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Starthilfe für Hochtechnologie-Gründer

11. Juni 2010

Innovative Ideen im High-Tech-Bereich benötigen einiges an Kapital, bevor sie marktreif sind. Investoren in Deutschland halten sich häufig zurück. Anders der High-Tech Gründerfonds.

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Mann vor Ölplattform (Foto: AP)
Mit innovativer Hochtechnologie ließe sich das Öldesaster schnell beendenBild: AP

Was hat das auslaufende Öl im Golf von Mexiko mit dem High-Tech Gründerfonds in Bonn zu tun? Einiges, denn unter den 186 Firmen, die der Gründerfonds bislang unterstützt hat, befindet sich eine, von der die Lösung für das Öl-Desaster kommen könnte. Sie heißt Contros und hat Unterwasser-Sensoren entwickelt, mit der Öl und Gas-Pipelines überwacht und kontrolliert werden können. "Wir arbeiten und vermarkten seit drei Jahren ein Konzept, mit dem man frühzeitig undichte Stelle und andere Unregelmäßigkeiten erkennen kann", sagt Daniel Esser, der Geschäftsführer von Contros. "Damit hätte man das, was im Golf von Mexiko bei der Deepwater Horizon passiert ist, frühzeitig verhindern können."

Daniel Esser, Geschäftsführer von Contros (Foto: euro.marcom dripke.pr)
Hat die Lösung für Ölkatastrophen? Daniel Esser, Geschäftsführer von ControsBild: euro.marcom dripke.pr

Vor allem aber habe das Unternehmen in Kooperation mit einer anderen Firma kurzfristig ein System entwickelt mit dem sich das Bohrloch innerhalb von drei Wochen verschließen ließe. Interesse daran gibt es laut Esser: "Derweil sprechen wir mit der Firma Oceaneering, um dieses System am Golf von Mexiko anzuwenden." In der Öl- und Gasbranche hat sich Contros in den drei Jahren nach seiner Gründung zu einer festen Größe entwickelt. Unter anderem Dank eines Kredits des High-Tech Gründerfonds.

Der 'Subsea-Skimmer' der Firma Contros und Bornemann. Mit ihm können Öl- und Gaslecks auch im Golf von Mexiko abgesaugt werden (Foto: Contros)
Mit dem "Subsea-Skimmer" der Firma Contros und Bornemann können Öl- und Gaslecks auch im Golf von Mexiko abgesaugt werden.Bild: CONTROS

Anschub in der Startphase

Der High-Tech Gründerfonds verwaltet mehr als 270 Millionen Euro, die zum großen Teil vom Wirtschaftsministerium stammen, aber auch von der KfW und sechs großen deutschen Unternehmen. Innovative Unternehmen im Hochtechnologiebereich hätten es besonders schwer, Kapital für die Anfangsphase der Unternehmensgründung zu bekommen, sagt Peggy Speicher vom Bundeswirtschaftsministerium. "Das haben wir in den Jahren 2004, 2005 in besonderem Maße gespürt. Besonders nach dem Platzen der New Economy-Blase, zeigte sich ganz drastisch, denn damals waren High-Tech Gründungen auf einem Tiefpunkt." Um Abhilfe zu schaffen, legte damals das Bundesministerium für Wirtschaft den High-Tech Gründerfonds auf.

Jährliches Treffen des High-Tech Gründerfonds im Kameha Hotel in Bonn, (Foto: High-Tech Gründerfonds)
Diesjähriges "Familientreffen" des High Tech Gründerfonds in BonnBild: High Tech Gründerfonds

Junge, vielversprechende Technologieunternehmen können auf diesem Weg günstige Darlehen in Höhe von bis zu einer halben Million Euro bekommen. Außerdem kann bei Bedarf eine Anschlussfinanzierung mit eineinhalb Millionen Euro folgen. So soll es Gründern möglich werden, ihre Idee bis zur Entwicklung eines Prototypen oder bis zur Markteinführung zu realisieren.

GPS im Operationssaal

In dieser Anfangsphase steckt auch die Firma Amedo, die Mitte 2008 gegründet wurde. "Wir sind ein junges Unternehmen mit einer sehr innovativen Idee: Wir wollen das GPS-System in die Medizintechnik bzw. in die Chirurgie transportieren, wo man natürlich ganz andere Ansprüche an die Genauigkeit hat", erzählt Marc Böhme, der Geschäftsführer. So soll dem Arzt ein virtueller Blick in den Körper seines Patienten ermöglicht werden. Außerdem könnten beispielsweise bei Operationen chirurgische Instrumente millimetergenau im Körper des Patienten geortet und navigiert werden.

Bislang ist die Idee allerdings noch nicht in Operationssälen zu finden. "Der Weg geht erst einmal über die Entwicklung einer Strategie, eines Businessplans und die entsprechende Marktforschung", sagt Böhme. "Erst dann kommt man zu den ersten Kunden. Das sind aber nicht die Kunden, die die Produkte kaufen, sondern Investoren, an die man muss seine Geschäftsidee erstmal verkaufen muss." Hier sei der High-Tech Gründerfonds ein ganz wichtiger Partner. "Er hat uns in der frühen Phase die Möglichkeit gegeben, Prototypen zu bauen und zu schauen, ob diese Idee funktioniert, der Markt diese Idee akzeptiert und ein entsprechendes Wachstum dahinter möglich ist."

Andere Investoren werden aktiv

High-Tech Gründerfonds, Geschäftsführer Dr. Michael Brandkamp (Foto: High-Tech Gründerfonds)
Der Geschäftsführer des High-Tech Gründerfonds, Michael BrandkampBild: High Tech Gründerfonds

2005 gab es in Deutschland nur 20 Unternehmensgründungen im Seedmarkt - also in dem Bereich, in dem das Produkt entwickelt wird und noch nicht marktreif ist. In den folgenden Jahren wurden - dank des Gründerfonds - immer mehr Unternehmen in diesem Bereich finanziert, berichtet Michael Brandkamp, Geschäftsführer des Gründerfonds. Außerdem habe es noch einen erfreulichen Nebeneffekt gegeben. Während der Gründerfonds 2006 noch einen sehr hohen Anteil an dem Geschäft hatte - nämlich rund 80 Prozent, waren es im Jahr 2009 nur noch gute 50 Prozent. "Das heißt es hat auch dazu geführt, dass andere Investoren in diesen Markt hereingekommen sind - also dass neue Investoren sich inzwischen für die Finanzierung von jungen High-Tech-Unternehmen interessieren."

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 71 Unternehmen mit Ideen im Hochtechnologiebereich bei der Gründung finanziert. Aber das sei noch kein Grund sich auszuruhen, meint Peggy Speicher vom Bundesministerium für Wirtschaft, denn: "Im internationalen Vergleich ist Deutschland immer noch im Schlussfeld, sowohl was die normalen Gründungen angeht, als auch was die innovativen Gründungen angeht."

Autor: Insa Wrede

Redaktion: Klaus Ulrich