische Staaten gegen die Terrormiliz im Irak und in Syrien.

"Das Gute an der Allianz ist für mich immer gewesen, dass sie sich nie gegen einzelne Länder in der Region gerichtet hat", sagt Gabriel. "Und die Konfrontation mit dem Iran nützt uns gar nichts. Wir haben doch gesehen, wie erfolgreich das Nuklearabkommen mit Teheran letztendlich war. Und ich bin froh, dass die USA daran festhalten." Noch, könnte Gabriel hinzufügen. Wer kann sich da schon sicher sein?

Al-Jubeir: Weiß nichts von Hackerangriffen

Ein Reporter des in Katar ansässigen Senders Al-Dschasira will dann wissen, was denn an Berichten über mögliche Hackerangriffe in Katar dran sei. Russische Hacker sollen Falschmeldungen in den katarischen Medien platziert haben, in denen es heißt, der Emir habe sich sehr freundlich über den Iran geäußert. Das habe dann die Boykottaktion der arabischen Länder mit ausgelöst.

Dem US-Sender CNN zufolge bestätigte das amerikanische FBI den Hackerangriff. Auch diese Frage hört sich der saudische Minister ruhig an und sagt dann: "Ich kenne diese Geschichte auch nur aus den Medien." Im Moment, das spürt auch Sigmar Gabriel, scheinen die Fronten in der Golf-Region verhärtet.