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Starke Signale gegen Fußball-EM in der Ukraine

30. April 2012

Immer mehr deutsche Politiker wollen sich keine Spiele in dem osteuropäischen Land angucken. Selbst der sportliche Boykott ist wegen des Schicksals von Ex-Ministerpräsidentin Timoschenko kein Tabuthema mehr.

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Das Stadion von Kiew in der Dämmerung (Foto: picture alliance/dpa) epa02953399 General view of the new Olimpiyskiy stadium for the UEFA Euro 2012 in Kiev, Ukraine, 06 October 2011. The new stadium will be inaugurated on 08 October 2011. Kiev is the main of four host cities in the Ukraine for the UEFA European Championships in 2012, co-hosted by Poland and Ukraine. EPA/ALEKSEY FURMAN +++(c) dpa - Bildfunk+++
Bild: picture alliance/dpa

Angesichts der Haftbedingungen für die ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko erhöhen deutsche Politiker weiter den Druck auf die Führung in Kiew. Als erstes Kabinettsmitglied sprach sich Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) gegen Politiker-Besuche bei der Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine aus. Es müsse "unbedingt verhindert werden, dass das ukrainische Regime die EM zur Aufwertung seiner Diktatur nutzt", sagte Röttgen der "Bild"-Zeitung. "Deshalb finde ich, dass Besuche von Ministern und Ministerpräsidenten zur EM nach jetzigem Stand nicht in Frage kommen". Er forderte die ukrainische Regierung auf, Timoschenko sofort aus dem Gefängnis freizulassen.

Entwicklungsstaatssekretärin Gudrun Kopp (FDP) rief sogar zu einem sportlichen Boykott der EM in der Ukraine auf. "Ich plädiere für die Verlegung der Spiele", sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesentwicklungsministerium dem Bielefelder "Westfalen-Blatt". Es sollte geprüft werden, ob alle Spiele in Polen oder in Polen und einem anderen Land ausgetragen werden könnten. "Wer Menschenrechte permanent verletzt, muss mit den Folgen leben", sagte Kopp zur Begründung. Auch die Sportler dürften sich nicht neutral verhalten. Regierung, Bundestag, Sportler und Sportfunktionäre müsssten gemeinsam "aufstehen gegen diese Menschenrechtsverletzungen".

Die FDP-Politikerin Gudrun Kopp (Foto: DW/Helle Jeppesen)
Die FDP-Politikerin Gudrun KoppBild: DW/Helle Jeppesen

Auch EM-Endspiel in Kiew geplant

Der CDU-Politiker Ruprecht Polenz stellte sich hinter die Ukraine-Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Zu einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", wonach die Bundesregierung einen Boykott der EM-Spiele in der Ukraine erwägt, sagte Polenz, er hoffe, dass dieses "starke Signal" in Kiew verstanden werde. Polenz, der Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag ist, rechnet zudem mit weiteren Absagen: "Ich rechne damit, dass viele Staatschefs und Politiker zwar in Danzig und Warschau auf der Tribüne sitzen werden, nicht aber an den ukrainischen Austragungsorten." (Das Foto zeigt das Stadion in der Hauptstadt Kiew)

Ukraine: EM-Boykott wegen Timoschenko?

Kiew reagiert mit Unverständnis

Die Berichte über einen möglichen Boykott der Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine durch die Bundesregierung sind in Kiew auf Unverständnis gestoßen. Er hoffe, dass diese nur eine "falsch" seien, sagte Außenamtssprecher Oleg Woloschin in Kiew. "Man will gar nicht daran denken, dass die Staatsmänner Deutschlands fähig sind, die Methoden der Zeiten des Kalten Krieges wiederzubeleben und zu versuchen, den Sport zu einer Geisel der Politik zu machen", sagte Woloschin nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine.

Timoschenko, die an Bandscheibenproblemen leidet, sitzt in einem Gefängnis im Osten der Ukraine. Ihr wird Amtsmissbrauch vorgeworfen. Die EU kritisiert die siebenjährige Haftstrafe für die Ex-Regierungschefin als politisch motiviert. Timoschenko protestiert mit einem Hungerstreik gegen ihre Haftbedingungen und wirft den Behörden Misshandlung vor. Die EM beginnt in sechs Wochen. In der Ukraine sind 16 Partien geplant, darunter das Endspiel am 1. Juli in Kiew.

sti/as (afp, dapd, dpa, rtr)