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Staatliche Förderung für Elektroautos

Jens Thurau15. Januar 2016

Eine Million Elektroautos sollen bis 2020 auf deutschen Straßen rollen. Aktuell sind es gerade einmal 19.000. Wirtschaftsminister Gabriel will jetzt finanzielle Anreize für den Kauf von E-Autos schaffen. Es gibt Gegner.

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Mit Gras überzogener Käfer steht symbolisch für umweltschonende KFZ an einer Stromzapfstelle. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Deutschland gilt als Vorreiter im Klimaschutz: Weit über 20 Prozent an Treibhausgasen hat das Land seit Anfang der neunziger Jahre verringert, weit mehr als jedes vergleichbare Industrieland. Nur ein Bereich hat an Klimagasen zugelegt seitdem: der Verkehr. Und schon seit Jahren hat die Politik, egal welche Regierung an der Macht ist, ein Idee, wie man das ändern kann: Mit Elektroautos. Eine Million umweltschonende Autos mit Elektromotor will auch die aktuelle Regierung bis zum Jahr 2020, ein äußerst ehrgeiziges Ziel. Weit ist das Land auf diesem Weg noch nicht gekommen, nicht einmal 20.000 solcher Fahrzeuge sind in Deutschland derzeit gemeldet. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) will das jetzt ändern.

5000 Euro pro Fahrzeug vom Staat?

Gabriel erwägt nach Medienberichten ein umfassendes Förderprogramm für Elektro-Autos. „Ich kann mir eine Kaufprämie von 5.000 Euro pro Fahrzeug vorstellen“, sagte der Vizekanzler von der SPD den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Das würde auch die deutsche Autoindustrie deutlich unterstützen“, so Gabriel. Tatsächlich bauen die deutschen Autofirmen derzeit nur wenige Elektroautos. „Wir brauchen einen Kaufanreiz, damit über die Produktion größerer Stückzahlen der Preis für das einzelne Fahrzeug sinkt.“ Für ein solches Programm rechnet Minister Gabriel bis 2020 mit Kosten von rund 2,5 Milliarden Euro.

Wolfgang Schäuble ist skeptisch

Ob sich Gabriel mit seinem Plan in der Regierung durchsetzen kann, ist aber noch offen. Die Unterstützung seiner Parteifreundin Barbara Hendricks, der Umweltministerin, hat er. Aber die Ministerkollegen von CDU und CSU reagierten am Freitag eher zurückhaltend. Ein Sprecher von Verkehrsminister Alexander Dobrindt sagte: „Eine Kaufprämie gehört nicht zu den Vorschlägen, die wir in die Diskussion eingebracht haben.“ Und auch Finanzminister Wolfgang Schäuble hat immer wieder signalisiert, dass er nichts von solchen Programmen hält: „Die Haltung des Finanzministeriums ist hinlänglich bekannt in der Frage“, sagte Friederike von Tiesenhausen, die Sprecherin Schäubles dazu lapidar.

Elektroauto wird mit Strom betankt. Foto: Jens Büttner/dpa
Für mehr Elektroautos in Deutschland fehlt derzeit auch noch die Infrastruktur wie ausreichend StromtankstellenBild: picture-alliance/dpa/J. Büttner

E-Autos sind derzeit eher Zweitwagen

Dabei gilt unter Experten als sicher, dass Elektroautos nur mit starker Subventionierung gekauft werden, denn sie sind immer noch erheblich teurer als Fahrzeuge mit herkömmlichem Antrieb. Zwar sind Elektroautos in Deutschland fünf Jahre lang von der Steuer befreit, aber wegen des hohen Anschaffungspreises fällt das kaum ins Gewicht. In anderen Ländern, etwa in Japan oder in Norwegen, haben Kaufanreize tatsächlich geholfen, mehr E-Autos auf die Straßen zu bringen. Norwegen hatte zuletzt einen Anteil von 11 Prozent E-Autos bei den Neuzulassungen. Zum Vergleich: Der Anteil der Elektroautos in Deutschland am PKW-Bestand lag zuletzt bei 0,043 Prozent.

Und auch bei der nötigen Infrastruktur hapert es in Deutschland noch. 4000 öffentlich zugängliche Stromtankstellen gibt es in Deutschland, die meisten von ihnen befinden sich aber in den großen Städten oder in Ballungszentren. So sind Elektroautos nur bedingt in der Lage, weite Strecken zurückzulegen. Die maximale Reichweite liegt bei 150 Kilometern. 80 Prozent der Besitzer von Elektroautos nutzen die Fahrzeuge deshalb auch als Zweitwagen in der Stadt.