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Stichwahl im Kampf um Prager Burg

25. Januar 2013

Die Kandidaten für das Amt des tschechischen Präsidenten sind von Grund auf unterschiedlich: der eine adliger Freidenker, der andere Lebemann und Vollblutpolitiker. Die erste Direktwahl ging in das hartumkämpfte Finale.

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Milos Zeman (l.) und Karel Fürst zu Schwarzenberg (Foto: dpa)
Bild: picture alliance / dpa

Bis zuletzt haben Karel Fürst zu Schwarzenberg (im Foto rechts) und Milos Zeman den Kampf um die Prager Burg, den traditionellen Sitz des tschechischen Präsidenten, in aller Öffentlichkeit und mit harten Bandagen geführt. In Fernseh- und Rundfunkduellen bemühten sie sich bis zuletzt um die Zustimmung der Bevölkerung, die erstmals das Staatsoberhaupt direkt wählt. Im ersten Wahlgang am 11. und 12. Januar gaben 60 Prozent der rund acht Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme ab. An diesem Freitag (25.01.2013) begann die zweitägige Stichwahl. Der bisherige Präsident Vaclav Klaus darf nach zwei Amtszeiten nicht wieder antreten.

Zwei alte Hasen

Beide Kandidaten verfügen über ein großes Maß an politischer Erfahrung. Der 68-jährige Milos Zeman war von 1998 bis 2002 Regierungschef und handelte damals den tschechischen EU-Beitritt aus. 2003 scheiterte er bei seinem ersten Versuch, Präsident zu werden, am jetzigen Amtsinhaber. Seine eigene Partei, die sozialdemokratische CSSD, hatte ihm die Gefolgschaft verweigert. Verärgert gründete Zeman eine linke Bürgerrechtspartei, zog sich in der Folge aber weitgehend aus der Politik zurück. Bei seinem Comeback kündigte der volksnahe Politiker jetzt an, den europakritischen Kurs des amtierenden Staatschefs nicht fortführen zu wollen. Stattdessen wolle er Tschechien zu einem Wohlfahrtsstaat nach skandinavischem Vorbild umgestalten.

Der 76-jährige Karel Fürst zu Schwarzenberg stammt aus einem berühmten Adelsgeschlecht, dessen Stammsitz in Mittelfranken liegt, und ist zurzeit Außenminister Tschechiens. Von 1948 bis 1989 lebte der konservative Politiker im österreichischen Exil und unterstützte die Bürgerrechtler um den Dichter Vaclav Havel. Als dieser nach der sogenannten "samtenen Revolution" im Dezember 1989 Präsident der damaligen Tschechoslowakei wurde, machte er Schwarzenberg für zwei Jahre zu seinem Büroleiter mit dem Titel "Kanzler".

Knappes Rennen

Bislang hat sich keiner der Kandidaten einen klaren Vorsprung verschaffen können. In der ersten Runde, zu der neun Kandidaten angetreten waren, erhielt Zeman 24,2 Prozent der Stimmen, Schwarzenberg 23,4 Prozent. Beobachter erwarten deshalb bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit leichten Vorteilen für Zeman.

Im aggressiv geführten Wahlkampf der vergangenen Tage wurde die Vertreibung von drei Millionen Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Hauptthema. Schwarzenberg bezeichnete die in den sogenannten Benes-Dekreten festgeschriebene Enteignung und Vertreibung als Verletzung der Menschenrechte, Zeman verteidigte sie.

mak/wa (dapd, dpa, afpe)