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Schuldenschnitt kann kommen

9. März 2012

Die Finanzminister der Europäischen Union geben weitere Mittel für Griechenland frei. Der Schuldenschnitt für Griechenland kann anlaufen: 85,8 Prozent der privaten Gläubiger beteiligen sich freiwillig daran.

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ARCHIV - Ein gelbes Euro-Zeichen in die blau gefärbten Haare lässt sich am 28.12.2001 ein junger Mann von einem Friseur in Deinze (Belgien) schneiden, um damit seine Unterstützung für die neue euopäische Währung zu dokumentieren. Griechenland und seine privaten Geldgeber arbeiten weiter mit Hochdruck an einer Kompromisslösung zum geplanten Schuldenschnitt für das pleitebedrohte Land. dpa (zu dpa 0565 vom 26.01.2012) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Symbolbild Schuldenschnitt GriechenlandBild: picture-alliance/dpa

Der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos ist mit der erreichten Quote beim Schuldenschnitt für Anleihen nach griechischem Recht dennoch nicht zufrieden. Er will nach Informationen griechischer Medien die übrigen Gläubiger zwingen, sich ebenfalls zu beteiligen. Die sogenannten "Collective Action Clauses" werden dazu aktiviert, die das griechische Parlament erst kürzlich beschlossen hatte. Damit würden 177 Milliarden Euro an alten Staatsanleihen nach griechischem Recht in neue Anleihen umgetauscht. Bei diesem Schuldenschnitt müssen die Gläubiger nominell auf über 70 Prozent ihres eingesetzten Kapitals verzichten.

Greek Finance Minister Evangelos Venizelos leaves Maximou mansion after a meeting with Charles Dallara and Jean Lemiere from the Institute of International Finance, which represents Greece's private bondholders and Greek Prime Lukas Papademos, Athens, Friday, Jan. 20, 2012. (Foto:Dimitri Messinis/AP/dapd)
Evangelos Venizelos macht DruckBild: dapd

Die übrigen Anleihen, die nach internationalem Recht ausgegeben wurden, haben ein Volumen von 29 Milliarden Euro. Hier betrug die Beteiligungsquote nach Mitteilung des Finanzministeriums in Athen nur 69 Prozent. Deshalb wurde die Umtauschfrist für diese Anleihen, die auch von großen Hedgefonds gehalten werden, noch einmal bis zum 23. März 2012 verlängert. Die angestrebte Gesamtsumme für den Schuldenerlass von 107 Milliarden Euro ist also noch nicht erreicht.

Euro-Finanzminister entscheiden über neue Hilfen

Die Finanzminister der Eurozone verständigten sich am Freitagnachmittag (09.03.2012) in einer Telefonkonferenz über das weitere Vorgehen im Zusammenhang mit dem Schuldenerlass für Griechenland. Sie haben entschieden, bis zu 35,5 Milliarden Euro freizugeben. Der Betrag ist zur Finanzierung des Schuldenschnitts vorgesehen.

Luxembourg's Finance Minister Jean-Claude Juncker, left, playfully gestures toward Greek Finance Minister Evangelos Venizelos during a round table meeting of eurozone finance ministers at the EU Council building in Brussels on Monday, July 11, 2011. European officials are trying to work out a strategy Monday to prevent the eurozone's debt crisis from spilling over into bigger economies such as Italy and Spain, as they discuss details of a second bailout for Greece. (Foto:Virginia Mayo/AP/dapd)
Zu Scherzen aufgelegt: Euro-Gruppen-Chef Juncker (li.) und der griechische Finanzminister VenizelosBild: dapd

Der Europäische Rettungsfonds EFSF garantiert für die neuen Staatsanleihen, die den privaten Gläubigern zum Umtausch angeboten werden. Die 35,5 Milliarden Euro sind Teil des insgesamt 130 Milliarden Euro umfassenden zweiten Hilfspakets für Griechenland, um das in den vergangen Wochen heftig gerungen wurde. Nachdem die EU-Finanzminister die Bedingungen für weitere Hilfen als erfüllt betrachten, kann nun auch das Verfahren zur Freigabe dieses Betrags beginnen.

Griechische Banken müssen gestützt werden

In der kommenden Woche wollen sich die Finanzminister der Euro-Gruppe erneut mit Griechenland beschäftigen. Dann soll auch über die Freigabe der übrigen 94,5 Milliarden aus dem Gesamt-Hilfspaket von 130 Milliarden Euro entschieden werden.

Damit die griechischen Banken den Schuldenerlass überhaupt überstehen können, brauchen sie frisches Eigenkapital. Dieses Eigenkapital für die Sanierung der Banken besorgt sich der griechische Staat als neuen Kredit beim europäischen Rettungsfonds EFSF. In einer Analyse der Ratingagentur Moody's heißt es, das griechische Bankensystem verliere mit dem Schuldenerlass praktisch sein komplettes Eigenkapital.

ARCHIV: Ein Arbeiter reinigt nach Ausschreitungen in Athen das Logo der Bank von Griechenland von roter und schwarzer Farbe (Foto vom 14.02.12). Die Ratingagentur Fitch hat die Kreditwuerdigkeit Griechenlands erneut herabgestuft. Die Bonitaet des Landes wurde am Mittwoch von der Note CCC auf C gesenkt. Die Herabstufung deute darauf hin, "dass ein Staatsbankrott in naechster Zeit hoechstwahrscheinlich" sei, erklaerte Fitch. Griechenland hatte sich zuvor mit privaten Investoren auf einen Schuldenschnitt im Umfang von 107 Milliarden Euro verstaendigt. (zu dapd-Text) Foto: Thanassis Stavrakis/AP/dapd
Griechische Banken brauchen frisches EigenkapitalBild: dapd

Den Kapitalbedarf des griechischen Bankensektors schätzt Moody's auf rund 40 Milliarden Euro. Dem Schuldenschnitt folgt also eine Bankenrettung auf dem Fuße. Schwer vorherzusagen ist, wie die Börsen und Finanzmärkte reagieren werden. Die Kurse für die neuen Staatsanleihen und Banken könnten kommenden Montag  (12.03.2012) unter Druck geraten.

Autor: Bernd Riegert/Beatrix Beuthner
Redaktion: Andrea Lueg