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So ist es in Afrika

30. Januar 2008

Deutsche Trainer gibt es beim Afrika-Cup einige – und oft genug sind am verzweifeln. Einen weiteren prominenten Trainer kann das nicht schrecken: Berti Vogts.

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Afrika ist anders: Guinea-Fan in Sekondi, GhanaBild: AP

Statt nach dem Viertelfinaleinzug mit seinen Kritikern abzurechnen, nutzte Berti Vogts den Befreiungsschlag zum stillen Protest. Genervt von den Spekulationen um seine Person verzichtete der ehemalige Fußball-Bundestrainer nach dem 2:0 (0:0) Nigerias im abschließenden Gruppenspiel des Afrika-Cups gegen Benin auf die Pressekonferenz und schickte seinen Assistenten vor. Vielleicht ahnte der 61-Jährige, dass der glückliche Einzug in die K.o.-Runde gegen Gastgeber Ghana am Sonntag (3.2.2008) die Diskussion um seine Zukunft nur aufgeschoben, nicht aber aufgehoben hat.

Würde gern in Afrika Platz nehmen: Volker Finke
Würde gern in Afrika Platz nehmen: Volker FinkeBild: AP

"Die Adler mühten sich gerade so durch", schrieb die nigerianische Zeitung "National Mirror" wenig euphorisch, und das Konkurrenzblatt "The Guardian" zeigte sich sogar ein wenig enttäuscht über das Weiterkommen, das nur durch die gleichzeitige Schützenhilfe von Gruppensieger Elfenbeinküste beim 3:0 (1:0) gegen Mali möglich wurde: "Die Fans hatten schon alle Hoffnungen auf das Team aufgegeben. Millionen Nigerianer haben sogar für ein Scheitern gebetet, damit neue Super Eagles ihre Chancen bekommen."

Nur eine Galgenfrist?

Hätte der Olympiasieger von 1996 bereits nach der Gruppenphase die Segel streichen müssen, wäre für Vogts das Abenteuer Nigeria wohl beendet gewesen. Verbandspräsident Lulu hatte ihm nach einer Krisensitzung nur eine Galgenfrist eingeräumt, der Name Louis van Gaal geistert seitdem als potenzieller Nachfolger in den Medien.

Dass der Welt- und Europameister zumindest gegen Ghana noch auf der Trainerbank sitzen wird, hat er neben der Elfenbeinküste einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit sowie seinem Star John Obi Mikel zu verdanken. Der Mittelfeldspieler vom FC Chelsea sorgte mit einem Kopfballtor für die Führung (52.) sowie für den ersten Turniertreffer und gab zum Endstand durch Yakubu Aiyegbeni (86.) die Vorlage.

"So ist es in Afrika"

"Wir sind jetzt alle sehr glücklich und versuchen, den Moment zu genießen", sagte Mikel. Weniger zurückhaltend betonte Co-Trainer Austin Eguavoen: "Unser Ziel ist es, den Cup zu gewinnen." Nur in diesem Fall könne Vogts sich auch wirklich sicher auf dem Trainerstuhl fühlen, glaubt Benins deutscher Coach Reinhard Fabisch: "Wenn Nigeria gegen Ghana verliert, dann geht das ganze Theater von vorne los. So ist es in Afrika. Vogts hat nur ein paar Tage Schonfrist bekommen."

Auch seine eigene Zukunft in Benin sei alles andere als gesichert: "Ich will meinen Zweijahresvertrag erfüllen. Aber ich weiß nicht, was passiert, wenn wir mit drei Niederlagen im Gepäck zu Hause angekommen sind."

Finke will nach Afrika

Der langjährige Freiburger Trainer Volker Finke wird vorerst nicht in den deutschen Profi-Fußball zurückkehren, träumt aber von der WM 2010. "Ich bevorzuge es, eine afrikanische Mannschaft zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika zu führen", sagte Finke am Rande des 26. Afrika-Cups in Ghana dem "Handelsblatt". Er sondiere derzeit Angebote afrikanischer Verbände, wollte jedoch die Namen der Nationen nicht nennen. "Sie wird auf jeden Fall aus Schwarzafrika kommen. Und man wird französisch sprechen", sagte Finke, der im Sommer nach 16 Dienstjahren den SC Freiburg verlassen hatte.

Ghana Fußball Afrika Cup 2008 Nigeria gegen Elfenbeinküste Berti Vogts
Durchgemüht:Berti VogtsBild: picture-alliance/ dpa

Otto Pfister, deutscher Trainer von Kameruns Fußball-Nationalmannschaft, hat mit einem Wutausbruch auf die seiner Meinung nach desolate Organisation des Afrika-Cups reagiert. Vor dem letzten Gruppenspiel gegen den Sudan am Abend war die Ausrüstung der Kameruner mit großer Verspätung angekommen.

Totale Katastrophe

"Es ist eine totale Katastrophe. Wir sind hier angekommen, und wir hatten weder Trikots noch Bälle", schimpfte Pfister: "Es sollte uns ein Helikopter mit dem Gepäck folgen. Unsere Hotelzimmer waren nicht gemacht, deshalb mussten wir drei Stunden im Foyer sitzen. Ich habe mehrere Weltstars im Kader. Wie soll ich da die Motivation hochhalten?"

Bereits zuvor in Kumasi habe es Probleme gegeben. "Wir wollten um halb zwei essen, aber der Hotelbesitzer hatte vergessen, dem Koch die Schlüssel zur Küche auszuhändigen. Jeden Tag ist etwas anderes. Es ist absolut desolat." (sams)