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Stichwort: Der Fall Khaled el-Masri

Gernot Jäger8. Dezember 2005

Von der CIA auf Grund einer Verwechslung verschleppt und Monate lang festgehalten und misshandelt - auf diese Kurzformel könnte Khaled el-Masri sein Schicksal bringen. Seine Geschichte.

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Bild: AP

Auf seine internationale Bekanntheit hätte Khaled el-Masri sicher gerne verzichtet. Er stammt aus dem Libanon, ist deutscher Staatsbürger und heute Anfang 40. In die Fänge der CIA, dem US-Geheimdienst, gerät er laut eigenen Angaben am Silvestertag 2003: er sitzt in einem Reisebus und ist unterwegs nach Mazedonien. Zu Hause in Neu-Ulm ist er verheiratet und hat ein Autogeschäft.

Seine Reise nach Mazedonien endet an der serbisch-mazedonischen Grenze. Polizisten - so erzählt er es später den Ermittlungsbehörden in Deutschland - holen ihn aus dem Bus. Ein tagelanges Verhör über angebliche Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida beginnt.

Gefangen in Kabul

Dann kommen nach seinen Angaben die Amerikaner ins Spiel. El-Masri wird mit verbundenen Augen zum Flughafen von Skopje gefahren, er bekommt eine Spritze und wird bewusstlos. Als er wieder zu sich kommt, ist er in Afghanistan in einem Gefängnis in Kabul. Das erzählen ihm Mitgefangene, von seinen Bewachern erfährt er nichts.

Wochenlang wird el-Masri in Kabul von CIA-Leuten verhört. Immer wieder geht es um El Kaida. El-Masri weiß irgendwann nicht mehr weiter und tritt schließlich aus lauter Verzweiflung in den Hungerstreik. Erst nach vier Monaten, im Mai 2004, bemerkt die CIA, dass sie einen Unschuldigen verschleppt hat - eine Namensverwechslung, heißt es. Alles, was der entführte Deutsche von den vier Monaten berichtet, scheint plausibel. Das bestätigen die deutschen Behörden, die den Fall untersucht haben.

Wusste Schily Bescheid?

Schon bevor die Amerikaner den Unschuldigen nach Mazedonien schaffen, informieren sie angeblich die Bundesregierung, genauer gesagt, Bundesinnenminister Otto Schily. Das berichtet zumindest die US-Zeitung "Washington Post".

Der Fall el-Masri wäre vermutlich kein Einzelfall. Murat Kuramz, ein junger Türke, geboren in Bremen, verschwand vor etwa vier Jahren in Pakistan. Bis heute sitzt er als Terrorverdächtiger im US-Lager Guantanamo auf Kuba. Eine Entlassung ist in diesem Fall nicht in Sicht. Einem Anwalt berichtete der junge Bremer Türke von Schlägen, Nahrungsentzug und Verhören mit Elektroschocks.