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Stasi-Geheimnisse locken bis heute

26. Dezember 2014

Vor einem Vierteljahrhundert riss die Produktion ab - mit dem Ende der DDR. Bis dahin hatte die Staatssicherheit Akten am laufenden Meter verfasst. Und das Interesse daran reißt nicht ab.

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Stasi-Akte (Foto: AFP)
Bild: Getty Images

Auch 25 Jahre nach dem Mauerfall wollen Menschen noch wissen, ob und was die Stasi über sie gesammelt hat. Bei der Stasi-Unterlagen-Behörde in Berlin stapeln sich weiter die Gesuche auf Akteneinsicht. In diesem Jahr hätten bis Ende November 61.433 Bundesbürger einen entsprechenden Antrag gestellt, berichtet die "Bild"-Zeitung. Das ist sogar ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Bis zu drei Jahre lang müssten die Interessenten auf einen persönlichen Blick in Unterlagen des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit warten, sagte der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, der Deutschen Presse-Agentur. "Wir unternehmen große Anstrengungen, die Akten zur Verfügung zu stellen. Doch wir schieben eine Bugwelle vor uns her."

"Damit hat keiner gerechnet"

Die Behörde kämpft seit langem gegen die Wartezeiten. Diese sind laut Jahn auch eine Folge der Personalplanung, da die Behörde von Anfang an mit sinkenden Mitarbeiterzahlen konzipiert worden sei. "Damit hat keiner gerechnet, dass mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Mauerfall jeden Monat noch Tausende neue Anträge kommen." Derzeit hat die Behörde samt Außenstellen knapp 1600 Mitarbeiter, 2003 waren es noch rund 2300.

Die Auskunftsabteilung wurde zwar verstärkt, doch das reiche nicht. "Wir brauchen Reformen. Die Mitarbeiter müssen für die Bürger da sein können." Menschen, zu denen es nur wenige Quellen gibt, bekämen innerhalb von vier, fünf Monaten Auskunft, sagte der 61-jährige Behördenleiter. "Wenn viel Material da ist, dauert es länger." Rehabilitierungsersuche sowie Anträge von Älteren und Kranken würden vorgezogen.

Stasi-Akten in Berlin (Foto: Getty Images)
Bürokratische Spionage: Stasi-Akten in BerlinBild: Getty Images

Dialog zwischen den Generationen

Auch für Behörden, Forscher und Medien werde nach Stasi-Papieren gesucht. In diesem Jahr beantragten rund 37.000 Menschen das erste Mal die persönliche Akteneinsicht. Die Gründe seien verschieden, so Jahn. Neu-Rentner hätten nun Zeit und wollten ihr Leben ordnen. Verstärkt würden in Familien aber auch Kinder und Enkel nach der Vergangenheit fragen. "Der Dialog zwischen den Generationen ist in Gang gekommen."

Die Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen verwaltet und erschließt die Unterlagen des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit, die vor der Vernichtung bewahrt wurden. Erhalten blieben 111 Regal-Kilometer Akten des Spionage-Imperiums. Davon liegt etwa die Hälfte in der früheren Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg. Zerrissene Papiere, die Stasi-Offiziere vernichten wollten, wurden gerettet und in 16.000 Säcken gelagert. Erst ein kleiner Teil ist rekonstruiert.

jj/qu (dpa, afp, epd)