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Stichwort: Aceh

20. Juli 2005

Die Provinz Aceh in Indonesien liegt an der Nordspitze der Insel Sumatra und ist seit Jahrzehnten Schauplatz eines blutigen Konflikts um Autonomie. Jetzt könnte es endlich Frieden geben.

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Eine eigene Flagge gibt es schon

Die 4,3 Millionen Einwohner Acehs bilden eine strenggläubige Minderheit unter den indonesischen Muslimen. Das einstige Sultanat ist der größte Erdgasproduzent Indonesiens. Zusammen mit Erdöl, Holz, Kautschuk und Kaffee brachten die Erzeugnisse Ende der 1990er Jahre Schätzungen zufolge der Regierung jedes Jahr etwa vier Milliarden US-Dollar - vier Milliarden Euro - ein. Davon fließt bislang jedoch nur ein Bruchteil - schätzungsweise zehn Prozent - in die Region zurück. Mit 55.000 Quadratkilometern ist Aceh etwas größer als Niedersachsen.

Offener Bürgerkrieg

Die wirtschaftliche Benachteiligung und die Brutalität des indonesischen Militärs sind Hauptgründe des blutigen Konflikts. Seit 1976 kämpft die "Bewegung Freies Aceh" (Gerakan Aceh Merdeka - GAM) mit Waffengewalt für die Unabhängigkeit. Das Militär antwortete vor allem in den 1990er Jahren brutal: Tausende Zivilisten wurden ermordet. Zeitweise glich die Region einem Land im offenen Bürgerkrieg. In den vergangenen 26 Jahren sind in dem Konflikt mehr als 12.000 Menschen getötet worden.

Seit 2002 war ein Teilautonomie-Statut für Aceh in Kraft. Ein Referendum über die Unabhängigkeit, für das eine gewaltfreie Bürgerrechtsbewegung bis zu einer Million Menschen auf die Straße brachte, lehnt die frühere Staatspräsidentin Megawati Sukarnoputri jedoch strikt ab. Unter ihrem Nachfolger, dem seit Oktober 2004 amtierenden, ersten frei gewählten Präsidenten des Landes und ehemaligen General Susilo Bambang Yudhoyono stiegen die Chancen auf eine Lösung des Konflikts.

Gebrochene Versprechen

Die Kämpfe in der Region Aceh reichen bis in das Jahr 1870 zurück, als niederländische Truppen das einst unabhängige Sultanat besetzten. Tausende niederländischer Soldaten und indonesischer Widerstandskämpfer kamen bis 1940 in einem der längsten Kolonialkriege ums Leben. Von 1945 bis 1949 kämpften die Bewohner von Aceh erneut gegen die Niederländer, diesmal für die indonesische Unabhängigkeit.

Bereits Anfang der 1950er Jahre, nachdem Jakarta Versprechungen für ein größere Autonomie nicht eingehalten hatte, lehnten sie sich dann gegen die Zentralregierung auf. Die Kämpfe flauten über die Jahre ab, flammten dann aber 1976 wieder auf und dauern bis heute an.

Einigung auf Waffenruhe

Anfang Dezember 2002 hatten in Genf die separatistischen GAM-Rebellen und die Zentralregierung in Jakarta einen Friedensvertrag unterschrieben, der der Region Autonomie zusicherte. Zudem sollten Erlöse aus dem Rohstoffgeschäft zurück in die Region fließen. Im Mai 2003 scheiterten Gespräche über die Umsetzung des Friedensabkommens. Das indonesische Militär startete daraufhin eine Offensive in Aceh. Mehrere weitere Friedensverhandlungen unter internationaler Vermittlung scheiterten. Nach dem verheerenden Tsunami bei dem in der Region rund 100.000 Menschen starben, nahmen Rebellen und Regierung im Dezember 2004 die Verhandlungen unter finnischer Vermittlung wieder auf. Am 17. Juli 2005 einigten sich beide Seiten auf einen Waffenstillstand, der am 15. August 2005 unterzeichnet werden soll. (kap/mik)