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Funktionen einer Cockpit-Tür

Fabian Schmidt26. März 2015

Moderne Cockpit-Türen sind nicht einfach nur mechanisch von innen verriegelt. Im Notfall können sie auch von der Kabine aus geöffnet werden. Dafür haben Kabinenpersonal und Piloten einen Zugangscode.

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Deutschland Absturz Germanwings A320 Cickpit Tür
Bild: Reuters/L. Foeger

Einbruchsichere Cockpit-Türen wurden nach den Anschlägen vom 11. September 2001 weltweit in Verkehrsmaschinen eingebaut. Sie sind üblicherweise so gestaltet, dass sie auch in Notfällen vom Kabinenpersonal oder einem Piloten, der sich außerhalb des Cockpits befindet, durch die Eingabe eines Zahlencodes geöffnet werden können.

Ein Airbus-Video aus dem Jahr 2002, also kurz nach den Anschlägen auf das World Trade Center in New York, erklärt die Funktion der damals gerade neu eingeführten Türen. Eine Airbus-Sprecherin bestätigte auf Anfrage der Deutschen Welle die Autentizität des Videos. Sie betonte aber, dass Airbus sich nicht zur Rolle der Cockpit-Tür im Fall des tragischen Germanwings-Unglücks äußern könne, da die Ermittlungen der Behörden noch laufen und Airbus sich nicht an Spekulationen beteiligen werde.

Elektronische Türverriegelung mit Zugangscode

Das gesamte Türsystem besteht demnach aus fünf Hauptkomponenten: Zunächst gibt es das eigentliche einbruch- und schusssichere Türblatt mit einer dreifachen elektrischen Verriegelung. Durch einen Türspion können Piloten hinausschauen. Zudem gibt es heute oft auch zusätzlich noch Videokameras in der Kabine, mit denen die Piloten aus dem Cockpit verfolgen können, was sich im Passagierbereich und vor der Tür abspielt.

Zweitens haben die Piloten auf ihrer Bedienungskonsole einen Schalter mit drei Einstellungen: "norm", "lock" und "unlock". Damit steuern sie die Tür. Drittens ist im Kabinenbereich eine Konsole mit einer Zahlentastatur und zwei Lämpchen angebracht: rot und grün - sowie ein Telefon, mit dem das Kabinenpersonal mit den Piloten sprechen kann. Viertens gibt es im Cockpit einen Summer, der sowohl als Klingel, als auch als Alarm dient und fünftens einen Drucksensor, der auf Druckabfälle im Cockpit reagiert.

Schutz der Piloten vor Eindringlingen

Üblicherweise sind beide Piloten im Cockpit und die Tür ist geschlossen. In diesem Zustand lässt sie sich nicht von der Kabine aus öffnen, weil es dort keine Klinke gibt. Der Schalter steht auf "norm", das heißt, die drei zusätzlichen Türverriegelungsbolzen sind nicht aktiviert.

Will nun eine Stewardess ins Cockpit, ruft sie den Flugkapitän zuerst an und drückt dann eine Klingeltaste auf der Bedienkonsole. Der Pilot schiebt darauf seinen Schalter auf "unlock" und die Stewardess kann eintreten. Sobald die Tür ins Schloss fällt, ist der Normalzustand wieder hergestellt.

Würde jemand versuchen, ins Cockpit zu kommen, ohne sich vorher telefonisch anzumelden - etwa durch Klopfen oder hämmern an die Tür - müssten die Piloten misstrauisch werden. Dann würden sie den Schalter auf "lock" umschalten und somit die drei zusätzlichen Riegel schließen. So können sie sicherstellen, dass die Tür auch dann noch verschlossen bleibt, falls jemand mit roher Gewalt versuchen würde, die Tür aufzubrechen.

Zugang zu den Piloten in Notfällen

Aber es gibt auch Fälle, in denen die Tür vom Kabinenpersonal geöffnet werden muss, etwa um den Piloten erste Hilfe zu leisten. Dies könnte bei einer Gasvergiftung der Fall sein, wenn beide Piloten ohnmächtig geworden sind und nicht mehr auf Anfragen aus der Kabine reagieren.

In diesem Fall hat das Kabinenpersonal einen Zugangscode. Gibt es diesen in die Bedienkonsole ein, ertönt im Cockpit ein Alarmsignal und neben dem Türschalter leuchtet der Schriftzug "open" auf. Reagieren die Piloten nicht darauf, entriegelt sich die Tür automatisch nach 30 Sekunden für fünf Sekunden. In dieser Zeit kann die Stewardess eintreten, um erste Hilfe zu leisten.

Sind die Piloten indes bei Bewusstsein und haben den Verdacht, dass sich jemand den Zugangscode zum Cockpit illegal beschafft haben könnte, können sie immer noch den Schalter in die "lock"-Position schieben. Dann bleibt die Tür auf jeden Fall für fünf Minuten verriegelt, so das Airbus Video. Flugexperte Tim van Beveren erklärte gegenüber der Deutschen Welle, dass diese Zeit mittlerweile auf 20 Minuten verlängert worden sei. Dieses Szenario käme in Betracht, wenn Terroristen das Kabinenpersonal foltern um die Herausgabe des Codes zu erzwingen.

Es gibt noch ein weiteres Szenario, bei dem sich die Tür ohne Zutun der Piloten öffnet: Falls der Sensor in der Kabinendecke einen Druckabfall im Cockpit meldet. Aber auch hier gilt: Ist der Türschalter einmal auf "lock" gedrückt, bleibt auch dann die Tür für fünf bzw. zwanzig Minuten verriegelt.