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Skandal um Schiedsrichter Hoyzer

1. Januar 1970

Der deutsche Fußball wird von einem Skandal erschüttert. Robert Hoyzer soll auf Fußballspiele gewettet haben, die er selbst als Referee geleitet hat. Hoyzer weist die Vorwürfe zurück. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

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Zurückgetreten, aber ohne SchuldeingeständnisBild: dpa

Er ist jung, sieht gut aus und galt als einer der aufstrebenden Stars der deutschen Schiedsrichterbranche. Trotz seiner erst 25 Jahre wurde der Berliner Robert Hoyzer schon seit 2003 in der 2. Bundesliga eingesetzt. Hinzu kamen Einsätze im DFB-Vereinspokal und der Regionalliga. Mit der Schiedsrichterei ist es für den 1,98 m großen Studenten jetzt allerdings vorbei.

Vorermittlungen aufgenommen

"Wir haben seit Freitag die Erkenntnis, dass dieser Schiedsrichter Spiele manipuliert hat", bestätigte Theo Zwanziger, der Geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in der "ARD-Sportschau". Hoyzer, der seinen Rücktritt als Schiedsrichter erklärt hat, drohen möglicherweise zivilrechtliche Klagen und Schadensersatzforderungen. Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft hat Vorermittlungen aufgenommen. Hoyzer weist die Vorwürfe der Manipulation zurück. Seinen Rücktritt wolle er nicht als Schuldeingeständnis verstehen.

Das Ansehen der deutschen Schiedsrichter, die international einen guten Ruf genießen, steht unterdessen auf dem Spiel. Erinnerungen an den legendären Bundesliga-Skandal 1971 werden wach, als insgesamt 53 Spieler, mehrere Klubs, Trainer und Funktionäre in einem regelrechten Bestechungssumpf gesteckt hatten. Die gravierende neue Qualität ist diesmal, dass es sich um einen "Unparteiischen" handelt.

Ein Einzelfall?

"Ich gehe davon aus, dass die Angelegenheit konsequent verfolgt und lückenlos aufgeklärt wird", sagte Zwanziger. Nach jetzigem Kenntnisstand handle es sich um einen Einzelfall, der nicht zu pauschaler Kritik an den Schiedsrichtern führen dürfe. Die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist am Montag (24.1.2005) zu einer Krisensitzung zusammen gekommen, um nach den mutmaßlichen Spielmanipulationen durch Robert Hoyzer über Konsequenzen zu beraten.

Schiedsrichter Rober Hoyzer, Spiel HSV gegen SC Paderborn
Hamburgs Sergej Barbarez diskutiert nach dem zweiten Gegentreffer mit Schiedsrichter Robert Hoyzer in Paderborn im DFB-Pokokalspiel gegen den ostwestfälischen Regionalligisten SC PaderbornBild: dpa

Im Mittelpunkt der Vorwürfe im Fall Hoyzer steht die vermutete Manipulation der Partie der ersten DFB-Pokal-Runde zwischen dem Drittligisten SC Paderborn und dem Hamburger SV (4:2) am 21. August 2004. Nachdem der HSV souverän mit 2:0 in Führung gegangen war, begünstigte Hoyzer mit zwei mehr als fragwürdigen Elfmeterpfiffen und einem Platzverweis gegen Emile Mpenza den Spielausgang zu Gunsten des Regionalligisten. Verdachtsmomente für weitere Manipulationen bestehen auch bei anderen von Hoyzer geleiteten Spielen.

Frühwarnsystem und Wettverbot

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) will Konsequenzen aus den Manipulationsvorwürfen gegen Hoyzer ziehen und einen engen Kontakt mit Buchmachern pflegen, um ähnliche Vorkommnisse zu verhindern. "Wir glauben, dass wir das Thema im Griff haben und werden mit Sicherheit ein Frühwarnsystem einführen", sagte Wilfried Straub, der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung im Interview mit dem Fernsehsender "Premiere". Damit könnten bei Quotenreaktionen Rückschlüsse analysiert werden, um Maßnahmen im laufenden Spielbetrieb zu ergreifen.

Manager Uli Hoeneß vom FC Bayern München hat aus den Manipulationsvorwürfen gegen Hoyzer erste Konsequenzen gezogen und ein grundsätzliches Wettverbot für die beim deutschen Fußball-Rekordmeister beschäftigten Profis ausgesprochen. Es soll laut Hoeneß auch für den Trainer und Funktionäre gelten. (mb)