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Spiegelbild im Wandel

Annika Schipke9. März 2004

In der Mode schreitet die Globalisierung schnell voran: Die Medien schüren den Wunsch nach perfekten Formen in Ländern, die bisher ganz andere Ansichten von der Schönheit hatten.

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Die Frauen der Welt treten den Kampf gegen die Pfunde anBild: BilderBox

China feierte im vergangenen Jahr eine Premiere. Zum ersten Mal fand der Wettbewerb "Miss World" in der Volksrepublik statt - bis dahin hatte die kommunistische Führung Schönheitskonkurrenzen über fünfzig Jahre lang verboten. Zwar spielte sich die Miss-Wahl fern der chinesischen Realität im Urlauberparadies Sanya ab, dennoch spiegelte sie einen Trend, der in den Großstädten des Landes zu beobachten ist: Das Geschäft mit der Schönheit profitiert vom wirtschaftlichen Fortschritt Chinas.

Nach westlichen Standards wird in den Metropolen nun Werbung gemacht für Pflegeprodukte und Schminkutensilien. Und die Kampagnen zeigen ihre Wirkung auf die weiblichen Kunden, denn blondierte Haare und gebleichte Haut sind angesagt. Auch in den Wirtschaftszentren von Korea oder Indien finden Hautcremes mit Bleichmitteln reißenden Absatz.

Augen als Statussymbol

Um dem neuen Ideal von der perfekten Frau ganz nach westlichen Maßstäben näher zu kommen, wagen immer mehr Frauen auch eine Operation. Vor allem Angehörige der sozialen Oberschicht aus Korea, Japan und neuerdings auch China legen sich gerne unters Messer. Dabei werden hauptsächlich schmale Nasen und runde Augen gewünscht. "Mit dieser Operation steigen die Chancen auf dem Arbeits- und Heiratsmarkt", begründet der Schönheitschirurg Dr. Afschin Fatemi die Selbstverständlichkeit, mit der die ästhetischen Eingriffe vorgenommen werden. Anders als in Deutschland trägt man deshalb seine neue europäische Lidkante stolz zur Schau.

Diäten in Südafrika

Währenddessen ist in Südafrika dem Fett der Kampf angesagt. Seit Ende der Apartheid zeigen Privatfernsehen und Werbeplakate ein neues Bild von der Frau – groß und dünn soll sie sein. Weibliche Rundungen sind den jungen Frauen in den Großstädten nun lästig. "Sie fasten, legen sich eigene Trainer zu, gehen ins Fitnessstudio und lassen sich operieren, um bessere Proportionen zu bekommen", begründet Dr.Braun, Schönheitschirurg in Johannesburg, den Zuwachs seiner farbigen Kunden. Vor allem Busen und Po seien Problemzonen.

Doch der Diätenwahn hat erst begonnen und lediglich die junge Generation in den Großstädten erfasst. Denn trotz aller Werbung existieren die traditionellen Bilder von der afrikanischen Schönheit weiter. In Afrika sind das füllige Frauen, deren Körper Gesundheit und Kinderreichtum versprechen. Und auf diese Attribute wollen vor allem die Männer nicht verzichten, wenn sie eine Familie gründen.

Der Nabel der Welt

Die Figurprobleme der Frauen gleichen sich weltweit immer mehr. Wie in Südafrika oder dem Orient ist auch in Deutschland das Fettabsaugen der beliebteste Verschönerungswunsch. Die Trends für das makellose Aussehen setzen aber immer noch die USA. Hier sind ästhetische Korrekturen gerade unter weiblichen Teenagern alltäglich. Zum 18. Geburtstag stehen deshalb häufig eine Brustvergrößerung oder Bauchnabelformung auf dem Wunschzettel.

Dabei werden die Eingriffe von den Mädchen oft zu leichtfertig gehandhabt, warnt Professor Hofmann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für ästhetisch-plastische Chirurgie. Eine Entwicklung, die sich leider immer deutlicher abzeichne: Eine Schönheitsoperation wird häufig wie ein Einkauf von Kosmetikartikeln getätigt und nicht mehr als Eingriff in die Natur betrachtet.

Schönheitsideal der Zukunft

Problematisch ist auch die rechtliche Grundlage für die Korrekturen, so darf jeder Arzt gleich welcher Fachrichtung Verschönerungen am Kunden vornehmen. Und nun kann auch im Internet der medizinische Laie zum Skalpell greifen: In diesem Jahr findet die Wahl der ersten digitalen Miss World statt. Bis Dezember kreieren User aus aller Welt ihre virtuelle Vorstellung von der Schönheit – womöglich ein Vorgeschmack auf das ideale Weib der Zukunft.