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"Eine richtig geile Frauen-WM austragen"

Arnulf Boettcher19. Dezember 2008

Steffi Jones organisiert die Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland. Im Interview der Deutschen Welle spricht die Frankfurterin über den Stand der Vorbereitungen und über ihre Zukunftspläne.

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OK-Präsidentin Steffi Jones
Jones: WM-Organisation mit SpaßBild: AP

Schon als Spielerin war Steffi Jones auf Erfolg programmiert. Mit dem Nationalteam holte sie den WM-Titel 2003 und drei Mal die Europameisterschaft. Mit dem 1. FFC Frankfurt feierte sie fünf deutsche Meistertitel, vier Pokaltriumphe und zwei UEFA-Cup-Siege. Im Interview der Deutschen Welle spricht die 35-jährige Frankfurterin nun über ihre Arbeit, über ihr Privatleben und ihre Zukunftspläne. Die Fragen stellte Arnulf Boettcher.

Jones hatte schon als erfolgreiche Spielerin viel zu lachen
Schon als Spielerin hatte Jones viel zu lachenBild: AP

Deutsche Welle: Steffi Jones, Sie machen ihren Job jetzt seit April 2008. War Ihnen damals bewusst, was da auf Sie zukommen würde?

Steffi Jones: Ich wusste schon, dass das eine sehr große Herausforderung für mich wird, denn der Wechsel von einer aktiven Spielerin hin zur Funktionärstätigkeit beinhaltet natürlich auch Veränderungen. Ich merke, dass ich in die neue Aufgabe recht schnell reingewachsen bin und sehr viel gelernt habe. Ich weiß jetzt auch, dass die Arbeit vielschichtiger ist, als ich mir das vorgestellt habe.

Sie sind mittlerweile eine Person des gesellschaftlichen und öffentlichen Lebens in Deutschland. Wie sehen Sie denn da Ihre Position?

Es ist eine Umstellung, obwohl ich auch schon vorher als Spielerin eine Person der Öffentlichkeit war. Ich sehe mich jetzt aber nicht als so bekannt, dass ich Sorgen haben müsste, ständig würden Fotographen um mich herum schwirren. Es ist einfach eine tolle Aufgabe und ein tolles Image, das da mit dem Frauen-Fußball rüberkommt. Und deswegen sind alle meine Auftritte sehr angenehm. Alle Menschen, die mich treffen, sind mir sehr wohl gesonnen. Es macht wahnsinnigen Spaß. Ich bin dankbar, dass ich daran teilhaben darf, diese WM zu organisieren.

Sie sind ständig im Einsatz, haben sehr viele Termine. Bleibt denn da noch Platz für das Privatleben?

"Wiedersehen bei Freunden - See you again": Das Motto der WM-Bewerbung
"Wiedersehen bei Freunden - See you again"Bild: picture-alliance/ dpa

Da bleibt sehr wenig Zeit, wenn ich ehrlich bin. Aber diese einzigartige Aufgabe entschädigt mich für all das, was jetzt hintenan stehen bleibt. Und ich habe auch nach 2011 noch genug Zeit, um einiges nachzuholen. Ich bin noch jung und habe noch viel vor. Diese zweieinhalb Jahre möchte ich nutzen, damit wir eine tolle WM erleben. Da steht das Privatleben jetzt hintenan.

Wenn Sie sich selbst beschreiben würden, wo liegen Ihre Stärken?

Ich sehe meine Stärken darin, dass ich authentisch bin. Ich will und muss mich auch nicht verbiegen, um jemanden darzustellen, der ich nicht bin. Ich weiß, was ich kann und versuche meine Aufgabe zu 100 Prozent zu erfüllen. Und ich habe ein sehr starkes Team um mich herum, das mich unterstützt. Ich glaube, man hat mich ausgesucht, weil ich bin, wie ich bin. Also muss ich mir da gar keine Sorgen machen. Ich arbeite daran, dass ich meine Schwächen oder meine sogenannten Schwächen minimiere, wie ich das auch als Spielerin getan habe.

Was sind denn die Schwächen der Steffi Jones?

Ich sehe es nicht als Schwächen. Es ist einfach so, dass ich ein Mensch bin, der sehr gutmütig ist, der auch sehr hilfsbereit ist und schauen will, dass Harmonie da ist. Das ist schwierig, wenn man OK-Präsidentin ist, denn da müssen vielleicht auch einmal Diskussionen stattfinden. Man kann es nicht immer allen recht machen. Ich durchlebe gerade einen Lernprozess, aber das ist gut so. Es prägt mich und wird mich auch weiterbringen. Das ist jetzt keine sogenannte Schwäche, sondern einfach etwas, das ich lernen muss.

Sie werden von einem Team unterstützt. Gibt es auch spezielle Berater, auf die Sie zurückgreifen können?

Jones und ihr Mentor, DFB-Präsident Theo Zwanziger
Jones und ihr Mentor, DFB-Präsident ZwanzigerBild: picture-alliance/dpa

Ich habe einen Gesamtkoordinator, Uli Wolter, der darauf achtet, dass alles läuft. Und ich kann auf meine Abteilungsleiter zurückgreifen: Heike Ullrich, die schon ganz lange im Frauen-Fußball tätig ist oder Jens Grittner, der für die Medien zuständig ist. Egal, um welchen Fachbereich es geht, ich habe immer Ansprechpartner. Und natürlich auch auf DFB-Seite, denn da sind wir ganz eng miteinander verzahnt, mit Generalsekretär Wolfgang Niersbach etwa. Und Dr. Theo Zwanziger hat so eine Vaterrolle für mich. Er ist immer für mich da und fragt, wie es mir geht. Also, da ist immer jemand für mich da.

