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Situation im Irak erneut zugespitzt

11. Mai 2005

Bei einer Anschlagserie im Irak sind am Mittwoch Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Zudem stößt die Offensive der USA im Westen des Landes auf erbitterten Widerstand. Washington hat den Kriegsetat aufgestockt.

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Bild: AP

Bei sieben Anschlägen im Nordirak und der Hauptstadt Bagdad sind am Mittwoch fast 70 Menschen getötet worden. Mehr als 130 erlitten Verletzungen.

In der Stadt Howeidscha sprengte sich vor einem Rekrutierungsbüro der irakischen Armee ein Attentäter am Morgen mit einem Sprengstoffgürtel inmitten der Freiwilligen in die Luft. Nach Angaben des Provinzgouverneurs Abdul Rahman Mustafa kamen mindestens 30 Menschen ums Leben, 50 weitere wurden verletzt. Die Polizei berichtete, nach dem Anschlag habe ein Heckenschütze einen US-Soldat erschossen, der zusammen mit Irakern den Tatort sicherte.

Anschlag in Irak Auto Tikrit
Nach dem Anschlag in TikritBild: AP

Bei einem Autobombenanschlag in der nordirakischen Stadt Tikrit wurden mindestens 28 Zivilisten getötet und 70 verletzt. Aus Polizeikreisen hieß es, der Täter habe den Sprengsatz per Fernbedienung neben einem Versammlungsort für Arbeiter
gezündet. Das rund 130 Kilometer nördlich von Bagdad gelegene Tikrit ist die Heimatstadt des gestürzten Machthabers Saddam Hussein.

Auch in Bagdad explodierten am Morgen mehrere Autobomben. Dabei kamen nach Augenzeugen- und Medienberichten mehr als zehn Menschen ums Leben.

Größter Militäreinsatz seit Falludscha

US-Eliteeinheiten hatten am Wochenende die Operation "Matador" in der westirakischen Provinz Anbar begonnen. Es handelt sich dabei um den größten Militäreinsatz seit dem Sturm der Rebellenhochburg Falludscha im November 2004. Die US-Einheiten sind dabei auf erbitterten Widerstand der Aufständischen gestoßen. Es handele sich um einen verbissen kämpfenden Feind, der sowohl über Waffen als auch über militärische Fähigkeiten verfüge, sagte General James Conway vom US-Generalstab am Dienstag (10.5.2005) in Washington.

Der irakische Gouverneur Radscha Nawaf Farhan al Mahalawi wurde auf dem Weg von Kaim ins weiter östlich gelegene Ramadi von Bewaffneten verschleppt. Die Entführer riefen später bei seiner Familie an und erklärten, sie würden ihn erst freilassen, wenn die US-Truppen aus der Region abgezogen seien, wie ein Bruder der Geisel mitteilte.

Nach US-Militärangaben sind bei den Kämpfen mindestens 100 Iraker getötet worden. Auch die Zahl der bei der Offensive getöteten US-Soldaten steigt weiter: Allein am Montag kamen nach Angaben des US-Militärs vom Dienstag vier Marineinfanteristen ums Leben.

US-Senat bewilligt mehr Geld für Kriegseinsätze

Nach dem US-Repräsentantenhaus bewilligte am Dienstag auch der Senat weitere 82 Milliarden Dollar (63,8 Milliarden Euro) vor allem für die Kriege in Afghanistan und im Irak. Damit summieren sich die Ausgaben für die Militäreinsätze und den Kampf gegen den Terror seit den Anschlägen vom 11. September 2001 auf mehr als 300 Milliarden Dollar (233 Milliarden Euro). Das meiste Geld wird für Militäraktionen bereitgestellt, insgesamt 75,9 Milliarden Dollar (59,1 Milliarden Euro). Für Auslandshilfe und internationale Programme wurden 4,5 Milliarden Dollar freigegeben.

Für das Amt des Botschafters im Irak nominierte US-Präsident George W. Bush am Dienstag Zalmay Khalilzad. Wenn der Senat zustimmt, wird der aus Afghanistan stammende Diplomat Nachfolger von John Negroponte, der nach nur wenigen Monaten in Bagdad zum ersten Nationalen Geheimdienstdirektor der Vereinigten Staaten berufen wurde. Khalilzad ist seit 2003 Botschafter in Afghanistan. (kas)