1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Spendenbereitschaft für Flutopfer steigt

18. August 2010

Nach den eindringlichen Appellen der Vereinten Nationen kommt immer mehr Geld für die Flutopfer in Pakistan zusammen. Ein Großteil der erbetenen Summe ist eingegangen. Die Europäische Union kündigte neue Hilfe an.

https://p.dw.com/p/OprS
Flutopfer (Foto: AP)
Kampf ums Überleben: FlutopferBild: AP

Die Lage habe sich definitiv verbessert, stellt der Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten in Pakistan, Maurizio Giuliano, fest. 208 Millionen Dollar seien eingegangen, so Giuliano am Mittwoch (18.08.2010). Das sind mehr als 40 Prozent der erbetenen knapp 460 Millionen Dollar (rund 357 Millionen Euro). Hinzu kämen noch Zusagen, so dass die Gelder eine Quote von 54,5 Prozent erreichten.

Auch die Deutschen spenden nach anfänglichem Zögern mehr Geld. Insgesamt gaben die Bundesbürger bislang 24 Millionen Euro für die Flutopfer. Das ergab eine Umfrage des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen bei 37 Hilfswerken und Spendenbündnissen.

Appell an die Deutschen

Bundespräsident Christian Wulff appellierte an die Deutschen, noch mehr zu spenden. Das ganze Ausmaß der Naturkatastrophe sei anfangs nicht ganz begriffen worden, sagte Wulff. In einem Fernsehinterview rief er dazu auf, Hilfsorganisationen zu unterstützen. "Kritikwürdige Zustände dürfen nicht zulasten der dort betroffenen Menschen gehen. Es geht ums nackte Überleben", sagte das deutsche Staatsoberhaupt. Millionen Kinder seien jetzt in allergrößter Not.

Die Regierung in Islamabad sicherte zu, gewissenhaft mit den Hilfen umgehen zu wollen. Sie gehöre "den Armen, den Flutopfern", betonte Innenminister Rehman Malik. "Ich verspreche, dass sie bei ihnen ankommt." Man überlege auch, ausländische Prüfer damit zu beauftragen, die Verwendung von Spenden zu überwachen, sagte Malik. Der Minister reagierte damit auf Befürchtungen potenzieller Spender, die ihre Zurückhaltung vor allem mit dem Einfluss der radikal-islamischen Taliban in Pakistan begründen.

EU will Geberkonferenz und Frühwarnsystem

Jose Manuel Barroso (Foto: AP)
Will helfen: BarrosoBild: AP

Die Europäische Union schlug die Einberufung einer internationalen Geberkonferenz vor. Dabei sollten große Geldsummen für den langfristigen Wiederaufbau des Landes gesammelt werden, erklärte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Zugleich stellte er "eine spürbare Erhöhung" der EU-Katastrophenhilfe in Aussicht.

Um bei ähnlichen Katastrophen schneller Hilfe leisten zu können, will die EU-Kommissarin für Humanitäre Hilfe, Kristalina Georgieva, ein europaweites Frühwarnsystem ins Leben rufen. Italien könnte beispielsweise seine Erfahrungen zu Erdbeben beisteuern, Polen oder Rumänien zu Vorhersagen bei Überschwemmungen. Das Wissen und die zur Verfügung stehenden Ressourcen könnten dann weltweit bereitgestellt werden.

Die bereits zugesagten Hilfen im Umfang von 40 Millionen Euro stockte die EU jetzt auf 70 Millionen auf. Deutschland ist mit 20 Prozent an den EU-Hilfen beteiligt. Laut Entwicklungsminister Dirk Niebel stellte die Bundesrepublik außerdem bislang 15 Millionen Euro direkt zur Verfügung. Zudem trage Deutschland vier Prozent des 900 Millionen Dollar umfassenden Notkredites der Weltbank. Bei der Hilfe komme es jedoch nicht allein auf die Höhe des zur Verfügung gestellten Geldes an, sagte Niebel. Entscheidend sei, dass die Hilfe vor Ort auch ankomme. Dafür sei "logistische Schwerstarbeit" zu leisten.

Ausmaß der Katastrophe "immer noch nicht begriffen"

Überschwemmung in Pakistan (Foto: AP)
Pakistan unter Wasser - doch die Spendengelder tröpfeln nurBild: AP

Nach UN-Angaben haben Millionen Menschen noch immer keinerlei Unterstützung erhalten. Etliche der 20 Millionen Betroffenen warteten auf dringend benötigte Hilfe. Im Katastrophengebiet breiten sich indes vor allem Magen-Darm-Erkrankungen aus. Die Fluten hätten ein Fünftel der Gesundheitseinrichtungen im Land zerstört oder beschädigt, teilte die Weltgesundheitsorganisation WHO mit.

Auf ihrem Weg nach Süden verwüsteten die Wassermassen inzwischen noch mehr Gebiete und trieben zahlreiche weitere Menschen in die Flucht. Es bestehe die Gefahr, dass die Weltgemeinschaft das Ausmaß der Katastrophe immer noch nicht begriffen habe, erklärte das UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR.

Autor: Christian Walz (dpa, epd, afp, apn)
Redaktion: Eleonore Uhlich