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Soldaten der Kriegsgräuel beschuldigt

24. Januar 2013

In Mali sind schwere Vorwürfe gegen die Armee laut geworden. Menschenrechtler und Einheimische beschuldigen die Streitkräfte, Tuaregs und Araber hingerichtet zu haben.

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Soldaten der malischen Nationalgarde (Foto:ISSOUF SANOGO/AFP/Getty Images)
Bild: ISSOUF SANOGO/AFP/Getty Images

Die Internationale Vereinigung für Menschenrechte FIDH forderte in Paris eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe. Der Organisation zufolge sollen die Getöteten beschuldigt worden sein, die im Norden des Landes vorrückenden Islamisten unterstützt zu haben. Andere seien im Besitz von Waffen gewesen, hätten sich bei Kontrollen nicht ausweisen können oder hätten schlicht einer verdächtigen Volksgruppe angehört.

Nach FIDH-Informationen gab es seit dem Beginn des französischen Militäreinsatzes am 10. Januar solche Hinrichtungen in Sévaré, Mopti, Niono und anderen Ortschaften in dem Konfliktgebiet. In Sévaré seien mindestens elf Menschen getötet worden. Es lägen auch glaubwürdige Berichte über 20 weitere Hinrichtungen in dem Gebiet vor, bei denen die Leichen anschließend hastig verbrannt worden seien. Die malischen  Streitkräfte wiesen die Vorwürfe zurück.

"Aus Rache verübte Übergriffe"

Die Europäische Union zeigte sich besorgt über die Berichte von schweren Menschenrechtsverstößen. Die für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgieva, sagte in einer Pressekonferenz  in Ouagadougou, der Hauptstadt von Malis Nachbarland Burkina Faso, Meldungen über "ethnische Kämpfe und aus Rache verübte Übergriffe" seien "sehr besorgniserregend". 

Besorgt zeigte sich auch der deutsche Außenminister Guido Westerwelle. Den schwerwiegenden Vorwürfen müsse gründlich nachgegangen werden, forderte er in Berlin. Racheakte oder Gewalt malischer Soldaten gegen Zivilisten würden auch die Bemühungen um einen poltitischen Ausgleich in Mali untergraben. Deutschland will sich mit Soldaten an einem Ausbildungsprogramm der Europäischen Union für die malische Armee beteiligen, das schon bald starten soll.

Georgieva war zuvor gemeinsam mit dem französischen Entwicklungsminister Pascal Canfin mit dem burkinischen Präsidenten Blaise Compaoré zusammengetroffen. Compaoré vermittelt seit dem vergangenen Jahr in dem Konflikt in Mali. Canfin sprach sich für einen "politischen Dialog innerhalb der malischen Gesellschaft" aus.

Islamistengruppe spaltet sich

Unterdessen haben sich Kämpfer der Islamistengruppe Ansar Dine in Mali von der Organisation abgespalten und eine neue Bewegung gegründet. Die neue Gruppe "Islamische Bewegung für den Norden Malis" wolle sich für eine Lösung auf dem Verhandlungsweg einsetzen, erklärte der frühere Ansar-Dine-Anführer Alghabass Ag Intalla einem französischen Radiosender.

In Mali rücken nun auch die ersten westafrikanischen Militäreinheiten in den Norden des Landes vor. Eine gewisse Anzahl von Truppen habe damit begonnen, sich von der Hauptstadt Bamako Richtung Nordosten zu bewegen, sagte Frankreichs Außenminister Laurent Fabius in Paris. Es seien bereits 1000 Soldaten aus westafrikanischen Staaten und dem Tschad in Bamako.

Gemeinsam mit den malischen Regierungseinheiten wollen die französischen Truppen außerdem den Schwung ihres Vormarschs nutzen, um so schnell wie möglich zur Wüstenstadt Timbuktu im Norden des Landes durchzustoßen. Gleichzeitig versuchen die Militärs die Städte in der Landesmitte zu sichern, die bereits zurückerobert wurden.

re/se (rtr, dapd, afp, dpa)