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Sommerzeit ist Festivalzeit

Gönna Ketels24. Mai 2012

Ob Rock, Jazz, Klassik oder Heavy Metal: In den Sommermonaten wird Deutschland zum Reiseziel für Musiker und Musikliebhaber aus der ganzen Welt. Sie schätzen mehr als nur das Konzerterlebnis unter freiem Himmel.

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Festivalbesucher verfolgen am Freitag (03.06.11) beim Musikfestival Rock am Ring den Auftritt der Plain White T's auf der Centerstage. Rock am Ring wurde 1985 zum ersten Mal veranstaltet und war urspruenglich als einmaliges Ereignis geplant. Wegen der guten Zuschauerresonanz von 75.000 Menschen wurde das Festival jedoch fortgesetzt. (zu dapd-Text) Foto: Harald Tittel/dapd
Musikfestival Rock am Ring 2011Bild: dapd

Sonnenschein, Campingatmosphäre und Dauerbeschallung mit guter Musik – das verbinden viele Besucher mit den zahlreichen Open-Air-Festivals, die in Deutschland jeden Sommer angeboten werden. Kaum ein Wochenende vergeht zwischen Mai und September ohne eine mehrtägige musikalische Großveranstaltung. Die beliebtesten Festivals sind schon Monate im Voraus ausgebucht.

Eines von ihnen ist das "Hurricane". Auch in diesem Jahr lockt es vom 22. bis zum 24. Juni wieder 73.000 Rockfans nach Scheeßel, einem kleinen Ort südlich von Hamburg. Angekündigt haben sich deutsche Bands wie "Die Ärzte", aber auch internationale Gruppen wie "The Cure" oder "Blink 182".

Rockbands auf Open-Air-Tournee

Wiebke Ott war vor zwei Jahren zum ersten Mal beim "Hurricane". "Das Gemeinschaftsgefühl ist beeindruckend. Die Menschen sind viel freundlicher und offener im Umgang miteinander als sonst", sagt sie. Der Platz zum Campen ist praktischerweise meist im Eintritt inbegriffen. Wer möchte, kann so in seinem Zelt zwischen zwei Konzerten ein Schläfchen einlegen. Der erfahrene Festivalgänger hat für solche Fälle Ohrstöpsel dabei. Wiebke Ott sieht bei so großen Open-Air-Veranstaltungen nur einen entscheidenden Haken: "Viele interessante Künstler spielen gleichzeitig auf verschiedenen Bühnen. Dann muss man sich für ein Konzert entscheiden."

Mehrere Festivalteilnehmer betreiben Katzenwäsche am Wassertankwagen auf dem Gelände.
Katzenwäsche wie zu Omas ZeitenBild: DW/Anders

Entscheiden müssen sich die Bands zumindest nicht. Um an einem Wochenende parallel auf mehreren Festivals aufzutreten, müssen sie allerdings lange Fahrten quer durch Deutschland in Kauf nehmen. So stehen die meisten Musiker sowohl beim norddeutschen "Hurricane", als auch beim weit im Süden des Landes angesiedelten Zwillingsfestival "Southside" in Neuhausen ob Eck auf der Bühne.

Das Gleiche gilt für die Festivals "Rock am Ring" und "Rock im Park". Sie sind mit insgesamt 150.000 verkauften Tickets die besucherstärksten Open-Air-Veranstaltungen Deutschlands. Auch hier liegen rund 400 Kilometer zwischen dem westlichen Nürburgring in der Eifel und dem süddeutschen Nürnberger Frankenstadion. Mit dabei sind dieses Jahr unter anderem "Die Toten Hosen", "Metallica" und "Linkin Park".

Das größte Heavy Metal-Festival der Welt

Ein einzigartiges Phänomen in der deutschen Festivallandschaft ist das "Wacken Open Air" am ersten Augustwochenende. Für drei Tage verwandelt sich das sonst ruhige Dorf in Schleswig Holstein in eine Pilgerstätte für 75.000 Heavy Metal-Anhänger. Mit Langhaarfrisuren und in Lederkluft ziehen sie auf das 200 Hektar große Konzertgelände, wo insgesamt 120 Bands auftreten.

Ein Heavy Metal-Fan spielt beim "Wacken Open Air 2008" mit nacktem Oberkörper auf seiner aufblasbaren Gitarre.
Ein Highlight neben der Musik: die Kostüme der Wacken-BesucherBild: picture-alliance/ dpa

Ein regelmäßiger Besucher ist seit Jahren Andre Friedrichsen. Trotz der musikalisch harten Töne hebt er die friedliche Atmosphäre beim "Wacken Open Air" hervor: "Man versteht sich und es ist egal, ob man aus Deutschland, Argentinien, Russland oder Australien kommt." Mittlerweile reist jeder dritte Wacken-Besucher aus dem Ausland an.

Dass das Gelände bei Regen zur Schlammschlacht werden kann, schreckt Andre Friedrichsen übrigens nicht ab. "Festival ist ein Lebensgefühl und es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung", erklärt der erfahrene Festivalgänger.

Klassik und Jazz unter freiem Himmel

Fernab von schlammigen Ackerflächen bietet der deutsche Festivalkalender aber auch Termine, die eleganten Abendroben zum Auftritt verhelfen. Für das Berliner "Classic Open Air" oder das "Schleswig-Holstein Musik Festival" verlassen renommierte Sinfonieorchester ihre Konzerthäuser und ziehen ins Freie.

Ein Ueberlick über die Buehne und Zuschauer beim Classic Open Air Freiluft Konzert am Gendarmenmarkt.
Der Gendarmemarkt in Berlin während des "Classic Open Air"Bild: picture alliance/BREUEL-BILD

Christoph Rek ist jedes Jahr dabei, wenn die Berliner Philharmoniker auf der Waldbühne in der Hauptstadt die Spielsaison beenden. In diesem Sommer spielt das Orchester Werke von Tschaikowsky. "Es gelingt den Philharmonikern, eine ganz eigene Stimmung aufzubauen, eine Spannung zu halten und das Publikum an sich zu binden", schwärmt Christoph Rek. Am späten Abend geht es sogar richtig romantisch zu: Während der Zugaben können die Besucher bei Kerzenlicht mitsingen, mitsummen und mitschunkeln.

Gelegenheiten zum Mitwippen gibt es für Jazz-Liebhaber, zum Beispiel im Juli beim "Jazzopen Stuttgart". Für das Festival haben sich musikalische Größen wie Katie Melua, Melody Gardot und Till Brönner angekündigt. Im Norden lockt Ende Mai das "Elbjazz". Dann verwandelt sich der Hamburger Hafen in eine große Bühne, unter anderem für die Musiker Caro Emerald und Curtis Stigers.