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"Sklavinnen der Neuzeit" - Ein tschechisches Textilwerk beschäftigt 50 Nordkoreanerinnen

23. April 2004

- Die Polizei ermittelt

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Prag, 21.4.2004, PRAGER ZEITUNG, deutsch, Ondřej Kundra

Als Sklavinnen der Neuzeit sind sie in der Presse bezeichnet worden: 50 nordkoreanische Arbeiterinnen, die unter Aufsicht von Politkommissaren im mittelböhmischen Žebrák im Textilbetrieb Kreata malochen und mit ihren Gehältern die Kassen des kommunistischen Regimes in ihrer Heimat füllen helfen. Der Fall wurde zwar von den Medien aufgerollt, trotzdem bleiben viele Fragen: Sind die jungen Frauen freiwillig in Tschechien? Droht ihnen und ihren Familien Gefahr, wenn sie hier gegen die Aufsicht der Politkommissare verstoßen? Die Polizei untersucht seit drei Wochen den Sachverhalt. Informationen über den Stand der Ermittlungen werden nicht gegeben, da hält sich die Polizei an ein inzwischen bewährtes Muster. Ebenso wenig rückt die nordkoreanische Botschaft in Prag mit Informationen heraus. "Wir sagen zu der Angelegenheit nichts. Und hören Sie auf, uns in dieser Sache zu provozieren", antwortet am anderen Ende der Telefonleitung eine anonyme männliche Stimme in perfektem Tschechisch.

Licht in die Angelegenheit könnte Ludmila Faltusová bringen. Denn ihr gehört die Firma, die die nordkoreanischen Arbeiterinnen nach Tschechien brachte. Aber auch sie geizt mit Worten. “Ich habe sie hierher geholt”, bestätigt sie vor einer Villa in Prag-Hodkovičky. “Mehr sage ich dazu aber nicht”, bricht sie jedes weitere Gespräch ab.

Ludmila Faltusová kam Anfang der neunziger Jahre in die Tschechoslowakei. Damals ermöglichte die Regierung in Prag etwa 1800 Tschechen, die seit Generationen in der Westukraine lebten, die Rückkehr in die alte Heimat. Die Katastrophe von Tschernobyl war der Hintergrund. Vor sechs Jahren gründete sie ihre Firma CLA, die sich auf den "Import" von Arbeitskräften aus dem Osten spezialisierte. (...) (fp)