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Somalische Piraten vor deutschem Haftrichter

12. Juni 2010

Zwei Monate nach dem Piratenüberfall auf das deutsche Containerschiff "Taipan" vor Somalia sind die zehn gefassten Seeräuber in deutscher Haft. Sie wurden in Hamburg einem Haftrichter vorgeführt.

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Das Containerschiff "MS Taipan" bei der Befreiung durch niederländische Marinesoldaten (Foto: AP)
Das Containerschiff "MS Taipan" bei der Befreiung durch niederländische MarinesoldatenBild: AP

Somalische Seeräuber haben schon mehrfach deutsche Schiffe vor der afrikanischen Küste gekapert, nun kommen einige von ihnen zum ersten Mal in Deutschland vor Gericht. Am Freitag (11.06.2010) traten neun Somalier in Hamburg vor den Haftrichter, der ihnen die Haftbefehle verkündete. Der Jüngste der Verdächtigen - laut Gutachter 15 oder 16 Jahre alt - war bereits am Donnerstagabend einem Jugendhaftrichter vorgeführt worden.

Außerminister Westerwelle spricht zu Soldaten der Luftaufklärungsgruppe P3C in Dschibuti, die an der Befreiung des Schiffs "Taipan" beteiligt war (Foto: dpa)
Außerminister Westerwelle spricht zur deutschen Luftaufklärungsgruppe P3C in Dschibuti, die an der Befreiung der "Taipan" beteiligt warBild: dpa

Die zehn Somalier waren am Donnerstag aus den Niederlanden nach Hamburg gebracht worden. Es ist das erste Mal seit 400 Jahren, dass Piraten nach dem Angriff auf ein deutsches Schiff sich auch in Deutschland vor einem Gericht verantworten müssen.

Die Piraten hatten am 5. April rund 800 Kilometer östlich von Somalia das Containerschiff "Taipan" der Hamburger Reederei Komorowski gekapert. Mit einer Kommandoaktion befreiten niederländische Soldaten am selben Tag das Schiff samt der 13-köpfigen Besatzung. Die Seeräuber wurden festgenommen. Die Befreiungsaktion erfolgte im Rahmen der EU-Antipiraterie-Mission "Atalanta". Die Hamburger Justiz erließ Haftbefehl gegen die Festgenommenen wegen versuchten räuberischen Menschenraubes und wegen Piraterie.

Reeder holt Söldner an Bord

Die deutsche Fregatte "Bremen" wirkt an der Anti-Piraterie-Mission "Atalanta" mit (Foto: PIZ Marine)
Die deutsche Fregatte "Bremen" wirkt an der Anti-Piraterie-Mission "Atalanta" mitBild: PIZ Marine

Die fortwährende Bedrohung der Schifffahrt durch die Seeräuber hat die deutschen Reeder ins Nachdenken gebracht. Die Reederei des Frachters "Taipan" entschloss sich nun, private bewaffnete Sicherheitsmänner an Bord zu holen. "Dafür haben wir das Schiff ausflaggen müssen", sagte Roland Höger, Geschäftsführer der überfallenen Reederei Komrowski, in Hamburg. Er forderte forderte "härteste Methoden" im Kampf gegen Piraterie. "Richtig ist, dass in Kreisen der Regierung und des Gesetzgebers das Bewusstsein da ist, aber das Handeln noch nicht stimmt", so Höger weiter.

Unter deutscher Flagge wäre der Einsatz privater bewaffneter Kräfte rechtlich sehr schwierig gewesen. Auch einige andere deutsche Reeder fahren inzwischen mit angeheuerten Kämpfern an Bord, wie der Verband der deutschen Reeder (VDR) mitteilte. Der Reederverband lehnt den Einsatz von Söldnern an Bord ab. Statt dessen sollten deutsche Soldaten oder Bundespolizisten an Bord gefährdeter Schiffe gehen, sagte Verbandssprecher Max Johns.

Britischer Frachter freigegeben

Derweil haben somalische Piraten ein im Januar entführtes britisches Schiff freigelassen. Das bestätigte das bulgarische Außenministerium am Freitag in Sofia. An Bord der "Asian Glory" waren 25 Mann, darunter acht Bulgaren. Das Schiff sei nun unterwegs nach Oman. Es war am 1. Januar vor der Küste Somalias gekapert worden. Somalische Piraten halten weiterhin 15 Bulgaren auf dem bulgarischen Schiff "Panega" fest. Es wurde vor einem Monat auf dem Weg nach Pakistan entführt.

Autor: Reinhard Kleber (dpa, apn)
Redaktion: Michael Wehling

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