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Freispruch für Contador

15. Februar 2011

Der Tour-de-France-Sieger, der bei der Frankreich-Rundfahrt positiv auf die Dopingsubstanz Clenbuterol getestet worden war, darf ab sofort wieder Rennen fahren. Das letzte Wort ist damit aber noch nicht gesprochen.

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Radprofi Alberto Contador freut sich nach der letzten Tour-de-France-Etappe 2010. Foto: AP
Contador hat vorerst wieder Grund zum LachenBild: AP

Einen Monat lang haben der Radsport-Weltverband UCI und die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) nun Zeit, gegen die Entscheidung des spanischen Radsport-Verbands vor dem Internationalen Sportgerichtshof Einspruch einzulegen. Bis zu dessen Urteil bleibt der dreimalige Tour-de-France-Sieger Alberto Contador jedoch startberechtigt.

Fleisch aus dem Baskenland?

Bei seiner Entscheidung berief sich der spanische Verband auf einen Artikel der Doping-Regularien, nach dem ein Fahrer freizusprechen ist, wenn er belegen kann, dass ihn keine Schuld trifft. Contador hatte behauptet, die geringen Spuren des Kälbermastmittels Clenbuterol seien auf verseuchtes Fleisch zurückzuführen, das er bei der Tour gegessen habe. Ein Freund des Teamkochs habe ein Stück Rindfleisch in der baskischen Stadt Irun gekauft und nach Frankreich gebracht, wo es in der Bordküche des Teambusses zubereitet worden sei.

Contador und sein Kontrahent Andy Schleck bei einer Tour-Etappe im Nebel. Foto: AP
Vieles im Dopingfall Alberto Contador (li.) bleibt weiter im NebelBild: AP

Pharmakologen bezeichnen die Version des Radprofis als eher unwahrscheinlich, weil viele Umstände zusammenkommen müssten, um die Blutwerte zu erklären: Zunächst müsste ein Tiermäster tatsächlich zu dem seit 1996 in Europa streng verbotenen Clenbuterol gegriffen haben. Dann müsste das Kalb einen Tag nach der Gabe des Mastmittels geschlachtet worden sein und das Fleisch alle Lebensmittelkontrollen unauffällig durchlaufen haben, ehe es in der Verkaufstheke einer spanischen Metzgerei landete. Innerhalb von drei Tagen nach dem Tod des Tiers hätte Contador dann ein Filetstück von mindestens 300 Gramm Gewicht essen müssen.

Weichmacher

Laut Medienberichten haben die Dopingjäger in den Proben auch Spuren von kunststoffähnlichen Resten gefunden, wie sie nach Bluttransfusionen häufig zu finden seien. Diese Rückstände, auch Weichmacher genannt, könnten demnach aus einem Plastikbeutel mit Eigenblut stammen. Allerdings hat die WADA das entsprechende Nachweisverfahren noch nicht anerkannt.

Wende um 180 Grad

Tischtennis-Nationalspieler Dimitrij Ovtcharov beim Aufschlag. Foto: AP
Vergleich mit OvtcharovBild: AP

Der spanische Radsportverband machte eine Wende um 180 Grad. Ende Januar hatte er noch dafür plädiert, Contador für ein Jahr zu sperren und ihm den Tour-Sieg 2010 abzuerkennen. In der vergangenen Woche gaben die Funktionäre zudem bekannt, der Radprofi sei nicht nur bei einer, sondern gleich bei vier Dopingkontrollen während der Tour de France positiv auf Clenbuterol getestet worden. Jetzt verglich der Verband plötzlich den Fall Contador mit dem des deutschen Tischtennis-Spielers Dimitrij Ovtcharov, der bei einem Turnier in China ebenfalls positiv auf Clenbuterol getestet und anschließend vom Dopingvorwurf freigesprochen worden war.

"Kabarett-Nummer"

Im Gegensatz zu Contador hatte Ovtcharov jedoch mit einer Haaranalyse seine Unschuld glaubhaft machen können. "China ist total verseucht", sagte Dopingforscher Werner Franke. "In Spanien soll es aber seit Jahren keinen Clenbuterol-Fall mehr gegeben haben." Und wenn nun doch, so Franke weiter, hätte es Ermittlungen geben müssen. "Die Spanier machen sich lächerlich. Das ist eine Kabarett-Nummer. Die WADA muss vor den Internationalen Sportgerichtshof ziehen."

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Olivia Fritz