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Stanislaw Lem ist tot

27. März 2006

Der polnische Philosoph, Essayist und Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem ist tot. Der Autor von "Solaris" und "Sternentagebücher" starb am Montag im Alter von 84 Jahren in einer Klinik in Krakau.

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Stanislaw LemBild: picture-alliance/ dpa

Der Autor und Technik-Philosoph wurde am 12. September 1921 im heute ukrainischen Lviv (Lemberg, Lwow) geboren. Lem soll mit einem Intelligenzquotienten von 180 das intelligenteste Kind in ganz Südpolen gewesen sein.

Filmszene aus Solaris
Weltraum-Epos "Solaris" mit George Clooney und Natascha McElhonetBild: picture-alliance / dpa

Nach dem Abitur im Jahre 1939 begann Lem in seiner Heimatstadt ein Medizinstudium, das vom Krieg unterbrochen wurde. 1941-1944 brachte er sich in Krakau als Automechaniker durch. Wichtig für seine spätere Arbeit war allerdings die Begegnung mit Mieczyslaw Choynowski, dem Leiter des Krakauer Konservatoriums für Wissenschaftslehre, der Lem ein umfassendes Privatstudium in den Fächern Physik, Biologie, Kosmologie und Philosophie ermöglichte.

Anfang der 1950er Jahre begann Lem sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Schon zuvor hatte er wissenschaftliche Artikel und Science-Fiction-Arbeiten publiziert. Sein erster Science-fiction-Roman erschien 1946 in einer Romanheftreihe, geriet dann aber völlig in Vergessenheit, bis er 1989 unter dem Titel "Der Mensch vom Mars" neu aufgelegt wurde.

Der Meister des intelligenten Science-Fiction

Zu Weltruhm gelangte Lem als Meister der intelligenten Science-Fiction-Literatur. Die Kritik attestierte ihm, das Genre "literaturfähig" gemacht zu haben.

Als in Polen das Kriegsrecht verhängt wurde, verließ Lem sein Heimatland und studierte in Berlin am Wissenschaftskolleg. Ein Jahr später ging er nach Wien. Erst 1988 kehrte er nach Polen zurück.

Phantasie und Philosophie

Lem gilt mit seinen millionenfach verbreiteten, in viele Sprachen übersetzten Büchern als der erfolgreichste Autor der modernen polnischen Literatur. Seine Kurzgeschichten, Romane und Essays zeichnen sich durch Ideenreichtum und fantasievolle sprachliche Neuschöpfungen aus, wobei auch die Kritik an der Machbarkeit und dem Verstehen der technischen Entwicklung im Kontext philosophischer Diskurse immer wieder ein zentraler Bestandteil seiner Werke ist.Er zeichnet in seinen häufig düsteren, aber wissenschaftlich fundierten Werken ein mit den Jahren zunehmend pessimistisches Bild der Zukunftswelt. Kritiker hoben immer wieder hervor, dass es in seinen Büchern auch darum geht, die anthropologische Sichtweise unserer herkömmlichen Ethik zu erweitern, weil der Mensch sich durch die technische Entwicklung sukzessive Eigenschaften aneignete, die traditionell Gott zugeschrieben wurden.

Zu Lem wichtigsten Werken zählen "Sterntagebücher" und "Robotermärchen", "Philosophie des Zufalls" und "Die Vergangenheit der Zukunft". Ein Science-fiction-Welterfolg wurde sein von Steven Soderberg verfilmter Roman "Solaris" aus dem Jahre 1961. (sams)