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Skandal um deutsche Kriegsgräber in Polen

26. Februar 2004

- Auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Nadolice ruhen auch SS-Angehörige

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Warschau, 26.2.2004, RZECZPOSPOLITA, poln.

Auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Nadolice (Nädlingen) in der Nähe von Wroclaw (Breslau), der vor kurzem eingeweiht wurde, ruhen auch Soldaten der Waffen-SS. Unter ihnen gibt es jedoch keinen Soldaten von der durch ihre Kriegsverbrechen berühmt-berüchtigten SS-Division Galizien oder von der SS -Brigade Dirlewanger sowie keine Wachmänner des Konzentrationslagers Auschwitz.

Diese Erkenntnisse stellte gestern (25.2.) Andrzej Przewoznik, der Generalsekretär des Rates zum Schutz der Opfer des Kampfes und des Martyriums vor.

In Nadolice ruhen bisher die Überreste von 13 000 Soldaten, von denen 8 500 identifiziert wurden. Auf dem Friedhof befinden sich Kreuze aus Granit und Tafeln mit den Namen der Gefallenen. Es gibt jedoch keine Angaben über den Dienstgrad und die Einheit, bei der diese Soldaten gedient haben.

Ähnlich wie auf anderen deutschen Soldatenfriedhöfen in Polen wurden die Soldaten von der Wehrmacht neben den Soldaten der Waffen-SS begraben.

"Man kann nicht ausschließen, dass sich unter den noch nicht identifizierten Soldaten auch Kriegsverbrecher befinden", betonte Andrzej Przewoznik und fügte hinzu: "Bei der Entstehung von Soldatenfriedhöfen respektieren wir das Recht jedes einzelnen Soldaten auf ein Begräbnis, das in der Genfer Konvention verankert ist".

"Für die Soldaten der Waffen-SS, die durch das Nürnberger Tribunal als eine verbrecherische Einheit eingestuft wurde, sollte es keinen Platz auf den Gedenktafeln auf den Friedhöfen geben", meint Professor Wlodzimierz Suleja, Direktor der Niederlassung des Institutes für Nationales Gedenken (IPN) in Wroclaw.

Andrzej Przewoznik hingegen ist der Ansicht, dass man mit Hilfe der deutschen Archive feststellen soll, welche Soldaten sich an Kriegsverbrechen beteiligt haben. Ihre Namen sollten dann von der Gedenktafel entfernt werden. (sta)