1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Speer junior baut in China

Zhu Hong21. Juni 2005

Sein Vater war Hitlers Großbaumeister. Für Albert Speer junior - ebenfalls Architekt - sind verschwenderische Großbauten ein Gräuel. Sein Name steht für ökologischen Städtebau. Und aufsehenerregende Aktivitäten in China.

https://p.dw.com/p/6nzL
Kühne Pläne für Pekings StadtentwicklungBild: dpa

Im Reich der Mitte war er zum ersten Mal vor zehn Jahren tätig. Damals war Albert Speer junior bei der Realisierung eines Unesco-Projektes zum Umbau des Altstadtviertels der Stadt Tianjin tätig. Seitdem kann der Architekt offensichtlich nicht mehr von China lassen: Mit seinen deutschen und chinesischen Partnern führt er zur Zeit insgesamt über 80 Projekte in China durch.

Neue Ideen aus dem Ausland

Von Shanghai über Peking und Nanjing, bis nach Fujian und Anting - die internationale Automobilstadt - hat Speer Spuren hinterlassen. Ein High-Tech-Park in Shanghai und die Expo-2010-Post-Use-Study sind nur zwei Beispiele. "Es ist nicht nur das schnelle Bautempo, sondern zu einem großen Teil die Qualität der Entscheidung, die durchdachte Entscheidung", sagt Speer über das Faszinosum China: "Das andere, was mich fasziniert, ist die 2000-jährige Geschichte und Kultur, alles was man in der Stadtplanung tun kann."

Albert Speer Architektur Expo 2010 Schanghai
Expo 2010 in Shanghai als PlanBild: AS&P/Peter Seitz, Wiesbaden

Im Zuge der Modernisierung hat die Politik in China auch in der Baubranche einen Wandel bewirkt. Zhu Yue, Manager einer chinesischen Baufirma, die an den Baukomplexen Ostplatz und Hengji-Zentrum in der Stadtmitte sowie anderen bekannten Bauprojekten Pekings beteiligt war, spricht aus Erfahrung:"Pekings Bauindustrie befindet sich in einer dynamischen Entwicklungsphase. Ausländische Architekten bringen uns neue Ideen. Seit Ende der 1990er Jahre drängen viele junge Leute in die lokalen Regierungsämter. Diese gut ausgebildeten Führungskräfte haben ein ganz anderes Verständnis von der ausländischen Kultur. Seitdem haben Vielfalt und Individualität im Baustil der Stadt viel mehr an Bedeutung gewonnen."

Feng Shui auf der Drachenader

Das hat Speer die einmalige Chance geboten, ein Gutachten und einen Entwurf für die Nord-Süd-Achse der chinesischen Hauptstadt zu erstellen. Nach alten Feng Shui Prinzipien befindet sich der Nordteil der Stadt auf der so genannten "Drachenader", also in der idealsten geographischen Lage. Feng Shui ist eine Jahrtausende alte Wissenschaft, nach der Umgebungen im direkten Zusammenhang zum Menschen gesehen und gestaltet werden. Dabei ist es egal, ob es sich um einen Raum, eine Wohnung, ein Haus mit Garten, ein Gebäudekomplex oder eine ganze Stadt handelt.

Albert Speer Architektur Italian Quarter
Das italienische Viertel von Tianjin als PlanBild: AS&P/Fio architecture & urban planing design

Im Süden der chinesischen Hauptstadt gab es vor allem Wohnviertel für ärmere Leute. Um die Entwicklung Pekings mehr ins Gleichgewicht zu bringen, hat Speer einen kühnen Plan vorgelegt: Im Süden sollen ein Flughafen, ein High-Tech-Park, ein riesiges Einkaufszentrum und drumherum Grünanlagen und landwirtschaftliche Flächen entstehen. Aus der Vogelperspektive würde dann Peking wie das chinesische Schriftzeichen "Zhong" (Mitte) aussehen, das Symbol für China. Doch wegen der intensiven Vorbereitungsarbeit auf die Olympischen Spiele 2008 in Peking und die Internationale Weltausstellung 2010 in Shanghai befindet sich dieser Entwurf bisher noch in der Diskussion.

Albert Speer Architektur Vogelperspektive des Zhang Jiang Hi-Tech Parks in Shanghai-Pudong
Vogelperspektive des Zhang Jiang Hi-Tech Parks in Shanghai-PudongBild: AS&P - Albert Speer & Partner

Manche Enttäuschung

Professor Albert Speer Jr., Architekt
Der Sohn des RüstungsministersBild: dpa

Architekten aus dem Ausland bringen nicht nur neue Ideen bei der Gestaltung, sagt Bau-Manager Zhu Yue, sondern auch neue umweltfreundliche Materialien und Technologien und vor allem durchdachte Konzepte, die den Bedürfnissen der Auftraggeber entsprechen. Und ergänzt, Albert Speer: Qualität. Von manchen Enttäuschungen im Land der Mitte blieb jedoch auch der Architekt aus Deutschland nicht verschont:"Die größte Enttäuschung ist eigentlich, dass manche der chinesischen Firmen sich nicht an Verträge halten. In China hat ein unterschriebener Vertrag eine andere Wertigkeit als in Deutschland: Wir haben Sachen bearbeitet auf der Basis von unterschriebenen Verträgen und sind trotzdem nicht bezahlt worden."