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Standort Tschechien attraktiv für die Schweiz

16. November 2001

-Die Schweizer Handelskammer wendet sich in Tschechien gezielt an kleine und mittelständische Unternehmen

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Prag, 15.11.2001, PRAGER ZEITUNG, deutsch

Wenn Miroslav Rehounek, Vorsitzender der Schweizer Handelskammer, über die tschechisch-schweizerischen Handelsbeziehungen spricht, dann lassen sich in seinen Ausführungen Zuversicht und Entschlossenheit erkennen. Im vergangenen Jahr betrugen die Investitionen eidgenössischer Unternehmen in Tschechien etwa 190 Millionen US-Dollar. Damit liegt die Schweiz an fünfter Stelle - hinter Deutschland, den USA, den Niederlanden und Österreich. Besonders viele Gelder sind in die Bereiche Telekommunikation, Maschinenbau, Pharma- und Lebensmittelindustrie geflossen. "Natürlich sind die großen Unternehmen nicht mehr ganz so aktiv wie in den 90er Jahren", erklärt der Ökonom, "damals wurden Grundsteine gelegt, auf die heute in kleineren Schritten aufgebaut wird." Firmen wie Nestlé oder Winterthur hätten zudem langfristig ausgerichtete Investitionspläne, auf die Institutionen wie die Schweizer Handelskammer kaum Einfluss nehmen könnten.

Deshalb konzentriert sich Rehounek mit seinen Mitarbeitern vorwiegend auf kleine und mittelständische Unternehmen, so genannte KMUs, aus der Schweiz. Bei ihnen sollen die besonderen Vorteile, die die Tschechische Republik als Produktionsstandort bietet, bekannt gemacht werden. Durch die Nähe zu Ostdeutschland verkürzten sich für viele Firmen, die die Fertigung ihrer Waren von der Schweiz nach Tschechien verlegen, Transportwege. Da Deutschland der wichtigste Wirtschaftspartner der Schweiz ist, sei das kein unbedeutender Faktor. "Außerdem kann hier ausgezeichnete Qualität zu geringen Preisen hergestellt werden", wirbt Rehounek. "Natürlich müssen viele administrative Hürden genommen werden.

Dafür bieten wir aber eine umfangreiche Beratung und Rechtshilfe. Auch unsere Kontaktbörse wird dankend angenommen", schildert er weiter. Neben den erwähnten Standortvorteilen verfüge die Tschechische Republik auch über ausgezeichnete Arbeitskräfte, die mit ihrer Kreativität und Zuverlässigkeit ein großes Potential darstellten. Diese Arbeitsmentalität entwickelte sich Rehouneks Ansicht nach in der Vergangenheit. Sie sei Teil der böhmisch-deutschen Kultur.

Um seine These zu veranschaulichen, bedient er sich an dieser Stelle eines Beispiels aus der IT-Branche: "Die Inder sind weltweit dafür bekannt, dass sie ein großes Verständnis für moderne Technologien haben. Auch verfügen sie über entsprechende Universitäten, um den Bestand an Fachkräften weiter auszubauen. Ihnen mangelt es jedoch an Kreativität. Sie führen meist nur Aufträge aus und bringen nur wenige eigene Ideen in die Arbeit ein. In diesem Punkt sind die Tschechen wesentlich weiter", beschreibt er.

In der High-Tech-Industrie der Tschechischen Republik liegen seiner Meinung nach auch noch viele Reserven und Chancen. Hier könnten Fachleute zum Teil sogar ortsunabhängig arbeiten. "Das ist wichtig für uns Tschechen", erläutert Rehounek, "viele meiner Landsleute sind sehr heimatverbunden." Und mit einem Schmunzeln fügt er noch hinzu: "Es ist ja auch sehr schön hier." Damit auch die Schweizer Eidgenossen von den Reizen der Tschechischen Republik erfahren, widmet sich die Handelskammer intensiv dem Tourismus. (ykk)