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Steinhoff kämpft ums Überleben

20. April 2018

Der angeschlagene südafrikanisch-deutsche Möbelkonzern Steinhoff kämpft ums Überleben. Anleger warfen dem Unternehmen auf der Hauptversammlung in Amsterdam Finanzbetrug in großem Stil vor.

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Deutschland Steinhoff Möbel
Bild: picture-alliance/dpa/M. Assanimoghaddam

Es sei eine "Krise von massivem Ausmaß", sagte die Aufsichtsratsvorsitzende Heather Sonn bei der Hauptversammlung des südafrikanisch-deutschen Möbelkonzerns in Amsterdam.

Die Veranstaltung wurde live ins südafrikanische Kapstadt übertragen. Es ist noch nicht lange her, da galt Steinhoff als das Ikea Südafrikas. Inzwischen spricht die Nachrichtenagentur Bloomberg dagegen von "Südafrikas Enron" - in Anspielung auf den US-amerikanischen Energiekonzern, der nach einem Skandal um Bilanzfälschung unterging.

Steinhoff hatte im vergangenen Dezember Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen für sein Europa-Geschäft eingeräumt. Daraufhin verlor das Unternehmen bis zu 90 Prozent des Börsenwertes und kämpft seitdem um sein Überleben. In Deutschland laufen bereits seit längerem Ermittlungen wegen möglicher Bilanzfälschungen.

Ikea Südafrikas

Ein Experte der Wirtschaftsprüfer PwC hatte bereits gesagt, die Untersuchung im weit verzweigten Steinhoff-Reich könne noch Monate andauern. Gegründet wurde das Unternehmen 1964 in Niedersachsen. Heute besteht es laut PwC aus mehr als 700 Tochterfirmen in 32 Ländern. Die Gruppe beschäftigt 150.000 Mitarbeiter.

Besonders aktiv ist Steinhoff in Südafrika. Dort untersucht inzwischen die Finanzaufsicht FSB den Fall, unterstützt durch Finanzminister Nhlanhla Nene.

Auch die Aufsicht der Wirtschaftsprüfer schaut sich die Lage an - in Südafrika, aber auch in den Niederlanden, wo das Unternehmen seinen Hauptsitz hat. Dabei geht es um die Rolle von Deloitte, einer internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die die Jahresbilanz des Konzerns abgesegnet hatte. Die muss nun neu erstellt werden.

Finanzbetrug

"Das ist der größte Finanzbetrug in der Geschichte Südafrikas", sagte Adrian Saville, CEO von Cannon Asset Managers, der Deutschen Welle.

Der südafrikanische Geschäftsmann Yayendra Naidoo zog am Rande der Hauptversammlung in Amsterdam einen ähnlichen Vergleich und nannte den Fall die "größte Investmentkatastrophe" des Landes.

"Das gesamte finanzielle Ökosystem hat versagt - die Prüfer, die Regulierer, die Banken", sagte Naidoo der Nachrichtenagentur dpa. "Wir sind alle geschockt. Das betrifft nicht nur ein paar wohlhabende Anleger, sondern Tausende aus der Mittelklasse und Millionen Mitglieder der Pensionskassen", so Naidoo weiter.

Südafrikas Public Investment Corp, die den Pensionsfonds für die Staatsbediensteten des Landes verwaltet, hält einen Anteil von zehn Prozent an Steinhoff.

Milliarden-Schulden

Nach Angaben von Steinhoff beliefen sich die Schulden der Unternehmensgruppe bis Ende März auf 10,4 Milliarden Euro. Der Konzern hatte sich in den vergangenen Monaten auch mit dem Verkauf von Aktienpaketen an Beteiligungen Liquidität verschafft, dies sei aber nicht nachhaltig, hieß es weiter.

Für Mai ist eine Gläubigerversammlung angesetzt. Allein in Europa gehörten bis zu 150 Banken zu den Gläubigern.

Steinhoff stehe in Kontakt mit seinen Geldgebern, um Stabilität zu erreichen und einen Restrukturierungsplan ausarbeiten zu können, sagte Aufsichtsratschefin Heather Sonn.

bea/sti (dpa, rtr, DW)