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Spanien und der 8. Mai 1945

6. Mai 2005

Spaniens Diktator Franco erklärte zu Beginn des Zweiten Weltkriegs die Neutralität seines Landes. Er ließ jedoch keine Zweifel daran, wem seine Sympathien in diesem Krieg gehörten.

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General Franco bei der Abnahme einer Parade, 1939Bild: AP

General Franco befahl 1945 mit den Hinrichtungen von Gefangenen im Zusammenhang mit dem spanischen Bürgerkrieg aufzuhören. Das war ein Zeichen an die Alliierten, die den Zweiten Weltkrieg gewonnen hatten, dass Spanien aufgehört hatte, deutschfreundlich zu sein. Diese Entscheidung wurde nie öffentlich bekannt gegeben, sowie auch die Hinrichtungen nicht bekannt gegeben worden waren. Nur wenn der Hingerichtete eine besonders wichtige Person war, wurde in den Zeitungen eine Nachricht gedruckt, mit dem Titel: "Urteil vollstreckt": Franco, der gesagt hatte, seine Hand würde beim Unterschreiben eines Todesurteils nie zittern, schrieb oft hinzu: Würgschraube oder Erschießung, je nach Stand und Wichtigkeit des Verurteilten, und fügte hinzu "Presse", wenn die Nachricht zu veröffentlichen war.

Seitenwechsel

Das Signal, dass die Alliierten nicht nur dem General vergeben hatten, sondern dass sie ihn auch in den Schoß der Demokratien aufnahmen, wurde einige Monate davor von Churchill ausgesendet und mit allen Ehren am 21. Dezember 1959, einem eisigen Tag, bestätigt. An dem Tag landete Eisenhower auf den Militärflugplatz von Torreón de Ardoz und fuhr danach zum Palacio del Pardo, dem Regierungssitz. Das war auch ein Dank dafür, dass das Land den Bau von Militärbasen der USA erlaubt und sich nochmals als Feind der Sowjetunion profiliert hatte. Die Halbinsel wurde zu einem Flugzeugträger der USA im Mittelmeer. Von General zu General, aber auch mit einer Ansprache an die Welt, hatte Franco zu Eisenhower gesagt: "Unsere beiden Länder stehen an der gleichen Front für Frieden und Freiheit". Und er fügte hinzu, dass man den USA"den Frieden und die Tatsache verdankt, dass der Westen nicht unter den kommunistischen Joch der Sowjetunion gefallen ist".

Man konnte allerdings nicht behaupten, dass es Franco an Kontinuität mangelte. Am 10. August 1941 hatte er die Blaue Division nach Deutschland geschickt, damit diese am Überfall auf die Sowjetunion teilnahm. Diese "Blaue Division" wurde in die 250. Division der Wehrmacht, Heeresgruppe Nord, unter General von Leeb integriert und war zuständig für einen Frontabschnitt am Ufer des Flusses Volchov bei Leninigrad. Die spanischen Soldaten trugen deutsche Uniformen mit einem Armband mit den spanischen Farben. In den Militärbasen der USA haben sie nur die Uniformen gewechselt. Nicht Franco hatte die Fronten gewechselt, sondern die USA.

Sartre und das Ende der Hoffnung

Mit einem langen Vorwort von Jean Paul Sartre wurde damals in Frankreich unter dem Pseudonym "Juan Hermanos" das Buch "La fin de l'espoir" ("Das Ende der Hoffnung") veröffentlicht: Die Hoffnung war gestorben, dass Spanien als wirkliche Demokratie in den Westen integriert werden konnte. Spanische Demokraten, die gegen den Faschismus gekämpft hatten, kämpften nach Kriegsende weiter im Untergrund gegen die Diktatur und empfingen die Widerstandskämpfer, die in der Division von General Leclerc für die Befreiung von Paris gekämpft hatten. Die Hoffnung war gestorben, aber nicht der Widerstand, der Kampf im Untergrund ging weiter. Die Widerstandskämpfer haben gekämpft und sind gestorben: Die Todesurteile wurden wieder vollstreckt, einige noch kurz vor dem Tod des letzten faschistischen Tyrannen Europas 1975.

Viele Spanier glauben heute noch, dass auch die jetzige Demokratie nicht ausreichend ist. Als Minister haben ihr Kinder und Nachfahren der Minister und Generäle Francos gedient, noch bis zum letzten Jahr unter der Regierung Aznar. In Galizien regiert immer noch Manuel Fraga Iribarne, einer der bedeutendsten Minister des spanischen Faschismus.

Von Eduardo Haro Tecglen, Kolumnist der spanischen Tageszeitung "El País"

(Dt. Übersetzung von Pablo Kummetz)