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Politikerinnen in Botswana

19. August 2009

Botswana gilt in Afrika als Musterland der Demokratie. Doch diese Demokratie ist männlich. Frauen haben kaum eine Chance, in der Politik aktiv mitzuwirken. Das wird auch bei den Wahlen im Oktober nicht anders sein.

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Botlogile Tshireletso sitzt derzeit für die Botswana Democratic Party im Parlament
Kämpft um Wiedereinzug ins Parlament: Botlogile ThireletsoBild: Katrin Gänsler

Das weiße Parlamentsgebäude liegt im Zentrum Gaborones und ist umgeben von gepflegten Rasenflächen, einigen Sitzbänken und kleinen Springbrunnen. Wachpersonal ist keins zu sehen, und auch Sicherheitskontrollen gibt es nicht. Schließlich gilt Botswana in Afrika als ruhig und friedlich. Der schnörkellos elegante Bau ist auch der Arbeitsplatz von Botlogile Tshireletso, die für die regierende Botswana Democratic Party (BDP) im Parlament sitzt. Die Frau mit den großen Ohrringen und dem lila-blauen Kleid ist eine von gerade einmal vier weiblichen Abgeordneten und muss regelmäßig mit Vorurteilen kämpfen. "Wenn man sich hier als Frau um gute Positionen bewirbt, muss man sich eine ganze Menge anhören. Oft wird Frauen vorgeworfen, dass sie sich wie Männer verhalten."

Kampf um Einzug ins Parlament

Steht im Herzen der Hauptstadt: das Parlamentsgebäude (Foto: Katrin Gänsler)
Das Parlamentsgebäude in GarboroneBild: Katrin Gänsler

Doch diese Vorwürfe nimmt Botlogile Tshireletso gerne in Kauf und hat sich im Frühjahr entschieden, erneut für ihren Wahlbezirk Mahalapye East, der zwischen Gaborone und Francistown liegt, zu kandidieren. Ob sie wieder ins Parlament einzieht, wird sich irgendwann im Oktober zeigen. Der genaue Termin für die Wahl steht noch nicht fest, sondern wird kurzfristig von Präsident Ian Kharma (BDP) bekannt gegeben. Neben Tshireletso werden neun weitere Frauen von drei Parteien um die insgesamt 57 Sitze im Parlament kämpfen.

Schlechte Ausgangslage

Wahlplakate in Gaborone (Foto: Katrin Gänsler)
Wahlwerbung ist eine männliche AngelegenheitBild: Katrin Gänsler

Chancen auf ein Mandat haben die zehn Nominierten aber längst nicht alle. "Wenn ich raten muss, dann schaffen es vielleicht drei", sagt Tshireletso, die bereits Vorsitzende der BDP-Frauenorganisation war. Für ihre Partei hatte sich die schlechte Ausgangslage bereits während der Vorwahlen Anfang Juli abgezeichnet, als nur vier Frauen nominiert wurden. Doch nicht nur das. "Ganz gleich, welche Partei man nimmt: Wenn Frauen kandidieren wollen, erhalten sie die schwierigen Wahlbezirke, in denen klar ist, dass sie sich nicht durchsetzen, etwa in Gaborone Süd." Ein weiterer Schlag war Ende Juli der BDP-Kongress, bei dem die Frauen auch den Vorsitz verloren haben. "Wir Frauen halten einfach nicht zusammen", bedauert Botlogile Tshireletso.

Männer-dominierte Gesellschaft

Koordiniert Bildungsprogramme: Segametsi Modisaotsile (Foto: Katrin Gänsler)
Segametsi Modisaotsile arbeitet für die NGO Emang BasadiBild: Katrin Gänsler

Seit 1993 macht sich in Botswana auch die Nicht-Regierungsorganisation Emang Basadi für Frauen stark, die in die Politik wollen. Wie steinig der Weg dorthin ist, erlebt Segametsi Modisaotsile, die die politischen Weiterbildungsprogramme koordiniert, immer wieder. "Unsere Demokratie hier ist noch jung, obwohl sie immer als leuchtendes Beispiel in Afrika genannt wird." Trotzdem hätten es Frauen schwer, sich in einer männer-dominierten Gesellschaft durchzusetzen. "Wir sehen nicht einmal innerhalb von Parteien, dass Frauen Leitungsfunktionen übernehmen", sagt Modisaotsile enttäuscht. Auch für die nachfolgende Generation hat sie keine bessere Prognose. "Junge Frauen sind nicht daran interessiert, in die Politik zu gehen."

Die Mehrheit der Wähler ist weiblich

Dabei werden Frauen im Oktober die Mehrheit der Wähler ausmachen. Bislang haben sich, so die Ergebnisse der Independent Electorial Commission, 403.056 Frauen registrieren lassen, um überhaupt wählen zu dürfen. Ihnen stehen 320.561 Männer gegenüber. Darüber hinaus werden, so die jetzigen Schätzungen knapp 244.000 junge Erwachsene bis zum Alter von 29 Jahren wählen dürfen. Dass es trotzdem kaum weibliche Kandidaten gibt, kommentiert Generalsekretär Gabriel Seeletso nur mit einem Schulterzucken: "In den jeweiligen Parteien war die Mehrheit der Wähler weiblich. Ich kann nur raten, dass sie nicht hinter den Kandidatinnen stehen."

Autorin: Katrin Gänsler

Redaktion: Katrin Ogunsade