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Steinkohle bleibt weiter unverzichtbar

12. Februar 2017

Auch nach der Stilllegung des letzten Bergwerks 2018 braucht Deutschland noch lange Kohle für die Verstromung, da die erneuerbaren Energien den Bedarf nicht decken. Die Lücke schließen Millionen Tonnen Importkohle.

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Symbolbild Steinkohle
Bild: picture-alliance/dpa

Obwohl die letzte deutsche Steinkohlezeche 2018 den Förderbetrieb einstellt, kann der Wirtschaftsstandort Deutschland auch in den nächsten Jahrzehnten nicht auf diesen fossilen Energieträger verzichten. Denn da 2022 auch die letzten Atomkraftwerke vom Netz gehen und die erneuerbaren Energien bislang lediglich knappe 31 Prozent zur Stromerzeugung beisteuern, bleibt die Kohle ein wichtiger Bestandteil der Energieversorgung.

Kohle, die dann ausschließlich aus dem Ausland importiert wird. Und zwar in der beträchtlichen Größenordnung von aktuell 55 Millionen Tonnen im Jahr, wie Franz-Josef Wodopia, Geschäftsführer des Vereins der Kohleimporteure, erläutert. "Die brauchen wir zu zwei Dritteln für die Kraftwerke und zu einem Drittel für die Stahlindustrie. Und dazu kommt dann noch eine kleinere Menge für den Wärmemarkt."

Auslaufender Steinkohlebergbau

Im Zuge des auslaufenden deutschen Steinkohlenbergbaus schrumpfte die Fördermenge in den letzten Jahren kontinuierlich auf noch 3,8 Millionen Tonnen im Jahr 2016. Ohne Importkohle wäre der Bedarf schon lange nicht zu decken. Der Großteil der 2015 importierten Kohle entfiel mit rund 36,5 Millionen Tonnen auf den Einsatz zur Verstromung.

In den vergangenen Jahren gehörten China und Südafrika zu den Hauptlieferanten des schwarzen Energieträgers für den deutschen Markt. Doch das hat sich inzwischen geändert, da China selbst Kohle in der Größenordnung von jährlich  200 Millionen Tonnen einführen muss. Mittlerweile, sagt Franz-Josef Wodopia, "sind bei der Kraftwerkskohle Russland mit 15 und Kolumbien mit ungefähr zehn Millionen Tonnen die Hauptlieferländer". Hinzu kommen weitere sechs Millionen Tonnen aus den USA.

Symbolbild Deutschland als Krisengewinner
Stahlkocher am Hochofen in Duisburg: "Ohne Kokskohle geht es nicht"Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Die größten Mengen an Kokskohle stammen aus Russland und den USA. Diese veredelte Kohlesorte mit einem hohen Brennwert benötigt die Stahlindustrie für die Eisenproduktion  in Hochöfen. Steinkohle selbst ist dazu nicht geeignet, da bei ihrer Verbrennung zu viel Schwefel und Ruß freigesetzt wird, die das Eisen verunreinigen.

Erneuerbare Energien decken Bedarf noch nicht

Der weltweite Kohlehandel bewegte sich im vergangenen Jahr in einer Größenordnung von 1,1 Milliarden Tonnen. Und der Verein der Kohleimporteure geht davon aus, dass Kohle auch in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts nicht zum Auslaufmodell wird. Auch nicht in Deutschland - trotz der Energiewende.

In welchem Umfang künftig mehr Strom aus Sonne und Wind ins Netz gespeist werden kann, das lässt sich nicht konkret absehen. Insofern geht der Geschäftsführer der Kohleimporteure Franz-Josef Wodopia davon aus, "dass wir in den nächsten Jahrzehnten gebraucht werden. Ich sage das bewusst so grob, weil es ja denkbar schwer ist, energiepolitische Entscheidungen abzuschätzen. Bekommen wir die Leitungen, die den Strom von Norddeutschland nach Süddeutschland bringen? Entwickelt jemand eine günstige Speicherlösung, die wir heute noch nicht kennen?" Auf diese Fragen gibt es noch keine konkreten Antworten.

Kernkraftwerke laufen bis 2022

Die Kohle ist nach wie vor zu 40 Prozent an der Stromerzeugung beteiligt. 23 Prozent entfallen auf die Braunkohle, 17 Prozent auf die weiter unverzichtbare Steinkohle. Unverzichtbar auch unter dem Aspekt, dass die letzten Atomkraftwerke in Deutschland 2022 abgeschaltet werden. Franz-Josef Wodopia zieht daraus den Schluss, "dass mit dem Auslaufen der Kernenergie eine gewisse Stabilisierung auch für die Kohle kommt, weil die fluktuierenden Erneuerbaren gerade die Kernenergie, die immer rund um die Uhr gelaufen ist, nicht ersetzen können."

Diese Importabhängigkeit schließt allerdings auch Preissprünge auf dem internationalen Markt ein. So wie etwa im vergangenen Jahr, als die Nachfrage unter Druck stand, schnellten die Preise massiv in die Höhe. So kostete zur Jahresmitte 2016 eine Tonne Importkohle noch rund 50 Euro. Bis zum Jahresende schnellte der Preis auf 100 Euro in die Höhe, bilanziert Wodopia. "Und bei Kokskohle, man halte sich fest, gab es sogar eine Verdrei- bis Vervierfachung. Je nachdem, welche Qualität erwünscht." Das heißt: Die Kosten beliefen sich auf mehr als 250 Dollar pro Tonne.

Stahlindustrie ist auf Kokskohle angewiesen

Mit Kokskohle konnten die Kohleimporteure folglich am meisten verdienen. Auf die Abnehmer in der Stahlindustrie ist nach den Worten von Franz-Josef Wodopia absehbar auch künftig Verlass. "Denn in dem Maße, wie im Rahmen der Energiewende die Steinkohle zurückgehen dürfte, wird die Kokskohle sogar an Bedeutung gewinnen." Schließlich genießt deutscher Stahl international einen glänzenden Ruf.

Dementsprechend werden deutsche Stahlkocher auch weiter beim Verein der Kohleimporteure ausreichende Mengen Kokskohle ordern. Trotz Energiewende und hochgesteckter Klimaschutzpläne: An der Kohle führt am Wirtschaftsstandort Deutschland auch nach dem Ende des heimischen Steinkohlebergbaus weiter kein Weg vorbei.