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Aufnahmelager Friedland

19. März 2009

Das als "Tor zur Freiheit" bezeichnete Grenzdurchgangslager Friedland wurde im September 1945 von den Alliierten zur Aufnahme von Kriegsflüchtlingen, Vertriebenen und entlassenen Kriegsgefangenen gegründet.

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Das Grenzdurchgangslager Friedland aus der Luft fotografiert (Foto: dpa)
Das Grenzdurchgangslager Friedland aus der Luft fotografiertBild: picture-alliance /dpa

Seither sind in der Einrichtung südlich von Göttingen allein mehr als vier Millionen deutschstämmige Aussiedler aus den früheren Ostblockstaaten aufgenommen worden. Seit Oktober 2000 ist Friedland das einzige Erstaufnahmelager für Flüchtlinge in ganz Deutschland. Heute hat die Aufnahmeeinrichtung noch rund 100 Mitarbeiter und eine Kapazität von 1000 Betten. Davon wird zumeist nur ein kleiner Teil von neu eingetroffenen Aussiedlern belegt.

Die Hälfte der Plätze wird für Menschen benötigt, die in Friedland sechsmonatige Integrationskurse absolvieren, bevor sie in die ihnen zugewiesenen Bundesländer weiterreisen. Außer deutschstämmigen Aussiedlern wurden in Friedland auch immer wieder Menschen aus unterschiedlichsten Ländern aufgenommen.

1956 zum Beispiel kamen Flüchtlinge aus Ungarn, 1973 nach dem Militärputsch in Chile Verfolgte des Pinochet-Regimes, 1978 die "Boat People" aus Vietnam, 1984 Tamilen aus Sri Lanka und 1990 Flüchtlinge aus Albanien sowie seit mehreren Jahren jüdische Emigranten aus den Nachfolgeländern der Sowjetunion.

Verpflegung, Kleidung, medizinische und psychologische Hilfe

Die rund 120 irakischen Flüchtlinge, die jetzt in Friedland aufgenommen werden sollen, werden von Mitarbeitern und Wohlfahrtsverbänden verpflegt. Caritas, Innere Mission und Rotes Kreuz halten warme Kleidung gegen die für Iraker ungewohnt kühlen Temperaturen bereit. Auch für die medizinische Betreuung der Neuankömmlinge ist gesorgt.

Die Unterbringung der Flüchtlinge vergleicht der Leiter des Grenzdurchgangslagers, Heinrich Hörnschemeyer, mit einer Jugendherberge. Es gibt unterschiedlich große Zimmer mit zwei bis acht Betten. Familien werden möglichst gemeinsam in einem Zimmer untergebracht, einzelne Flüchtlinge werden nach Geschlechtern getrennt auf die Zimmer verteilt. Den Flüchtlingen stehen kleine Küchenzeilen zur Verfügung. Die drei Hauptmahlzeiten am Tag gibt es im zentralen Speisesaal des Lagers, der 500 Menschen Platz bietet.

Gefühl von Sicherheit und Ruhe vermitteln

Doch nicht nur für das leibliche Wohl der Flüchtlinge ist gesorgt. Speziell für sie ausgearbeitete Freizeitangebote sollen ihnen die Möglichkeit geben, Kontakte zu knüpfen und sich zu entspannen. Es sei wichtig, "dass sie sehr schnell merken, dass sie hier sicher sind und dass sie zur Ruhe kommen", sagt der evangelische Lagerpastor Martin Steinberg. Dafür können sie bei Bedarf auch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.

Das Lager Friedland hat einen Helferkreis mit Dolmetschern und anderen professionellen und ehrenamtlichen Helfern organisiert, um den Flüchtlingen den Anfang in Deutschland leicht zu machen. Ihm gehören sowohl muslimische als auch christliche Iraker an. "Wir sind bereit", sagt Steinberg. "Wir freuen uns auf die Flüchtlinge." (je/dpa/afp/kna)