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Souvlaki mit Kölsch

Thomas Klein22. Juni 2012

Deutschland feiert in Schwarz-Rot-Gold, ein kleiner Teil in Köln dagegen Blau-Weiß. Eine kleine griechische Gemeinde unterstützt ihr Team beim gemeinsamen Fußballgucken in einer alten Poststelle.

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Griechische Fans (Foto: Thomas Klein für DW)
Bild: Thomas Klein

Blau-weiße Fahnen schmücken die Wände des alten Postamtes, es tönt griechische Musik aus den Lautsprechern. Einige tanzen und singen, die Vorfreude auf das Duell gegen die deutsche Nationalmannschaft ist spürbar. "Wir werden nicht weinen, wenn wir verlieren, wir werden feiern", freut sich Avgi Emiridou auf das Spiel. Sie lebt seit 37 Jahren mit ihrem Mann in Deutschland. "Wir sind stolz, dass unsere Mannschaft unter die ersten Acht in Europa gekommen ist", erzählt Avgi weiter.

Zukunftsweisendes Gewürz

Seit 50 Jahren schon gibt es die griechische Gemeinde in Köln, und Tradition wird in Griechenland groß geschrieben: Kurz vor dem Spiel legt Chrysa Koutsoupaki Lorbeerblätter in eine kleine Metallschale und zündet sie an. Mit diesem altertümlichen Brauch haben bereits die alten Griechen in die Zukunft geschaut. Für das Spiel gegen die DFB-Elf sagt Chrysa einen knappen 2:1-Sieg ihrer Nationalmannschaft voraus. "Der Siegtreffer wird in der Nachspielzeit fallen", betont sie mit einem Lachen.

Zwei griechische Fans. (Foto: Thomas Klein, DW)
Das Orakel (l.) hatte unrecht.Bild: Thomas Klein

Die politische Situation ist heute Abend kein Thema. Lediglich über die Berichterstattung einiger Zeitungen hierzulande sei man enttäuscht: "Wir dürfen uns nicht von überzogenen Meldungen gegeneinander aufbringen lassen. Wir müssen alle zusammen halten", sagt Avgi. Kurz vor dem Anpfiff stehen alle griechischen Anhänger auf: Die Nationalhymne wird lautstark mitgesungen und am Ende euphorisch beklatscht. Und sogar die deutschen National-Sänger ernten vereinzelte Beifallsbekundungen.

Gelassene Stimmung

"Hellas, hellas" schallen die ersten Anfeuerungsrufe durch das alte Postgebäude. Hoffnungsvoll blicken die Fans auf die beiden Fernsehgeräte. Auch die deutsche Führung kurz vor der Pause kann die griechische Gelassenheit nicht trüben. "Die Deutschen sind besser, aber wir haben uns bisher gut geschlagen", freut sich Vanitsidis Nikolaos über die Leistung seiner Griechen.

Griechische Fans gucken Fußball. (Foto: Thomas Klein, DW)
Gespanntes Mitfiebern beim Public Viewing in der griechischen Gemeinde in KölnBild: Thomas Klein

Retsina, Ouzo und Souvlaki gegen Kölsch mit Pommes. Das sportliche Duell setzt sich auch in der Halbzeit fort. Es wird eifrig über das bisherige Geschehen diskutiert. Aufgrund der starken deutschen Leistung schätzt Chrysa die Chancen ihrer Mannschaft – trotz Gewürz-Orakels – realistisch ein: "Ein 2:1-Sieg wird jetzt schwierig, aber die Hoffnung ist noch da." Kaum ausgesprochen, liegt sie ihrer Sitznachbarin in den Armen. Griechenland hat ausgeglichen. Frenetischer Jubel! Dieser verstummt jedoch nur wenige Minuten später. Die Treffer von Sami Khedira und Miroslav Klose sorgen für Ruhe in der alten Poststelle.

"Gewinner sind die Deutsch-Griechen"

Am Ende steht eine deutliche Niederlage für die Elf von Fernando Santos. Trotzdem gibt es Applaus von den griechischen Anhängern in Köln für die Leistung ihres Teams. Chrysa bringt es auf den Punkt: "Das Ergebnis ist egal. Die Gewinner sind in jedem Fall die Deutsch-Griechen", lacht sie. "Jetzt werden wir Europameister", hofft die Griechin auf einen deutschen Sieg im Finale.