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Sri Lanka verhindert Hilfslieferung

9. Juni 2009

Das sri-lankische Verteidigungsministerium hat ein Schiff aus Europa mit Hilfsgütern für tamilische Inlandsflüchtlinge zurückgeschickt.

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Flüchtlingslager (Foto: AP)
Flüchtlingslager nahe VavuniyaBild: AP

Das Verteidigungsministerium in Colombo hat die Crew der unter syrischer Flagge fahrenden Captain Ali angewiesen, die sri-lankischen Hoheitsgewässer zu verlassen. Rund 900 Tonnen Medikamente und Nahrungsmittel müssen an Bord bleiben. Tamilische Exilgruppen in Großbritannien hatten das Schiff gechartert und mit Hilfsgütern beladen, um der notleidenden Zivilbevölkerung zu helfen, wie die Organisatoren in London betonen. Das Schiff war im April in See gestochen und nach einem Zwischenstopp in Frankreich im Mai Richtung Indischer Ozean aufgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt tobten auf einem schmalen Küstenstreifen im Nordosten Sri Lankas die letzten Gefechte zwischen den Regierungstruppen und den tamilischen Rebellen der LTTE. Viele tausend Zivilisten waren ohne Hilfe in der Kampfzone eingeschlossen, bis die Regierung am 18. Mai nach fast 26 Jahren Krieg den Sieg über die Rebellen erklärte.

Schiffsbesatzung verhört

Als die Captain Ali schließlich am vergangenen Donnerstag in sri-lankische Hoheitsgewässer eindrang, setzte die Marine das Schiff sofort fest. Die Ladung wurde inspiziert und die 15-köpfige Crew musste sich Verhören stellen. Zur Besatzung gehört auch der Isländer Kristjan Guomundsson, der früher an der skandinavischen Beobachtermission auf Sri Lanka teilgenommen hat. Das Verteidigungsministerium in Colombo war offenbar davon überzeugt, dass die Schiffsladung für die inzwischen besiegte LTTE bestimmt war. Außerdem habe sich die 'Captain Ali' ohne Erlaubnis der sri-lankischen Küste genähert. Am Wochenende erklärte dann zuerst die sri-lankische Marine, dass sie auf dem Schiff nur Medikamente und Nahrungsmittel gefunden habe. Und wenig später musste auch Verteidigungsminister Gotobhaya Rajapakse zugeben, dass an Bord der 'Captain Ali' keine gefährlichen Waren gefunden worden seien.

Misstrauen gegen Exil-Tamilen

Dass das Schiff trotzdem mit kompletter Ladung die Heimreise antreten muss, passt ins Bild: die großen internationalen Hilfsorganisationen haben nach wie vor keinen ungehinderten Zugang zu den rund 300.000 tamilischen Inlandsflüchtlingen, die in staatlichen Lagern festgehalten werden. Sri Lanka wünscht keine Einmischung von außen und hegt großes Misstrauen gegen tamilische Exilgruppen. Nach Angaben der Internationalen Föderation der Tamilen leben heute alleine in Europa mehr als 500.000 Angehörige der tamilischen Minderheit Sri Lankas.

Autorin: Sandra Petersmann
Redaktion: Thomas Kohlmann