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"Sorry, ich habe SPD gewählt"

Marcel Fürstenau26. Januar 2004

An schlechte Umfragen hat sich die SPD ja längst gewöhnt. Der Genosse Trend verheißt wenig Gutes in einem Jahr mit 14 Wahlen auf kommunaler, Landes- und europäischer Ebene. Da hilft nur noch beten.

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Trotzdem gibt es vereinzelt Sozis, die noch immer meinen, die weggelaufenen SPD-Wähler(innen) kehrten schon zurück in den Schoß der Partei, wenn sie den Wert der angeblich sozialdemokratischen Reform-Politik erst richtig verstanden hätten. Diesen unverbesserlichen Optimisten dürfte indes eine Anzeige in der 'Berliner Zeitung‘ einen heftigen Stoß versetzt haben. Stand da doch in der Hauptstadt-Gazette unter der Rubrik 'Vermischtes‘ folgendes: "Ich habe 2002 die SPD gewählt und möchte mich dafür ausdrücklich entschuldigen."

Sozialdemokrat Stoiber

Diese öffentliche Selbst-Anklage stammt von dem Journalisten Claus Menzel. Vor allem seine Freunde und Bekannten wolle er auf diesem Wege um Verzeihung bitten, erläuterte der Berliner seine ungewöhnliche Beichte. Er habe vor der Wahl für Schröder geworben, weil der ihm als der bessere Sozialdemokrat erschien, gestand Menzel in dem Blatt, das seine Anzeige gedruckt hatte. Nun aber habe sich herausgestellt, der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sei der letzte echte Sozialdemokrat.

Eine programmatische Begründung für sein Büßer-Aktion lieferte der tief enttäuschte SPD-Wähler auch: "Dass eine sozialdemokratische Regierung daran geht, die Bismarck‘schen Sozialgesetze auszuhöhlen, das hätte ich nicht gedacht.“

Massen-Kaffee

Diese Wahrnehmung ihres ehemaligen Sympathisanten Claus Menzel will die SPD nun in Person des Bundestagsabgeordneten Klaus-Uwe Benneter auf ganz besondere Art und Weise korrigieren. Er würde ihm gerne bei einer Tasse Kaffee im Reichstagsgebäude die SPD-Politik erklären. Kaum anzunehmen, dass sich Herr Menzel eines Besseren belehren lässt. Was aber, wenn doch?

Dann hätte die SPD ein neues Problem: sie müsste Millionen Enttäuschte zum Kaffee in den Reichstag einladen. Da wäre es dann doch einfacher, Claus Menzel annoncierte ein zweites Mal: "Ich habe 2002 die SPD gewählt und möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich kurze Zeit dachte, dass sei ein Fehler gewesen. Inzwischen weiß ich, dass es doch richtig war, weshalb ich 2006 wieder SPD wählen werde."