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Sonnenfinsternis-Stresstest bestanden

20. März 2015

Die deutschen Stromnetze haben die Belastungsprobe durch die Sonnenfinsternis bestanden. Der gefürchtete Blackout infolge größerer Stromschwankungen blieb aus.

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Sonnenfinsternis 2015 Portugal
Bild: R. Kinnaird/Getty Images

"Sind in Deutschland überm Berg. Alles gut gelaufen. Vorbereitung hat sich ausgezahlt", twitterte der Netzbetreiber Tennet nach dem Naturschauspiel am Freitagmittag. Auch im Versorgungsbereich von Amprion lief den Angaben zufolge alles glatt - "Dank der guten Vorbereitung aller Netzbetreiber", sagte ein Sprecher. Übereinstimmend erklärten die Netzbetreiber, die Schwankungen durch den Zukauf konventioneller Kraftwerksleistungen ausgeglichen zu haben. Zudem seien sogenannte "abschaltbare Lasten" genutzt, also stromintensive Firmen für einige Minuten heruntergefahren worden. Die Gesamtkosten für den Mehraufwand schätzte die Tennet-Sprecherin auf einen einstelligen Millionen-Euro-Betrag.

Arndt Neuhaus, Vorstandschef der RWE Deutschland AG, betonte: "Die Situation macht aber deutlich, dass der Umbau des Energiesystems eine enorme Herausforderung für die Netze darstellt." Die partielle Sonnenfinsternis am Freitagvormittag bedeutete für die Stromnetze einen bislang beispiellosen Stresstest. Die Netzbetreiber mussten sich innerhalb des zweieinhalbstündigen Naturschauspiels zunächst auf einen Wegfall der in den vergangenen Jahren stark ausgebauten Solarenergie einstellen, ehe diese später wieder mit voller Last in die Netze drängte. Die Solareinspeisung brach zeitweise von 20.000 auf rund 6.000 Megawatt ein.

Neuer Stoff für die Debatte über die Energiewende

Damit es keine Stromausfälle gibt, müssen die Netze stets im Gleichgewicht zwischen Strom-Einspeisung und -Verbrauch gehalten werden. Während es bei der letzten Sonnenfinsternis in Deutschland 2003 erst wenige Solaranlagen auf den Dächern der Republik gab, sind es inzwischen im Zuge der Energiewende Anlagen mit einer Leistung von über 38.000 Megawatt. Dies entspricht der Leistung von knapp 40 Atomkraftwerken. Wenn diese ausfallen, müssen konventionelle Anlagen wie Kohle- und Gaskraftwerke einspringen. Dies regeln die Netzbetreiber, die bereits Reserveenergie gesichert haben. Die Kosten dafür werden auf die Stromkunden umgelegt.

Die Sonnenfinsternis hat auch die politische Debatte um die Energiewende befeuert. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hatte am Donnerstag erklärt, selbst wenn der Test gut ausgehe, müssten die deutschen Stromnetze konsequent ausgebaut und modernisiert werden. Die Bundesregierung setzt dabei unter anderem auf den Bau großer Stromtrassen von Nord- nach Süddeutschland. Sie trifft damit jedoch bei der bayerischen Landesregierung auf Widerstand, die sich mit dem Blick auf Proteste von Anwohnern für einen zurückhaltenden Ausbau der Leitungen ausgesprochen hat.

zdh/hmf (rtr)