Was sind denn überhaupt die Aufgaben einer OK-Präsidentin?

Die sind sehr vielschichtig. Ich habe nicht nur diese reine Repräsentanten-Rolle, sondern ich bin auch am operativen Teil interessiert. Damit ich weiß, wie wir zu Entscheidungen kommen, was unseren nächsten Schritte sind. Und wenn ich Auftritte habe, will ich es so herüberbringen, dass ich nicht nur die lächelnde Steffi bin, die da irgendwo durchs Land zieht, sondern dass ich wirklich auch Hintergrundwissen und auch Fachkompetenz habe.

Und wie ist die bisherige Bilanz ihrer Arbeit?

Die ist nur positiv, wir sind voll auf Kurs, weil wir schon 2006 zeigen konnten, dass wir nicht nur gut organisieren können, sondern dass wir auch tolle Gastgeber sind. Das wird jetzt wieder der Fall sein. Man muß eben einfach nur trennen. Es wird keine Kopie der WM 2006. Es ist eine Frauen-Weltmeisterschaft, die wird etwas kleiner ausfallen, die wird auch nicht diese Tragweite haben, wie sie das 2006 hatte. Aber es soll ein tolles Fest werden, wir wollen unsere eigene Geschichte schreiben.

Der Etat für die WM 2006 lag bei 430 Millionen Euro. Wie sieht das für 2011 aus?

Jones besucht den Spielort Leverkusen und Oberbürgermeister Küchler
Jones besucht den Spielort LeverkusenBild: Arnulf Boettcher

Was das Budget angeht, da liegen wir nicht in den gleichen Dimensionen, sondern wir haben 51 Millionen, die wir refinanzieren müssen. Das wird ohne steuerliche Gelder gehen. Wir haben zwei Einnahmequellen mit den sechs nationalen Förderern und dem Kartenverkauf. Wir haben eine Million Tickets zu vergeben, bei den Männern waren es 30 Millionen. Das müsste eigentlich machbar sein.

Sie haben überwiegend kleine Stadien ausgesucht, neun Austragungsstädte sind es insgesamt. Will man damit versuchen, die Stadien immer voll zu bekommen?

Für die Stadiengröße können wir nichts. Es liegt einfach an den Städten, die sich für die WM beworben haben. Es macht aber Sinn, im Frauenfußball nicht zu große Stadien auszuwählen, weil es sonst nicht realistisch wäre, die zu füllen. Und somit haben wir in Berlin das Eröffnungsspiel mit einem riesengroßen Stadion und 75.000 Plätzen. Und dann kommen nochmals zwei größere Stadien mit Mönchengladbach und Frankfurt. Alle anderen sind so in demselben Rahmen und das passt. Ich glaube, dass das dann auch die Atmosphäre widerspiegelt, die wir brauchen und uns für diese Weltmeisterschaft wünschen.

Und Sie erhoffen sich von der WM einen Schub für den Frauen-Fußball?

Mädchen trainieren mit dem Nationalteam
Mädchen trainieren mit dem NationalteamBild: dpa

Steffi Jones: "Es ist für uns eine Riesenchance, dem Mädchen- und Frauenfußball einen Schub zu geben, der auch langfristig anhält. Für uns ist das Ziel Nachhaltigkeit. Wir arbeiten jetzt schon daran, in den Schulen, Vereinen und Landesverbänden Strukturen zu schaffen. Es wäre unser Wunsch, dass jedes Mädchen, das Fußball spielen möchte, in einem Verein aufgefangen werden kann. Und dafür braucht man Mannschaften und Vereine, die das umsetzen. Das ist ein hartes Stück Arbeit. Aber das kann nur das Ziel sein, weil nach allen Titeln, die die Frauen-Nationalmannschaft bisher zurückbrachte, immer nur ein kurzzeitiger Boom festzustellen war. Jetzt muß es eben so sein, dass wir mit dieser eigenen WM einen Meilenstein setzen.

Sie sind jetzt in einer FIFA-Kommission für Frauen-Fußball. Liegt da auch Ihre Zukunft?

Ich möchte eigentlich gar nicht so weit schauen, denn ich habe jetzt eine so tolle Aufgabe. Und mein Weg soll eigentlich eher in die Trainerfunktion gehen. Dafür habe ich meine Lizenzen erworben, auch den Fußball-Lehrer-Schein. Aber ich sage niemals nie. Es kommt wirklich darauf an, was sich nach der WM anbietet, und da bin ich relativ offen.

Ganz konkrete Pläne haben Sie noch nicht. Jetzt geht es also erst einmal darum, die WM richtig gut zu organisieren?

Genau das ist unser Ziel. Wir wollen wieder eine richtig geile WM auszutragen, wo man internationale Gäste empfängt, einfach Spaß hat bei hoffentlich gutem Wetter und wir einfach wieder ein Fest feiern können.