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Grütters: Toleranz vermitteln, Kritikfähigkeit erhalten 

Berthold Stevens
7. Juli 2017

Bei Thesen zur kulturellen Integration in Deutschland gehe es um die Vermittlung von Werten. „Und die haben etwas mit unserer Geschichte, mit dem Umgang damit zu tun“, so Kulturstaatsministerin Grütters im DW-Interview.

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Monika Grütters Kulturstaatssekretärin
Bild: picture-alliance/dpa/S. Stache

Monika Grütters - Was ist typisch deutsch?


Viele Geflüchtete und Migranten seien inzwischen in Deutschland heimisch geworden. Die Frage sei, wer Heimat wie definiere. „Das ist mehr als der Name auf dem Klingelschild an einem bestimmten Ort“, so Grütters. Typisch deutsch sei für sie, „dass wir uns solchen Diskussionen stellen und dass wir sie selbstbewusst und produktiv führen“. 

Wer seine eigene Identität kenne und sich damit auseinandergesetzt habe, könne „auch dem Fremden, etwas, was ihm unbehaglich ist, dennoch Raum geben, ohne sich dadurch bedroht zu fühlen“, sagte Grütters. Wer die Freiheitsrechte ernst nehme, müsse auch Dinge aushalten, „die irritieren, die Zumutung sein können“. Toleranz sei typisch deutsch „und die müssen wir vermitteln – auch an die, die hierher gekommen sind“, so die Staatsministerin. 

Die „Sehnsucht nach Selbstvergewisserung“ habe Konjunktur, „weil die Einflüsse von außen uns auch immer wieder mit der Frage konfrontieren: Wer sind wir, wo wollen wir hin, wie möchten wir leben und was gehört dazu?“ 

Grütters verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Bedeutung einer kritischen Mediennutzung. Sie sei erschrocken, wenn junge Menschen glaubten, sie könnten sich „auf den Klick bei Google oder Facebook verlassen“ und dies sei „eine verlässliche Rückmeldung auf ihre Fragen“, so Grütters. „Das wäre ein Kulturverlust, wenn wir uns diese Kritikfähigkeit, das eigene Urteil, nicht mehr zutrauen würden, weil wir einfach glauben, was zurückgemeldet wird, ohne nach den Kriterien zu fragen“, so die Staatsministerin. „Dann ist man nur noch User, aber kein Bürger mehr mit einem eigenen Urteil.“ Grütters: „Die großen Konzerne verfügen über Datenmonopole. Aus Datenmonopolen werden schnell Deutungsmonopole, aus Deutungsmonopolen werden Meinungsmonopole.“ Das sei eine „gefährliche Kette“. 

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