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Sorge um den Ölpreis

Jens Thurau9. April 2002

Die Reise ist schon lange geplant und dient der Pflege der Kontakte: Aber aus aktuellem Anlass erhält der Besuch von Bundeswirtschaftminister Werner Müller in Oman und Saudi-Arabien neue Brisanz.

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Ölraffinerie in KuwaitBild: AP
Nach der Eskalation der Gewalt im Nahen Osten ist der Ölpreis heftig gestiegen und das OPEC-Mitglied Irak wiederholt seine Forderung nach einem Öl-Boykott vor allem gegen die USA, um die Palästinenser zu unterstützen. Der Preis für ein Barrel Öl stieg auf fast 28 Dollar - das ist der höchste Stand seit mehr als sechs Monaten. Droht die Entwicklung auf dem Ölmarkt den zarten Aufschwung in den USA und Europa schon wieder einzutrüben? Bundeswirtschaftsminister Müller, dessen Reise am Samstag (6.4.) beginnt, warnte vor Panik: "Solange der Ölpreis sich in dieser Größenordnung bewegt, sehe ich noch kein Konjunkturhindernis", betonte er . "Wenn er die 30 Dollar über Monate übersteigen würde, wäre es ein gewisses Problem", fügte Müller hinzu. Ein solches Szenario sei jedoch derzeit nicht absehbar.

Denn von den übrigen OPEC-Staaten hat bislang nur der Iran Sympathie für die irakischen Embargopläne: mit der Einschränkung, dass auch alle Golfstaaten mitziehen. Damit ist derzeit aber nicht zu rechnen. Kuwait und Saudi-Arabien lehnen es ausdrücklich ab, ihr Öl als Waffe einzusetzen. Dennoch werden die Boykottdrohungen Müllers Reise ein Thema sein, sagte Ministeriumssprecherin Sabine Maass. Der eigentliche Anlass der Reise die jedoch die Eröffnung der deutsch-saudischen Wirtschaftskommission ist, die am Montag (8.4.) in Jeddah stattfindet.

Zurückhaltend zu möglichen Boykotten äußerten sich auch internationale Experten. Die Araber würden ihr Öl momentan sicher nicht als Waffe einsetzen, sagte ein saudischer Öl-Analyst. Die Situation sei mit der Ölkrise der siebziger Jahre nicht vergleichbar.

Dennoch hatten die Mineralölkonzerne in Deutschland die Lage auf dem Ölmarkt als Begründung für ihren teilweise drastischen Preiserhöhungen vor Ostern genannt. Dies hatte Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig auf den Plan gerufen. Er argwöhnte, die Konzerne nutzen die Situation schamlos aus und drohte mit Maßnahmen des Bundeskartellamtes. Kartellamtschef Ulf Böge kann jedoch keine Preisabsprachen der Konzerne erkennen: "Wir haben keine konkreten Hinweise darauf", sagte er. "Und in sofern finde ich es überhaupt nicht förderlich für die Arbeit des Bundeskartellamtes, wenn man mit dem Kartellamt droht, ohne dass man selber konkrete Nachweise oder Beweise liefern kann."

Unterdessen wies der Mineralölwirtschaftsverband darauf hin, dass sich der Einkaufspreis für einen Liter Eurosuper auf dem Rotterdamer Markt um fast acht Cent und damit um 55 Prozent erhöht habe. Ein vom Shell-Konzern vorgeschlagener Gipfel aller Beteiligten wurde von den Ministern Müller und Bodewig als wenig sinnvoll verworfen.

Dauerhaft höhere Preise erwarten Experten ohnehin nicht. Die gegenwärtig hohen Benzinpreise würden nicht dauerhaft auf diesem Niveau verharren, sagte Joachim Scheide vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. Und ein nur kurzfristig höherer Preis bedeute für die weltweite Konjunkturerholung keine Gefahr.