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Späte Ebola-Hilfe: Wie geht es besser?

Philipp Sandner27. Januar 2015

Die Zahl der Ebola-Neuinfektionen sinkt. Doch die Krise in Westafrika ist nicht überwunden. Die Region braucht langfristige Unterstützung - und die wirtschaftliche Entwicklung, um Epidemien in Zukunft früher abzuwenden.

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Ebola-Helfer mit einem kleinen Kind Foto: AP Photo/Jerome Delay, File
Bild: picture-alliance/AP Photo/J. Delay

Mehr Geld für die Entwicklung von Impfstoffen versprach die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag (27.01.2015) auf einer internationalen Geberkonferenz in Berlin. 600 Millionen Euro wolle Deutschland in den kommenden fünf Jahren der internationalen Impfallianz Gavi zur Verfügung stellen. Doch in Westafrika kommt derartiges Engagement reichlich spät: Die Neuinfektionen mit Ebola gehen dort bereits zurück - was die Erprobung von Impfstoffen nun erschwert. "Es hat eine ganze Weile gedauert, bis die internationale Gemeinschaft eine gute Antwort auf die Ebola-Epidemie gefunden hatte", sagt Frank Dörner. Der ehemalige Geschäftsführer der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen war selbst in Sierra Leone, wo er die Auswirkungen der Epidemie aus nächster Nähe erlebte.

Die zögerliche Reaktion habe nicht nur politische Gründe, sagt Dörner. Sie hänge auch mit fehlenden Kapazitäten zusammen. Es habe international schlicht nicht genug qualifiziertes Personal gegeben, um angemessen auf die Krise zu reagieren. Ein anderes Problem sieht der Mediziner in den schwachen Strukturen der betroffenen Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone: "Wir haben es mit einigen der am stärksten vernachlässigten Ländern der Welt zu tun, die zum Teil eine lange Bürgerkriegsgeschichte haben", so Dörner. "Schon vor der Ebola-Krise hatten diese Länder sehr schwache Gesundheitssysteme." Diesen schwachen Systemen habe die Epidemie weiteren Schaden zugefügt.

Angela Merkel bei der Geberkonferenz in Berlin Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch
Angela Merkel bei der Geberkonferenz in BerlinBild: Reuters/F. Bensch

Das Ebola-Stigma

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind bereits mehr als 8700 Menschen an dem Virus gestorben, fast 22.000 Infektionen registrierte die Organisation - Verdachtsfälle inklusive. Die wirtschaftlichen Einbußen seien enorm, sagt Vera Songwe, Westafrika-Expertin bei der Weltbank. Bruttoinlandsprodukte, die um mehrere Prozentpunkte einbrechen, Firmen, die pleite machen - und dann sei da noch das Stigma: "Sogar in Ländern, die überhaupt nicht vom Virus betroffen sind, sind die Touristenzahlen um bis zu 50 Prozent gefallen." Das bedeute fehlende Einnahmen - auch in Ländern wie Kenia und Südafrika, die tausende Kilometer entfernt liegen.

Zu den schlimmsten Auswirkungen der Krise gehört laut Songwe, dass die Felder nicht bestellt werden konnten. Nun sei die Zeit für die Aussaat vorbei - und die Länder umso abhängiger von Importen. Eine weitere Belastung sei, dass internationale Firmen ihr Personal abgezogen hätten und Investitionen zurückgegangen seien. "Wir würden die Privatunternehmen, etwa in der Industrie und Rohstoffgewinnung, gerne wieder in der Region sehen", sagt sie. Ihre Einschätzung: Es werde Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis sich die Verhältnisse normalisiert hätten.

Strand in Angola Foto: Cristiane Vieira Teixeira
Wegen Ebola bleiben Touristen den Stränden in ganz Afrika fernBild: DW/C. Vieira

Wie geht es besser?

Umso wichtiger wird es sein, die Bewältigung zukünftiger Epidemien besser zu koordinieren. Wie das zu schaffen ist, darüber gehen die Perspektiven weit auseinander. WHO-Präsidentin Margaret Chang will sicherstellen, dass Gelder für die Krisenbewältigung künftig schneller zur Verfügung stehen. Doch Frank Dörner von Ärzte ohne Grenzen geht das nicht weit genug. "Es muss ein robustes und gut ausgestattetes Gesundheitssystem geben", sagt der Mediziner. "Erfahrene Menschen vor Ort müssen gute Mechanismen zur effektiven Gesundheitsüberwachung aufbauen." Das gelte vor allem für ländliche Gebiete: Von dort könnten sich Krankheiten sonst unbemerkt ausbreiten.

Auch Weltbank-Expertin Songwe hält grundlegende Strukturreformen in den betroffenen Ländern für notwendig - nicht zuletzt, um Investoren anzulocken. "Diese Länder brauchen eine stabile Währung. Sie brauchen Parlamente, die verlässlich sind, und Verträge müssen einklagbar sein." Einige Länder seien aber schon auf einem guten Weg, sagt sie. Guinea arbeite daran, seine Flüsse und Seen zur Energiegewinnung zu erschließen. Auch wenn noch ein Jahrzehnt verstreichen kann, bis diese Projekte Realität sind: Langfristig steigere das Land so seine Wettbewerbsfähigkeit - das wiederum helfe, besser gegen Krisen vorzubeugen.

In Liberia untersucht ein Mediziner eine Probe unter dem Labor auf EBola Foto: Julius Kanubah
Funktionierende Gesundheitssysteme sind die Grundvoraussetzung für effektive Ebola-VorsorgeBild: DW/J. Kanubah