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Spanier nehmen Abschied von der Pesete

Jens Borchers 8. Januar 2002

Auch wenn die Umrechnung nicht leicht fallen wird, ist die Stimmung für den Euro in Spanien positiv.

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Die spanischen 10-, 20- und 50-Cent-Münzen ehren Miguel de Cervantes, den Vater der spanischen Literatur.Bild: EZB

"Pasta, Pelas, Chuchas" - verschiedene Worte für ein und dasselbe: die Pesete. Für viele deutsche Urlauber war das Wort "Pesete" lange Jahre gleichbedeutend mit "billig", weil die spanische Währung so günstig für die Touristen war. Aber wenige Monate vor dem eurobedingten Ende der Pesete ist die Reputation einer Weich-Währung längst verschwunden. Die Pesete ist erstaunlich stabil - den Konvergenz-Kriterien aus dem Vertrag von Maastricht von 1991 sei Dank.

Seit 133 Jahren existiert die Pesete als einheitliche Währung Spaniens. Die ersten Münzen waren bekannt als "perra gorda" und "perra chica" - dicke und kleine Hündin. Auf den Silberlingen war allerdings keine Hündin, sondern ein Löwe geprägt - aber er war halt nicht so gelungen, deshalb nannten die Leute ihn Hündin.

Mittlerweile prangt auf den Einhundert-Peseten-Münzen König Juan Carlos. Die staatliche Prägeanstalt war realistisch genug, alle zehn Jahre eine etwas andere Vorlage des königlichen Antlitzes zu benutzen - schließlich sieht man auch den königlichen Häuptern an, daß sie mehr Falten bekommen.

Vergangene Woche wurde Don Juan Carlos de Borbon y Borbon zum letzten Mal auf neue 100-Peseten-Münze geprägt. Und dennoch kam bei Wirtschaftsminister Rodrigo Rato gar keine Wehmut auf: "Vor 133 Jahren wurde die Pesete eingeführt. Das war 1868 und damals sollte sie eigentlich Teil einer Währungsunion werden, die dann aber aus geschichtlichen Gründen doch nicht zustande kam. Jetzt wird die Pesete einem Erfolgsprojekt weichen: dem Euro."

Das Projekt Euro, den Erfolg muß es ja erst noch unter Beweis stellen, hat bei der spanischen Bevölkerung einen guten Ruf: Umfragen zufolge sind knapp 70 Prozent der Spanier und Spanierinnen Fans der neuen Währung.

In Málaga gibt es einen Laden, in dem die Bürger schon mal mit dem Euro spielen können: Sie bekommen dort ein Portemonnaie mit 350 Euro - Spielgeld natürlich - und können dann einkaufen. Wer es schafft, Waren für auf den Cent genau 350 Euro im Laden zu sammeln - bekommt ein Geschenk.

Das Spiel mit der neuen Währung ist beliebt: Durchschnittlich kommen 1.000 Besucher pro Tag in den Euro-Laden. Die Übung im Umgang mit der neuen Währung ist wichtig. Während den Deutschen mit einem Umtauschkurs von mehr oder weniger 2 Mark zu einem Euro die Umrechnung von Mark in Euro relativ leicht fällt, müssen die Spanier dagegen heftig kopfrechnen: Ein Euro hat den Gegenwert von etwa 166 Peseten. Der positiven Stimmung für den Euro hat die Rechnerei aber nicht geschadet.