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Spekulationen um den Kronprinzen

11. September 2012

Chinas künftiger starker Mann, Xi Jinping, ist seit über einer Woche nicht mehr gesehen worden. Während das offizielle Peking nach kommunistischer Art schweigt, brodelt die Gerüchteküche über Xis Gesundheitszustand.

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Xi Jinping (Foto: dapd).
Bild: AP

Xi Jinping hat eigentlich viel vor. Der Stellvertreter von Staatschef Hu soll auf dem nächsten Parteitag im Oktober das Ruder in Peking übernehmen und an die Spitze einer neuen, jüngeren Führungsriege treten.

Doch seit rund zehn Tagen ist der "Kronprinz" nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten. Auffällig ist auch, dass Treffen mit der amerikanischen Außenministerin Hillary Clinton oder der dänischen Regierungschefin Helle Thorning-Schmidt kurzfristig abgesagt wurden - ohne Angabe von Gründen.

Kanzlerin Merkel hat ihn noch gesehen

Bundeskanzlerin Angela Merkel war die letzte ausländische Besucherin, die den 59-Jährigen am 31. August in Peking getroffen hat. "Wo ist Xi Jinping", ist auch beim Weltwirtschaftsforum in Tianjin vielleicht die am häufigsten gestellte Frage, obwohl der Vizepräsident gar nicht vor hatte, bei dem Spitzentreffen internationaler Wirtschaftsführer dabei zu sein.

Trotzdem wundern sich alle, was mit ihm ist. Die Verwirrung ist auch deshalb groß, weil die Staatsmedien jetzt eine Rede von ihm veröffentlichten, die er am 1. September in der Parteischule hielt. Es war sein letzter öffentlicher Auftritt.

Tägliche Pflichten

Die kommunistische Parteizeitung "Volkszeitung" druckte sie am Dienstag, ließ aber einfach das Datum weg. Vermutlich sollte der Eindruck entstehen, der Vizepräsident gehe seinen alltäglichen Pflichten nach.

Im Internet gibt es schon wilde Spekulationen, die von der chinesischen Zensur allerdings unterbunden werden. Eines der häufigsten Gerüchte lautet, der künftige chinesische Führer habe eine Rückenverletzung erlitten - beim Schwimmen oder beim Fußballspielen. Oder vielleicht ein Autounfall?

In der Informationspolitik gibt sich China kommunistisch

Offizielle Stellen halten sich bedeckt. So wie es im Kommunismus immer üblich war, sagt keiner etwas über den Gesundheitszustand hoher Regierungsmitglieder. Ein Verhalten, dass für eine aufstrebende Weltmacht wie China ziemlich altmodisch erscheint.

Pekinger Regierungsbeamte, die selbstverständlich anonym bleiben wollen, spachen von einer Rückenverletzung, die sich Xi beim Schwimmen zugezogen habe. Wie und wann das gewesen sein soll, darüber schweigen auch sie sich aus.

Xi gilt schon seit längerem als wahrscheinlicher künftiger Partei- und Staatschef der Volksrepublik. Seit Oktober 2007 gehört er dem einflussreichen Ständigen Komitee des Politbüros an, 2008 wurde er zum Vizepräsidenten gekürt. Eine seiner größten Bewährungsproben bestand der "Kronprinz" mit der erfolgreichen Organisation der Olympischen Spiele in Peking 2008.

uh/fab (dpa,afp,rtr)