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Sozialer Wohnungsbau auf Amerikanisch

Nicole Asmuth2. Februar 2004

Während in Deutschland viele glauben, der Staat wäre allein dazu da, alle Probleme für sie zu lösen, nehmen die Amerikaner ihr Schicksal selbst in die Hand. Und nicht nur ihr eigenes.

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Hillery ist eine unserer deutsch-amerikanischen Mitarbeiterinnen in der Redaktion. Sie kennt beide Kulturen, die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede. Ein ganz großer Unterschied liegt in der Haltung der Menschen zur ehrenamtlichen Arbeit, meint sie. Was in Deutschland immer noch ein Grund zum Schulterklopfen ist, ist in den USA eine Selbstverständlichkeit. “Volunteering” heißt das hier und große Bevölkerungsteile spenden einen nicht unerheblichen Teil ihrer Freizeit in Suppenküchen, Krankenhäusern oder auch - wie Hillery - auf der Baustelle.

Mit Hammer und Pinsel gegen die Armut

Das Ziel von “Habitat for Humanity” ist es, sichere und billige Häuser für bedürftige Familien zu bauen. Die Organisation selbst kauft mit Spenden irgendwo ein Stückchen Land. Dann kommt die Stunde der “volunteers”. Ob Schreiner, Krankenschwester oder Bürofachkraft, hier nimmt jeder den Hammer in die Hand und errichtet unter fachmännischer Aufsicht Hauswände, deckt das Dach, setzt Türen ein, streicht die Decken. Umsonst, versteht sich. Und auch die Baumaterialien sind kostenlos, werden von Firmen gespendet.

Hillery hat bis jetzt bereits an drei Häusern im Raum Washington mitgeschuftet. Sie hat geschwitzt, sich auf den Daumen gehauen und viel handwerkliches Know-how gelernt. Und sie hat miterlebt, wie eine junge Mutter mit ihren Kindern in eines der Häuser eingezogen ist. Die Frau, die bisher nicht viel Glück im Leben hatte, hat ebenfalls mitgebaut an ihrem Haus. Und darauf legt Habitat auch wert: die gemeinnützige Organisation stellt Hilfe zur Selbsthilfe.

Ehrenamtliche aus allen Gesellschaftsschichten

Seit Habitat 1976 gegründet wurde, haben seine ehrenamtlichen Mitarbeiter 150.000 Häuser in 92 Ländern der Welt gebaut. Rund jede halbe Stunde kommt ein neues Haus dazu. Die Helfer sind einfache Arbeiter wie hohe Firmenangestellte. Sie kommen aus der ganzen Welt. Was sie vereint, ist ihr gemeinsames Ziel: Menschen jeder Rasse und Religion zu helfen, menschenwürdig zu leben.

Der wohl bekannteste Mitarbeiter von Habitat ist Ex-Präsident und Friedensnobelpreisträger Jimmy Carter. Indem er Geld sammelt für die Projekte, aber auch indem er den Hammer schwingt. Praktizierte Nächstenliebe nennt er das. Der Präsident a.D. und unsere Hillery werden weiter Häuser bauen. Die Erfahrungen im Team waren einfach zu gut, um damit aufzuhören. Und wie Jimmy Carter es einmal ausgedrückt hat: “Der schönste Lohn für die Arbeit sind am Ende der Woche die glücklichen Augen der neuen Hauseigentümer.”