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Spanien kapert Greenpeace-Schiff

19. November 2014

Der Konflikt um die umstrittenen Ölbohrungen vor den Kanarischen Inseln eskaliert. Spanien beschlagnahmt ein Schiff der Umweltorganisation Greenpeace.

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Greenpeace-Schiff "Arctic Sunrise" (Foto: imago)
Bild: imago/Bluegreen Pictures

Die spanischen Behörden haben das aus Protest gegen Ölbohrungen vor den Kanarischen Inseln kreuzende Greenpeace-Schiff "Arctic Sunrise" beschlagnahmt. Die Besatzung habe eine maritime Sperrzone missachtet und Anweisungen der Marine Spaniens ignoriert, diese wieder zu verlassen, sagte Verteidigungsminister Pedro Morenés im Parlament in Madrid. Nach Angaben von Greenpeace fordert Spanien für die Freigabe des Schiffes eine Kaution in Höhe von 50.000 Euro.

Gegenseitige Vorwürfe

Morenés teilte weiter mit, von der "Arctic Sunrise" aus seien Beiboote ins Wasser gelassen worden, um das Forschungsschiff "Rowan Renaissance" des Energiekonzerns Repsol "zu schikanieren und zu entern". In einem von Greenpeace veröffentlichten Video ist zu sehen, wie drei Marine-Boote die Boote der Greenpeace-Aktivisten rammen, als diese sich dem Repsol-Schiff nähern.

Ein italienischer Aktivist sei dabei ins Wasser gestürzt und verletzt worden, erklärte die Organisation. Greenpeace betonte die Wahl rein friedlicher Protestmittel: Einen Versuch zum Entern der "Rowan Renaissance" habe es nicht gegeben. Die "Arctic Sunrise" liegt nun bis auf Weiteres im Hafen von Arrecife auf der Kanareninsel Lanzarote fest. Nach Angaben von Greenpeace wurde auch der US-Kapitän bis zur Zahlung der Kaution in Gewahrsam genommen.

Probebohrungen gestartet

Am Dienstag hatte Repsol mit Probebohrungen nach Öl vor den Kanarischen Inseln im Atlantischen Ozean begonnen. Die Untersuchung des Meeresgrundes werde rund 60 Tage dauern, teilte der spanische Konzern mit. Das Unternehmen bohrt rund 50 Kilometer von den Küsten von Lanzarote und Fuerteventura entfernt. Von der "Rowan Renaissance" aus soll in eine Tiefe von bis zu drei Kilometern vorgedrungen werden. Der Konzern darf nach einer Genehmigung der spanischen Zentralregierung zwei weitere Probebohrungen bis zu einer Tiefe von 6,9 Kilometern vornehmen, wenn die Ergebnisse der ersten vielversprechend sind. Repsol beziffert die Wahrscheinlichkeit, in der fraglichen Gegend Öl zu finden, auf 17 bis 19 Prozent.

Die Bohrung ist äußerst umstritten. Umweltschützer sehen die Ölsuche als Bedrohung für die reiche Tier- und Pflanzenwelt der Kanarischen Inseln. Zudem fürchten viele Menschen in der Region einen Imageschaden für die Inselgruppe, die vor allem vom Tourismus lebt. Die Regionalregierung der Kanaren sprach sich gegen die Bohrpläne aus und setzte ein Referendum an. Auf Antrag der Zentralregierung verbot das spanische Verfassungsgericht jedoch die Abstimmung.

Greenpeace-Protest in der Arktis

Vor gut einem Jahr hatte es mit der "Arctic Sunrise" einen ähnlichen Zwischenfall gegeben. Im September 2013 wurde das Greenpeace-Schiff in der Barentssee von russischen Einsatzkräften aufgebracht. 30 Aktivisten und Journalisten an Bord wurden festgenommen und nach internationalen Protesten einige Wochen später auf Kaution freigelassen. Die Umweltschützer hatten versucht, eine Bohrinsel des russischen Staatskonzerns Gazprom in der Barentssee zu entern. Erst im Juni gab Russland die "Arctic Sunrise" wieder frei.

wl/cr (afp, ape)