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Guzy: "Plakate sind nicht anachronistisch"

Gero Schließ
15. Juni 2017

Seit 16 Jahren kürt eine internationale Jury die 100 besten Plakate im deutschsprachigen Raum. Im DW-Interview erklärt Juror Stefan Guzy, was ein gutes Plakat ausmacht.

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Ausstellung "100 Beste Plakate" in Berlin Kulturforum
Bild: DW/G. Schließ

Der Wettbewerb "100 Beste Plakate des Jahres Deutschland Österreich Schweiz" fand in diesem Jahr zum 16. Mal statt. Sein Ziel ist, ein aktuelles Bild des Plakatdesigns im deutschsprachigen Raum zu zeigen. Mehr als 600 Grafik-Designer bewarben sich in diesem Jahr, darunter 183 Grafik-Studenten. Die von einer fünfköpfigen internationalen Jury ausgewählten 100 besten Arbeiten wurden jetzt im Berliner Kulturform der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie sind dort noch bis zum 2. Juli zu sehen, bis die Ausstellung nach Essen und an sechs weitere Orte in Deutschland, Österreich und der Schweiz zieht. Der Berliner Plakatgestalter Stefan Guzy ist das erste Mal in der Jury und spricht im DW-Interview über den Wettbewerb und die preisgekrönten Plakate.

Frage: Wie muss man sich die Juryarbeit vorstellen, die 100 besten Plakate im deutschsprachigen Raum zu küren?

Stefan Guzy: Das ist ein zweistufiges Verfahren. Zunächst gibt es eine Onlinevorauswahl der über 1600 Einsendungen, womit die Zahl der Einreichungen schon mal heruntergefiltert wird. Die restlichen mehr als 800 Plakate hat sich die Jury dann selber angesehen.

Welche Trends gib es in diesem Jahr:

In diesem Jahr gibt es jetzt keinen speziellen Trend. Aber wir beobachten, dass die Qualität in den letzten Jahren deutlich besser geworden ist. Und man sieht viel Experiment und sehr viel Farbe. Es ist sehr graphisch alles, also Fotoplakate sind nicht sehr präsent.

Sie sprachen die Qualität an. Was sind ihre Kriterien dafür?

Das wichtigste Kriterium ist, dass das Plakat auffallen muss. Es muss ein "Stehenbleiber" sein, wenn er im öffentlichen Raum plakatiert wird. Allerdings haben wir es bei der Auswahl der 100 besten Plakate vor allem mit Kulturplakaten zu tun. Wir haben wenig Plakate aus der Werbung. Man kann darüber diskutieren, ob die Werbeplakate nicht gut sind. Aber klar ist auch: Die Jury kann nur die Plakate bewerten, die auch eingereicht wurden. Ich habe schöne werbliche Plakate draußen auf der Straße gesehen. Sie sind leider nicht dabei, weil sie nicht zur Auswahl standen; denn sie wurden nicht eingereicht.

Im digitalen Zeitalter wird immer mehr im Netz und über Social-Media Plattformen geworben. Sind Plakate mittlerweile etwas aus der Mode geraten? Welchen Stellenwert haben sie eigentlich noch?

Ausstellung "100 Beste Plakate" in Berlin Kulturforum
Preisgekröntes Plakat des Studios Michael Sattler/Tom Kröl. Bild: Stefan Guzy/Foto: DW/G. Schließ

Ich würde nicht mitgehen, dass Plakate altmodisch oder anachronistisch sind. Es ist immer noch eine besondere Kunst, eine Geschichte auf einem Plakat zu erzählen. Und viele Studenten reizt das stark. Aber es stimmt: Plakate haben es schwer, sichtbar zu werden, auch wegen der Kosten bei der Veröffentlichung. Immer öfter finden sie den Weg deswegen über digitale Kanäle.

Lassen Sie uns doch mal über ein Plakat sprechen, das Ihnen und der Jury besonders aufgefallen ist.

Bei diesem Plakat gab es Diskussionen in der Jury. Auf schwarzem Grund sind die drei Zahlen 1, 2 und 3 aufgezeichnet. Die Frage stellte sich: Ist es ein gutes Plakat, wenn ich nicht gleich mitbekomme, worum es geht? Man sieht ganz zart im Hintergrund die Veranstaltung. Das produziert dann eine Neugierde für das, was da passiert. Ich muss nicht alles sofort mitbekommen. Wenn das Plakat so gut ist, dass es mich fängt und ich stehenbleibe, dann hat es seine Aufgabe erfüllt. Gerade dieses Plakat repräsentiert eine Entwicklung, die sich im Plakatdesign immer mehr verstärkt.

Stefan Guzy ist Plakatgestalter aus Berlin und Jury-Mitglied des Wettbewerbs "100 Beste Plakate".