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Stallpflicht in Deutschland aus Angst vor Vogelgrippe

19. Oktober 2005

Wissenschaftler haben das Virus H5N1 erstmals im europäischen Teil Russlands und erneut in Rumänien nachgewiesen. Deutschland reagiert mit einer Stallpflicht.

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Bild: AP

Vom Samstag an muss Geflügel bundesweit in Ställen
gehalten werden. Dies teilten am Mittwoch (19.10.05) Bundesverbraucherschutzminister Jürgen Trittin. Die Maßnahme sei zuvor in einer Telefonkonferenz von Bund und Ländern festgelegt worden, nachdem ein Fall von Vogelgrippe des Typs H5N1 südlich von Moskau bestätigt worden sei. Der Grünen-Politiker begründete die bundesweite Stallpflicht vor der Presse in Berlin mit einer veränderten Risikolage.

Neue Fälle

Wie das Landwirtschaftsministerium bekannt gab, wurde der Erreger bei vorläufigen Tests bei hunderten Tieren festgestellt, die in der Region Tula südlich von Moskau verendet waren. Weitere Tests sollten Klarheit darüber bringen, ob es sich wirklich um das H5N1-Virus handelt. Laut einem Bericht der Zeitung "Wremja Nowostei" verendeten in Tula von Freitag bis Montag (14. bis 17.10.05) im Dorf Jandowka 270 Hühner, Gänse und Enten.

Der rumänische Landwirtschaftsminister Georghe Flutur sagte, Tests in Großbritannien hätten H5N1 bei toten Vögeln aus der Region um die Ortschaft Maliuc bestätigt. Maliuc ist rund 30 Kilometer von Ceamurlia de Jos entfernt, wo der erste Vogelgrippe-Fall in Rumänien entdeckt worden war. Das Virus sei bislang offenbar auf das Donau-Delta beschränkt, betonte Flutur.

EU-Maßnahmen im Test

Zur Vorbereitung auf eine mögliche Pandemie testeten die EU-Staaten unterdessen den Ernstfall: Wie Kommissionssprecher Philip Tod in Brüssel mitteilte, ging es bei der Übung darum, die Sicherheit der erforderlichen Kommunikationssysteme zu überprüfen. Die EU bereite zudem eine Verschärfung von Maßnahmen gegen die Seuche vor, sagte Tod. So solle das Importverbot von Geflügel und Federn auf Sibirien ausgeweitet werden. Die EU habe außerdem drei Experten nach Griechenland geschickt, die dabei helfen sollen, das dort aufgetretene Virus zu identifizieren. Eine Bestätigung, dass es sich bei dem Virus um die auch für Menschen gefährliche H5N1-Linie handelt, stand noch aus.

Tausende Todesfälle

In Mazedonien begannen die Behörden mit der Tötung von 10.000 Hühnern, nachdem in einem Dorf im Süden des Landes hunderte Hühner erkrankt waren. Mindestens eines der Tiere in Mogila hatte Symptome der Vogelgrippe gezeigt. Um den Verdacht zu prüfen, sollten Proben zu einem Labor in Großbritannien geschickt werden.

Im Norden Chinas starben nach Regierungsangaben weitere 2600 Tiere an Vogelgrippe. Sie seien plötzlich in einer Brutstation verendet und mit dem H5N1-Virus infiziert gewesen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Nähere Angaben über die Tierart oder den Zeitpunkt, wann das Virus festgestellt wurde, lagen zunächst nicht vor.

Die Nahrungsmittelbehörde der UN (FAO) rechnet mit einer Verbreitung der Vogelgrippe in Afrika und im Nahen Osten. Nach dem Ausbruch der Tierseuche in Rumänien, der Türkei und Griechenland sei das Risiko dazu erheblich gestiegen, teilte die Behörde in Rom mit. "Eine unserer größten Sorgen ist derzeit, dass Zugvögel die Seuche nach Nord- und Ostafrika tragen", sagte FAO-Mitarbeiter Joseph Domenech. Das Europäische Zentrum für die Prävention und Bekämpfung von Seuchen warnte gleichwohl vor Panik. "Das Risiko einer Ansteckung liegt für die meisten Menschen in Europa nahe null", sagte Zentrumsmitarbeiterin Zsuzsanna Jakab in Stockholm. (kas)