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Unterfinanziert und überfordert

Ludger Schadomsky9. Juni 2016

Seit zehn Jahren versucht eine Friedensmission der Afrikanischen Union, die somalische Regierung im Kampf gegen islamistische Milizen zu unterstützen. Doch in vielen Fällen ist die AMISOM hilflos.

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Somalische Friedensmission
Bild: picture-alliance/dpa/Amisom Photo /T. Jones

22.000 Soldaten aus Kenia, Äthiopien, Uganda und Burundi bilden die "Mission der Afrikanischen Union in Somalia", kurz AMISOM. Die Friedensmission wurde im Dezember 2006 mit der UN-Resolution 1725 mandatiert. Ihr Ziel: die somalische Übergangsregierung gegen Angriffe der militant-islamistischen "Union Islamischer Gerichte" zu verteidigen. Die Truppenstellung für die Mission gestaltete sich seinerzeit äußert schwierig, erst Ende Dezember 2007 konnte die Arbeit aufgenommen werden.

Seitdem ist die Mission von zaghaften Erfolgen und vielen Rückschlägen geprägt. Zwar konnten die islamischen Gerichte durch äthiopische Feuerkraft aus der Hauptstadt Mogadischu vertrieben werden. Doch in das folgende Machtvakuum stieß eine neue Miliz, die Al-Kaida-nahe Al-Shabaab ("Die Jugend"). Ihr Ziel: der Sturz der schwachen, in Machtkämpfen gefangenen somalischen Regierung, sowie die Vertreibung der als Besatzer gegeißelten AU-Truppen - allen voran der vermeintlich "christlichen" Äthiopier.

Geschwächt von Inkompetenz und schleppender Truppenzusage afrikanischer Partnerländer beschränkte sich die AMISOM lange Zeit darauf, die Hochsicherheitszone am Flughafen, den Seehafen von Mogadischu sowie den Präsidentensitz "Villa Somalia" vor den Gotteskriegern zu schützen. Die somalische Bevölkerung, traumatisiert von zwei Jahrzehnten Bürger- und Clankriegen, bekam die AU-Soldaten nur auf seltenen Patrouille-Fahrten zu Gesicht.

Schwieriger Kampf gegen Al-Shabaab

Zeitweise konnte die Al-Shabaab bei groß angelegten Offensiven, unterstützt durch Drohnen der USA, aus Teilen des Landes vertrieben werden. So konnte die AMISOM zuletzt auch in der Provinz Flagge zeigen, musste bei Gegenoffensiven aber immer wieder schwere Verluste hinnehmen. Bei einem Überfall im Januar dieses Jahres wurden vermutlich 140 kenianische Soldaten getötet; auch Burundi und Uganda hatten viele Opfer zu beklagen. Äthiopische Soldaten, die als die schlagkräftigsten der Allianz gelten, waren bei dem Terrorangrif auf ihren Stützpunkt an diesem Donnerstag erstmalig Opfer eines Anschlages.

Seit ihrem Beginn sieht sich die Mission mit Vorwürfen von Missmanagement, Korruption und Disziplinlosigkeit konfrontiert. Soldaten erhalten oft über Monate keinen Sold, hochrangige Militärs der Truppenstellerländer sollen in Geschäfte mit Al-Shabaab verwickelt sein. Ausbildungs- und Trainingsprogramme der Europäischen Union wurden von Somalia-Kennern als kontraproduktiv kritisiert: Viele der neuen Rekruten liefen zum Feind über.

Trotz erheblicher Unterstützung der USA und der EU (eine Milliarde Euro seit 2007) ist die logistische und militärische Ausstattung der AMISOM in vielen Teilen rudimentär und der Al-Shabaab unterlegen. Kenias Präsident Kenyatta drohte unlängst, seine Truppen abzuziehen, sollten die internationalen Partner die Finanzierungslücke nicht schließen.