1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Spionierte Nordkorea vor Japans Küste?

26. Dezember 2001

Japan und Nordkorea streiten über die Hintergründe einer Havarie im Ostchinesischen Meer. Am Samstag hatte die japanischen Küstenwache ein Schiff unbekannter gestellt, das nach einer Verfolgungsjagd kenterte.

https://p.dw.com/p/1Ybx
Japanische KriegsschiffeBild: AP

Japan beschuldigte Nordkorea, ein Spionageschiff in seine Gewässer entsandt zu haben. Erst am Mittwoch (26.12.2001) hat die staatliche Nachrichtenagentur Nordkoreas (KCNA) auf die Anschuldigungen Japans reagiert: "Ein abgedroschener Vorwurf, eine Provokation", so der Kommentar des nordkoreanischen Sprachrohrs. Den Beschuss des unbekannten Bootes nannte die Nachrichtenagentur wörtlich "brutale Piraterie". Japan bringe Gerüchte in Umlauf, dass das unbekannte Schiff für Nordkorea spioniert habe. Japans Premierminister Junichiro Koizumi wies die Anschuldigungen Nordkoreas umgehend zurück.

Die japanische Regierung hat sich bisher offiziell nicht auf die Herkunft des Schiffes aus Nordkorea festgelegt. Koizumi hatte jedoch mehrmals diese Vermutung geäußert. Zuletzt bestätigte ein hochrangiger Mitarbeiter des Premiers der Nachrichtenagentur Kyoto, das Schiff stamme mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Nordkorea. Dafür sprächen unter anderem Rettungswesten, die bei drei geborgenen Leichen gefunden worden seien.

Die Küstenwache will außerdem die Waffen identifiziert haben, mit denen auf die japanischen Boote gefeuert wurde, die sich dem Schiff genähert hatten. Nach Auskunft eines Sprechers habe es sich dabei um Raketenwerfer gehandelt, die in der früheren Sowjetunion hergestellt wurden. Unter anderem die Armee Nordkoreas nutze sie heute, so der Sprecher. Das unbekannte Schiff habe möglicherweise im Auftrag Nordkoreas auch Drogen nach Japan schmuggeln wollen. Ein Regierungssprecher wird mit den Worten zitiert, Nordkorea sei schon in der Vergangenheit in den Drogenhandel verstrickt gewesen.

Die Regierung Koizumi spricht mittlerweile von einem halbkriminellen, halbmilitärischen Zwischenfall. Die Besatzung des unbekannten Bootes habe offenbar aus gut trainierten Soldaten bestanden. Tokyo überprüft, ob es gegen Vorfälle dieser Art neue Gesetze erlassen will. Das unbekannte Schiff war am Sonnabend (22.12.2001) nach einem Schusswechsel mit der japanischen Marine gesunken. Von der etwa 15-köpfigen Besatzung hat mit hoher Wahrscheinlichkeit niemand überlebt. Premier Koizumi sagte, die japanische Marine habe in legitimer Selbstverteidigung gehandelt. Die chinesische Regierung zeigte sich in einer Erklärung des Außenministeriums - Zitat - "besorgt" über die Anwendung militärischer Gewalt durch Japan im Ostchinesischen Meer.

Björn Staschen/Tokyo (NDR)