Spanien schlägt Italien im Elfmeterschießen

In einem von mehr Kampf und Krampf als spielerischer Klasse geprägten Viertelfinale setzten sich die Iberer mit 4:2 im Elfmeterschießen gegen Italien durch, nachdem die 90 Minuten und die Verlängerung torlos geblieben waren.

45 Minuten pure Langeweile

Beide Mannschaften boten den gut 51000 Zuschauern in Wien und den Millionen an den Fernsehschirmen eine erste Halbzeit, der so ziemlich alles fehlte, was man sich von einer guten Partie verspricht – auf Raffinesse, schöne Spielzüge, Tempo und Torraumszenen warteten alle vergeblich. Die Spieler hatten offensichtlich gehörigen Respekt voreinander, tasteten sich erst einmal vorsichtig ab und keiner fand die richtige Idee, wie man den Gegner ausspielen könnte. So dauert es sage und schreibe bis zur 32. Minute, ehe man nach einem Schuß des Spaniers Silva von der ersten richtigen Torchance sprechen konnte. In den letzten zehn Minuten vor der Pause wurde es zwar etwas lebendiger, Spanien hatte mehr vom Spiel, aber zählbares kam nicht dabei heraus, wenn man mal vom besten Angriff der Spanier in der 38. Minute absieht, den wiederum Silva mit einem Schuß abschloß. Der deutsche Schiedsrichter Herbert Fandel passte sich dem niedrigen Niveau an und übersah zwei klare Fouls an Silva, dem besten Spieler der ersten Halbzeit, am und im italienischen Strafraum.

Keine Besserung in Sicht

Wer nun geglaubt hatte, es könne ja nur besser werden, der wurde bitter enttäuscht. Das Klein-Klein hielt an, beide Teams neutralisierten sich immer noch weitgehend. Herausgespielte Torchancen blieben weiterhin aus. In der 61. Minute tatsächlich endlich die erste richtige Möglichkeit für die Italiener, als nach Chaos in der spanischen Hintermannschaft Torhüter Casillas einen Schuß von Camoranesi mit dem Fuß abwehrte. Die Spanier kamen noch durch Senna zu einem Pfostenschuß, den Italiens Keeper Buffon durchrutschen ließ. Damit sind aber auch schon alle „Höhepunkte“ der bis zum Ende der regulären Spielzeit schwachen Partie genannt.

Dritte Verlängerung im vierten Viertelfinale

Es kam, wie es kommen musste. Die zusätzlichen 30 Minuten blieben bis auf eine Glanzparade von Spaniens Torhüter Casillas nach einem Kopfball von Di Natale praktisch ereignislos. Also musste das Elfmeterschießen eine Begegnung entscheiden, in der es beide Mannschaften nicht geschafft hatten, sich spielerisch durchzusetzen und die eigentlich keinen Sieger verdient hatte. Die Torhüter wurden dabei zu den entscheidenden Spielfiguren. Buffon hielt einen Elfmeter von Guiza, Casillas war gleich zweimal gegen De Rossi und Di Natale erfolgreich. Für Italien trafen nur Grosso und Camoranesi, während für Spanien Villa, Cazorla, Senna und Fabregas den Ball im Netz versenkten.

Ein Halbfinale der Überraschungen

Damit ist das Halbfinale dieser 13. Fußball-Europameisterschaft komplett – und es ist nicht unbedingt das Halbfinale, das man im Vorfeld allgemein erwartet hat. Denn wer hatte vor der EM schon auf Russland und die Türkei gesetzt und nach der Vorrunde war auch nicht unbedingt mit Deutschland zu rechnen. Spanien ist übrigens der einzige Sieger einer Vorrundengruppe, der nun im Halbfinale steht. Von der letzten WM hat es von den letzten Vier nur Deutschland geschafft.

Am kommenden Mittwoch spielen nun Deutschland und die Türkei um den Einzug ins Endspiel, einen Tag später stehen sich Spanien und Russland gegenüber.